Samstag, 22. Januar 2011

Müssen Träume wahr werden?

Es ist wieder soweit. Immer pünktlich, wenn der Frühling an die Tür klopft und Schnee und Staub abschüttelt von ihr, bringt er etwas Wunderbares mit sich: Die Sonne. Mit ihr kommen für mich auch die typischen Sommer-Sonne-Träume. In mir schütten sich Badewannen-weise Glückshormone aus und versetzen mich bei schönen Spaziergängen/Läufen durch die Sonne geradezu in Trance. Hach, auf einer spanischen Finca, oder einem italienischen Weingut Urlaub machen, mit nackten Füßen durch den Sand in warme, sanfte Mittelmeerwellen laufen, sich die salzige Luft um den mit einem zarten Sommerkleidchen und Flipflops bekleideten Körper wehen lassen.
Das sind noch die simpelsten, am einfachsten zu realisierenden Träume (zumindest mit einigermaßen vollen Geldbeutel und nicht zu vollen Terminkalender).

Doch von dort aus geht es in im Kopf munter weiter: Aus dem ursprünglichen, ein, zwei Wochen langen, Urlaub wird ohne große Übergänge plötzlich mein höchstpersönlich ganz eigenes Weingut inklusive kleinem Bauernhof mit Schafen und Eseln. Ganz deutlich sehe ich die warmen Steine vor mir, die Stein für Stein aufeinander gesetzt und liebevoll zu einem urgemütlichen Haus errichtet wurden, umrankt von Efeu, umgeben von der typisch-mediteranen Landschaft. Ja, da sind auch Zitronenbäume und sie duften ganz wunderbar.

Aus dem Kurztripp wird mal eben ein kompletter Umzug in ein menorcanisches Strandhaus, stets nur ein paar Schritte von den schäumenden Wellen des blauen Meeres entfernt. Touristen gibt es in dem Traum freilich auch nicht, und wenn doch, dann bleiben sie in iherm All-Inclusive Vier-Sterne-Hotel, wo sie hingehören. Auch gut vorstellbar, schießt mir gleich als nächstes in den Kopf: Ein vibrierendes, spannendes und in jeder Hinsicht heißes Leben in einer spanischen Großstadt. Die Tapa-Bars, die spanische rauchig würzige Stadtluft (irgendwo werden immer gerade ein paar Burritos oder eine Paella zubereitet) und natürlich die hübschen und impulsiven Spanier. Die lebhafte Kultur mit ihrer Vorliebe zu ausschweifenden Gesten und Fiestas und Menschen voller Temperament, die mit jeder Bewegung ihre Südländich- und damit verbundene Lässigkeit nur so um sich streuen.

Das Schönste: In der riesigen Welt der Tagträume gibt es keine Grenzen. Während ich mich gedanklich an das Mittelmeer beame, stellt sich jemand anders vielleicht grad sein Rebdachhäuschen auf einer Insel in der Nordsee vor. Oder einfach nur sich, ein Zelt und den kanadischen Wald.


Und was, wenn...?

Doch war wäre, wenn so ein Traum tatsächlich wahr würde? Simsalabim und schon findet man sich im erträumten Strandhaus wieder, inklusive Pina Colada mit Schirmchen in der Hand und Blume im Haar?
Nun, der Pina Colada wäre rasch leer getrunken (zumindest in meinen Händen), die Blume würde man spätestens zum Schlafengehen ablegen (drückt ja doch nur) und was das Haus betrifft: So schnuckelig es aussehen mag, putzen muss man es trotzdem ganz genauso wie die Wohnung in Salzburg. Da aus zartem Bambus aufgebaut (sah halt so toll aus im Tagtraum), fielen beim kleinsten Wind der über ein sanftes laues Windchen hinausgeht, sofort Reparaturarbeiten an. Und spannender hätte man es sich wahrscheinlich auch bald vorgestellt, so ein Leben direkt am Meer, da wo andere Urlaub machen. Man gewöhnt sich an alles. Selbst das traumhafteste Meer und der schönste Strand verliert seinen Glanz und seinen Zauber, hat man ihn ständig direkt vor der Nase.

So ein Traum wäre bei seiner Umsetzung also vielleicht gar nicht mehr so traumhaft.
Ich glaube: Die Träume sind dennoch wichtig. Sie sind ein wunderbarer Rückzugsort vom Alltag, von der Realität, die wenn auch nicht unbedingt grau ist, dennoch wenig Ähnlichkeiten mit einem Leben auf einer karibischen Insel hat. Das Strandhäuschen kann man jederzeit besuchen, man muss ja nur die Augen schließen.

Ich glaube auch, dass die Träume an sich und nicht ihre Realisierung ein Geschenk ist: Letztlich ist es unsere Fantasie, die dem Leben meiner Ansicht nach tatsächlich einen Sinn gibt. Die möglichkeit, sich ganz neue Dinge vorzustellen, zu erträumen (und manchmal auch umzusetzen).

Und sollte einen das Fernweh und die Sehnsucht dann doch übermächtigst ergreifen, lässt sich ja auch ein tatsächlicher Urlaub planen. Bald schon packt man dann die Koffer und reist (mehr oder minder) kurzerhand nach Kreta/ Honolulu oder auch einfach "nur" aufs Land/ auf Städtetrip.
Frisch aus dem Urlaub, erholt und braun gebräunt ist man dann vor allem über eins froh: Seine Füße wieder auf heimisches Gefilde und in die eigenen vier Wände setzen zu können.

2 Kommentare:

  1. @Anon; bist n Held.

    Tine, dir stimme ich zu. Ich habe diese Gewöhnung selbst schon erlebt; ich bin mit meiner Familie über viele Jahre immer wieder nach Dänemark, immer wieder in die gleiche Ecke gefahren. Irgendwann wollte ich einfach mal was anderes sehen. Mittlerweile aber sehne ich mich nach dem Meer (nicht unbedingt genau dort, wo ich immer war)und will unbedingt wieder dorthin, mir einfach die Luft um die Nase wehen lassen.
    Es ist eine grundlegende Eigenschaft des menschlichen Verstandes, nie mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Da hilft nur: Ausbrechen aus den gewohnten Verstandesmustern.
    Und wenn die Träume dazu beitragen, mit dem Jetzt zufriedener zu sein, was kann daran falsch sein?

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  2. Arne bezog sich auf einen dieser Menschen die bei Blogposts sinnvolle Kommentare wie "looool" abgeben. Tja, ich schätze, unter Freizeitgestaltung versteht halt jeder was anderes.

    @Arne: Ich gebe dir Recht, Träume ergänzen unser Leben einfach nur. Ich denke es ist genau die Herausforderung, nicht unzufrieden zu sein mit dem was man hat und gleichzeitig träumen zu können :-) Das muss ja keinen Widerspruch in sich darstellen. Es ist mehr ein "über den Tellerrand kucken".

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