Sonntag, 27. März 2011

Planlos glücklich

Manchmal wacht man morgens auf und hat schon einen sehr konkreten Plan vor sich, wie der Tag wohl ungefähr ziemlich genau ablaufen wird: von 9 bis 11 Uni, danach schnell heim, was essen, dann von 13 bis 16 Uhr wieder Uni und danach muss man auch irgendwann noch dringend einkaufen und die Wäsche waschen, bevor man um 20 Uhr dann was ausgemacht hat mit der besten Freundin (die man jetzt schon so oft versetzt hat, dass man mit einem weiteren Mal nahe dran wäre, in Ungnade zu verfallen).


Hierbei handelt es sich um Pläne, konzepiert für einen Tag, an dem viel los ist. Ich kann nur für mich sprechen, aber nach so einem Tag bin ich abends alles andere als glücklich, sondern eher geschafft und erfüllt von dem unangenehmen Gefühl, von Ort zu Ort gerannt zu sein, aber letztlich nichts wirklich Gutes aus dem Tag herausgeholt zu haben. Während ich in einem anderen Post bereits über Verschnaufspausen geschrieben habe, die diesem "Ausgepowert sein" bei einem stressigen Tag vorbeugen können, möchte ich nun auf etwas anderes eingehen: Inwieweit muss, soll, kann und darf man planen?


Man kann nicht generell etwas gegen Pläne sagen, ganz klar. Geht man ein Projekt total planlos an weil das ja "ach so freigeistig und innovativ" sein soll, wird das ganze möglicherweise eher freigeistig und frei von jedem praktischen Sinn und Zweck sowie Vernunft. Pläne sind manchmal dringend notwendig. Auch wenn viel an einem Tag zu erledigen ist, das auch wirklich an diesem Tag erledigt werden sollte, kommt man ohne Plan nicht aus und landet irgendwann in der unmisslichen Lage voller Hektik und Stress. Nämlich dann, wenn man merkt, dass man es unmöglich pünktlich zur Arbeit schafft (bei der ein Zu-spät-kommen bei weitem nicht so tolerierbar ist wie bei einer Vorlesung) und auch das Radl schon wieder nicht zur Reparatur gebracht hat (und das vermutlich an diesem Tage auch nicht mehr schaffen wird, da es bereits 17:45 Uhr ist).


Der Punkt ist: Viele Leute planen auch dann, wenn es gar nicht wirklich nötig ist. Und zwar dann, wenn es (und hier kann ich nur von meiner Meinung sprechen) einfach zu früh für solche Pläne ist. Mag sein, dass ich da zu sehr in meiner Sicht der Dinge gefangen bin, aber ist es wirklich notwendig, schon am Montag einen konkreten Plan zu haben, was man denn die nächsten drei Wochenende so anstellen wird (mit Uhrzeit, eventuellen Zug- und Busfahrzeiten sowie Anfragen an Leute, ob sie denn gerne mitkommen möchten)?


Oder um noch extremere Beispiele aufzugreifen: Ist es wirklich notwendig, schon jetzt darüber zu grübeln, ob man jemals den Mann/ die Frau fürs Leben findet? Wann man denn gedenkt zu heiraten und Kinder zu kriegen und was GENAU man nach dem Studium macht? ("Ich würd ja schon gern reisen, aber eigentlich würd ich dann schon gern meine Wohnung behalten...hm.... lieber gleich arbeiten! ... Oder doch nicht?")


Ich möchte an dieser Stelle auch deutlich differenzieren zwischen dem Träumen und dem Planen: ich träume auch jetzt schon manchmal, wenn ich eine Frau mit einem putzigen kleinem Kind sehe, davon, auch mal Kinder zu haben (sobald das Kind allerdings anfängt, wie am Spieß zu plärren und unflätig zu werden, danke ich Gott von ganzem Herzen, dass es noch nicht so weit ist).
Aber die Planer verfallen dann oft auch in das Schema des Grüblers und verstricken sich in verzwickte Gedankengänge, die jetzt wirklich noch nicht notwendig sind.


Daher glaube ich, bis zu einem gewissen Grad sollte man stets eines versuchen: Planlos glücklich zu sein! Die Dinge auf sich zukommen lassen, spontan und offen zu sein. Das Leben kommt recht gut ohne den von einem selbst sorgfältig geplanten und arrangierten Plan aus, besten Dank. Es ist einfacher mit den Wellen des Lebens zu schwimmen, wenn man den Schwimmstil nicht schon vorher genauestens strukturiert und geplant hat.


