Aber auch für andere, deren Monatsgehalt im dreistelligen Bereich liegt, scheint die zeit durch die Finger zu rinnen, gar weg zu laufen. "Was, schon fünf Uhr?", ist ein nicht selten gehörter Ausruf, voll Unglaubens und voll Panik. Denn die Kontrolle über die Zeit zu verlieren, ist ein ungutes Gefühl. Im Alltag herrscht ein genereller Druck, alles, was den lieben langen Tag so zu tun ist, auch den lieben langen Tag lang und die 24 Stunden die er leider Gottes lediglich hergibt zu schaffen. Da wirkt der Tag oft möglicherweise lieb, ganz sicher aber nicht lang, sondern eher viel zu kurz. Man blickt immer wieder auf die Uhr, um also den Überblick zu behalten.
Andererseits ist dann irgendwann, sah es grade noch meilenweit weg aus, plötzlich Feierabend. Ob nun tatsächlicher Feierabend im Job oder aber einfach "genug für heute gelernt", spielt hier keine Rolle. Hauptsache: Alle Arbeit ist getan. Man beginnt sich zu entspannen und die To-Do-Liste des Tages rückt langsam in Vergessenheit (wenn sie dorthin nicht sowieso schon verbannt wurde). Man lässt sich gemütlich auf der Couch nieder, schaltet den Fernseher oder/und Laptop an und möchte für eine halbe Stunde oder so jetzt einfach nur: Rasten. Voll Vorfreude sitzt man da auf den tollen Abend und denkt sich: Super, ich kann endlich mal was für mich machen! Das ist mein Abend, meiner, ganz allein!
Und dann kommt das fiese Männchen ins Spiel. Es reibt sich freudig die Hände, lacht einmal hämisch, nimmt die Fernbediehung des Lebens in die Hand und drückt die Vorspul-Taste.
Unschuldig sitzend, sieht man dann nach der gefühlten halben Stunde des seligen Nichts-Tuns und auf-was-ich-noch-alles-machen-kann des Abends auf die Uhr und traut seinen Augen nicht: Wie kann es denn schon 10 Uhr abends sein? Wo sind denn nur all die Stunden hin? Während man überlegt, was genau man sich da eigentlich im Fernsehen reingezogen hat (denn so genau hat man gar nicht aufgepasst), frisst sich mehr und mehr ein deprimierender Gedanke in uns hinein: Der Abend ist hinüber, vergeudet! Man hat einfach nur rumgehangen. Was hätte man nicht alles tun wollen: Die beste Freundin endlich mal wieder anrufen, die Fußnägel lackieren, das Buch, das man schon die ganze Zeit lesen möchte, endlich anfangen..
Angesichts des morgen früh erbarmungslos um halb sieben klingelnden Weckers begibt man sich stattdessend resigniert seufzend ins Badezimmer und kurz darauf ins Bett. Na toll.
Es wirkt als wäre man dem (viel zu schnellen) Lauf der zeit ausgeliefert. Doch das ist nur teilweise so. Es gibt einen Teil, den Sie selbst hochpersönlich in die Hand nehmen können: Sie können die Zeit ganz einfach NUTZEN.
Konkret: Statt bei waagen Vorstellungen zu bleiben, was man denn nicht alles Schönes unternehmen könnte in der Freizeit, machen Sie sich Notizen, konkrete Pläne, in aufgeschriebener Form. Es soll kein Zwang herrschen, schließlich handelt es sich nicht um die nächste To-Do-Liste des Tages, sondern im Gegenteil: Das ist die Liste der eigenen Vorstellungen, Wünsche und Träume. Aufgeschrieben haben Sie danbn all die Möglichkeiten und Dinge, die sie gerne tun. Das Schöne: sie erwarten nicht von Ihnen, erfüllt zu werden. Weder erscheint irgendwann ein Mahnbescheid, weil Sie sich nicht darum gekümmert haben, noch gibt es enttäuschte Gesichter. Es geht hier nur um Sie.
Einmal heimgekommen, sich etwas Leckeres zu essen gemacht und schließlich entspannt und in Jogginghose lässt sich dann in aller Ruhe ein Blick auf die "Traumliste" werfen (ob nun auf einem Zettel, im Kalender oder auf dem Handrücken). Was man zu dem Zeitpunkt, an dem man es aufgeschrieben hat, mit der freien Zeit am Ende des Tages (bzw. vielleicht auch am nächsten Tag) so unternehmen wollte. Wenn endlich Zeit dafür ist. Egal, ob Sie endlich ihre erste Mütze selber stricken oder die Nägel hellblau lackieren: Diese Nacht werden Sie Ihren Kopf aufs Kissen fallen lassen, laut aufseufzen und das tolle Gefühl habe: Jetzt habe ich wirklich mal was für mich gemacht.
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