Und letztlich tragen einen die Wellen des Lebens möglicherweise genau dahin, wo man die ganze Zeit mit Plänen hinkommen wollte:
An den Strand des glücklichen und erfüllten Lebens.

Freitag, 25. März 2011

Wie kleine Dinge unser Leben verändern

Ein sonniger Nachmittag und man geht das erste Mal an einem Ort spazieren, an dem man noch nie war. Ein Café und lernt das erste Mal den Reiz eines gezuckerten Chai Tee Latte kennen und schmecken. Das neue Parfum, das schon jetzt, wo der Frühling zart an die Türen klopft, nach Sommer und Baden und Sonnencreme riecht.
Oft sind es die kleinen Dinge, die unsere Welt ein Stück weit verändern. Es sind neue, erfrischende Impulse. Es sind Erkenntnisse, die uns dabei helfen, ein bisschen umzudenken.
Manchmal wirkt ein Tag ganz anders, nur, weil wir dabei das Album eines bisher unbekannten Interpreten auf unserem Ipod anhören, der mit seiner Stimme und seiner Gitarre genau das ausdrückt, was wir im Moment empfinden. Manchmal wirkt ein Abend ganz anders, weil der Typ, mit dem wir uns unterhalten, dieses unwiderstehliche Parfum trägt.


Ein wichtiger Impuls ist aber vor allem auch, neue Leute kennen zu lernen. Gespräche mit ihnen zu führen und erstens zu merken, dass diese Menschen nicht ganz oder möglicherweise gar nicht so sind, wie man sie eigentlich eingeschätzt hätte und zweitens dass sie (möglicherweise wider Erwarten) sehr Interessantes zu erzählen und zu berichten haben. Neue Sichtweisen verwirren uns oft, bringen uns aber im Nachhinein dazu, unseren Horrizont zu erweitern.


Genauso interessant ist es jedoch, neue Erfahrungen mit bereits bekannten und/oder befreundeten Personen zu sammeln, neue Dinge zu erleben. Warum muss man sich denn immer zum gemeinsamen DVD-Abend treffen, Videospiel-zocken, Pokerspielen oder ähnlichem zusammentreffen? (Beschäftigungen, die sich daher durchgesetzt haben, weil sie einfach gerne von allen Beteiligten in dieser Konstellation gemacht werden) Eine Idee wäre mal: Etwas Neues ausprobieren. Gemeinsam schwimmen zu gehen. Gemeinsam eine Städtetour machen oder eine Radltour.


Auch hier kann ich mich (wieder mal) nur für das Reisen aussprechen: Hier werden Erfahrungen nonstop gesammelt. An einem Tag wacht man auf und wird spontan von drei Holländerinnen gefragt ob man Lust hätte einen Trip nach "Cape Tribulation" (etwas das die Australier etwas euphemistisch als "Dschungel" beschreiben) zu wagen, am nächsten putzt man sich mal eben die Zähne bevor man auch schon wieder in den Bus steigt um nach Airlie Beach zu fahren, wo die Party niemals endet. Ständig trifft man auf interessante Menschen aus allen Nationalitäten (wobei die Deutschenfrequenz schon überraschend hoch ist), atemberaubende Bilder, neue kulinarische Entdeckungen (wobei das in Australien nur dann neu ist, wenn man auch noch nie in Amerika war. Ja, ich spreche von Amerikanisierung) und generell kommen Hirn und Sinne fast schon kaum mehr mit, all die Impulse zu verwerten und zu verdauen. Eben noch führte man ein philosphisches Gespräch mit einem 24-Jährigen aus Jerusalem über Gott, die Welt und Religionsunterschiede und abends wird man spontan von einer Japanerin eingeladen, Sushi selber zu machen (und ich meine: Sushi! Mjam..)


Doch es braucht keinen Dschungel, keinen Israeli und auch keine fremd-exotisch-klingenden Städtenamen, um neue Erfahrungen zu sammeln und neue Impulse für sein Leben zu gewinnen.
Wer mit offenen Augen durch die Welt läuft, und hier einen der ersten Frühlingsvögel entdeckt, der fröhlich vor sich hin zwitschernd den Frühling einleitet und dort die Mutter, die glückselig ihr Baby im Wagerl mit einem strahlenden Lächeln betrachtet, der entdeckt schon allein damit soviel Wertvolles und Bekanntes, und doch Neues. Wer einen Blick auf die Einzelheiten im Leben behält und nicht, in Gedanken ganz woanders, durch sie hindurch rennt, der kann neuen Erfahrungen kaum noch entgehen.


Denn letztlich ist es das, wofür wir uns entscheiden:
Neue Impulse für unser Leben zulassen und offen sein für unbekannte und neue Dinge, Erlebnisse, Erfahrungen und Unternehmungen.
Der Rest kommt von allein.

Montag, 21. März 2011

Der Luxus der Freiheit

Unterwegs, auf Reisen. Der einzige Besitz ist der, den man mit sich tragen kann und das Einzige, das zählt, ist der Weg zum nächsten Ziel und die Erlebnisse und Erfahrungen auf der Reise. Was früher die Nomaden waren (oder auch teilweise heutzutage noch), sind heute die Backpacker. Heutzutage ist es üblicher als je zuvor, einfach mal den Rucksack mit dem (bei den unerfahreneren Travellern auch gerne nicht zwangsläufig) Nötigsten gepackt, ein Flugticket nach Sydney, Auckland oder Bangkok gebucht und los geht's. (Die Zeit der ehrgeizigen, beinahe fieberhaft-schmerzhaften Suche nach dem günstigsten Flug, bestem Koffer und Reisezeit nach unendlichen schweißtreibenden Recherchen in Internetforen, in der Sabine202 und BigTraveller sich niemals einig zu werden scheinen, mal ausgenommen.)


Da steht man nun, gerade angekommen am Flughafen, und woran man sich anfangs erst gewöhnen muss, wird irgendwann zur Riesenerleichterung: Es gibt nicht viel, das man hat.
Da wäre der Schlafsack, ein paar Kleidungsstücke, die Plastikschüssel und ein Kosmetiktäschchen (tatsächlich nicht sehr groß, da in Hostels divenhafte Auftritte, für die Tonnen und eine Millionen Tiegel an verschiedenen Makeup-Sorten sowie passende Grundierung notwendig sind, nicht üblich sind. Ebenso wenig dreierlei verschiedene Pflegegels für die Haare und Antipickelset.) Das gesamte "Badezimmer" wurde tatsächlich beschränkt auf: Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo. (nach einer gewissen Zeit ist es erstaunlich dass man sich dennoch nicht von einer Nacht auf die andere in ein Zombie verwandelt sondern immer noch so ziemlich wie man selbst ausschaut)


Reist man eine Zeit lang so, sich all seiner Habseligkeiten dank Druck auf den Schultern und den Rücken schwer bewusst, werfen die meisten auch den letzten nicht dringend notwendigen Kram weg. Wie es mir ab diesem Punkt auf Reisen ergangen ist, war einfach erstaunlich und wundervoll: Ich war frei. Verpflichtungen zuhause? Finanzielle Anlagen? Versicherungen, Mieten und alles was zu dem ganzen lustigen Kram gehört, den sich die Menschen im Laufe der Zeit so ausgedacht und letztlich sich selbst auferlegt haben - wurschtegal! Das einzige was zählte, waren mein Rucksack und ich umgeben von einer großen Welt voller Möglichkeiten.


Da waren unglaubliche Menschen verschiedenster Herkunftsländer, Konfessionen und Auffasungen mit denen sich interessante und wirklich inspirierende Gespräche führen ließen, von denen mich einige durchaus geprägt haben. Es sind einfach wertvolle Impulse, sich weiterzuentwickeln, über den Tellerrand zu schauen und aufeinmal zu begreifen: "Hey man kann nicht nur anders denken sondern anders HERUM!"


Da waren Landschaften, bei denen man sich selber ab und zu kneifen musste, ob das denn jetzt auch wirklich echt war und nicht der Himmel nachdem man doch von einem grantigen und oder hungrigen Krokodil erwischt wurde.


Da waren Städte, in denen die Menschen denkbar tolerant und "layed back" waren, in denen Burger King "Hungry Jack's" hieß (so und jetzt langsam die Preisfrage: Wo war ich?)  und einfach alle Geschäftenamen fremd und dennoch sehr interessant, reizvoll und keineswegs einschüchternd oder beängstigend (da fremd) klangen.


Da war das Gefühl, frei zu sein.
Das ist wohl genau der Luxus, den man sich nicht kaufen kann: Der Luxus der Freiheit.

Mittwoch, 16. März 2011

Das Mosaik aus Vorbildern

Vorbilder: Sie spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Erstes Vorbild ist, na wer errät es? Genau, die Mama. Die Frau, die uns damals das Leben schenkte, ist auch die Person die uns die ersten Verhaltensweisen  und Schritte mit auf den Weg gibt (zusammen mit Papa natürlich). Doch spätestens im Kindergartenalter trifft man auf ganz andere Möglichkeiten, sein Verhalten, sein Auftreten, seine Freizeitbeschäftigungen, letztlich auch seinen Geschmack und ähnliches zu orientieren: die anderen Kids, die obercoole Kindergartenpraktikantin mit den großen Ohrringen und den rotgefärbten Locken oder aber die große Schwester von Manuela, die sie öfter vom Kindergarten abholt und  immer so tolle Kleider trägt. Wir beginnen uns, anzupassen, bereits Gelerntes wieder sein zu lassen, um neues Verhalten zu adaptieren. Wir beginnen etwas, womit wir im Leben wohl nie wieder ganz aufhören werden: Vorbildern nachzueifern.


In unserem Leben werden wir mit einer Menge direkten und indirekten Fragen konfrontiert. "Wer bin ich und wie soll ich mich verhalten?", "Wie soll ich sein?", "Was soll ich tragen?", "Wie soll mein Leben verlaufen?". Schwierige Fragen, keine richtige Antwort, da viele Optionen vorhanden, die (fast) alle ihre Daseinsberechtigung haben. Was tun?, fragt man sich nun, und in vielen Fällen scheint die Antwort alsbald parat, als man jemanden erblickt, der genau das kann, was man selbst gerne könnte, genau das besitzt, ausstrahlt, das man gern SEIN Eigen nennen würde. Dieser (mehr oder weniger) glückliche Mensch wird nun zum Vorbild auserkoren. Ob man es bemerkt oder nicht, man schaut sich von nun an genau das ab, was dieser Mensch anders macht, als man selbst. Seien dies nun bestimmte Verhaltensformen, sei es die Art, wie er spricht, sich kleidet oder auch einfach nur sein Parfum. Tiefgreifender können es auch Themen sein, die ihn interessieren oder Hobbys, denen er nachgeht. Einfach alles, das wir als das erfolgseinbringende Kriterium bei diesem Individuum halten.


Soweit so gut. Aber was ist wenn man merkt, dass wir zwar auf Partys nicht ganz so schnell neue Leute kennen lernen wie Anna Müller (das aber gerne würden), dafür aber im Umgang mit Jungs mit unserer zurückhaltenden Art viel besser ankommen als sie ("Die ist immer so überdreht!"). Mit der Zeit merkt man, dass es nicht des Rätsels Lösung ist, sich einfach nur EINE Person auszuwählen, die von nun an als Vorbild dienen soll. Es geht mehr um einzelne Charakterzüge und Aktionen, die man so übernimmt.


Hat man das erstmal für sich erkannt, sucht man unterbewusst bei allem, was man an sich selbst gerne ausbauen und verbessern würde, allem, womit man unzufrieden ist, ein passendes Vorbild. Jemand, der Orientierung bietet und Ansporn, an sich zu arbeiten.
Da wäre besagte Anna, die auf Menschen unglaublich aufgeschlossen wirkt und schnell Leute kennen lernt, Paul, der extrem diszipliniert ist und alle seine Termine und Pflichten perfekt einhält oder Stefanie, die den Dalai Lama in Sachen Ausgeglichenheit vor Neid erblassen lässt.


Mit der Zeit bildet sich mehr und mehr ein Mosaikbild aus Vorbildern, in dem wir mehr und mehr herausarbeiten, was wir gerne sein möchten und was nicht, an was wir arbeiten möchten und was wir so eigentlich ganz ok an uns finden, vielleicht sogar sehr gut.


Denn der wichtigste und größte Stein, der auf seine eigene Art schimmert und strahlt wie kein anderer, sollte immer noch folgender sein: Unser ganz eigener, der uns einzigartig macht.