Mittwoch, 5. Januar 2011

Mach mal ne Pause!

"Du, ich kann jetzt  nicht, ich muss gleich noch einkaufen und dann wartet die Wäsche auf mich. Hoffentlich schaffe ich noch rechtzeitig zur Arbeit, sonst ist der Chef schon wieder so sauer..." Der Alltag ruft und damit für viele auch der liebe Alltagsstress. Denn eines haben sehr viele Menschen ungemein gemeinsam: sie haben viel zu tun.
Selbst wenn man die Ratschläge eines älteren Posts von mir "brav" befolgt und sich genaue Ziele für den Tag gesetzt hat, die für diesen Tag auch tatsächlich schaffbar sind, kann es stressig werden. Tatsächlich geht die Liste wie in meinem damaligen Beispiel nämlich öfters über "vormittags Geschirr spüen (für die armen Tropfen unter uns die keine Spülmaschine haben), nachmittags ein  Kapitel lernen" hinaus, insbesondere wenn es dann eben doch ein paar Dinge gibt die man Schweinehund-bedingt etwas auf die lange Bank gelegt hat (um nicht zu sagen, sich mehr oder minder erfolgreich davor gedrückt) und die jetzt leider umso dringender zu erledigen sind. Wie ein Kobold, den man, statt ihm Beachtung zu schenken, einfach in den Schrank gesperrt hat und der jetzt wütend dagegen klopft und das gute Ding wahrscheinlich bald ruiniert haben wird.

Das Problem, oder nennen wir es lieber Herausforderung, die sich stellt, ist nunmal primär, dass es nicht nur eine Sachen zu tun gibt, auch nicht zwei oder drei sondern drei große und vierhundertmillionen kleine. Die to-do-Liste hat an manchen Tagen die gruselige Tendenz, sich zu erweitern statt zu verkleinern und es scheint, als ob mit jedem Hakerl drei neue Punkte aufgelistet werden müssen. Um das Fiasko zu komplettieren handelt es sich auch noch um eine "to-do-TODAY-liste", da bereits einige Punkte auf ihr stehen, die ohnehin eigentlich schon vor einer (im schlimmsten Fall laaaanger) Zeit hätten erledigt werden sollen.

Und jetzt rate ich eins, das vermutlich nun erstmal verstören wird: Mach ne Pause.
Genauer: Setz dich hin, schalt den Kopf (so gut es nun mal geht) aus, mach die Augen zu und versuch mal, alles zu vergessen, woran du gerade gedacht hast (sollte es sich um einen Pin-Code handeln, der dir gerade mitgeteilt worden ist und den du künftig brauchen wirst, rät es sich, jenen vorher noch kurz zu notieren). Um es anders zu formulieren: Scheiß mal auf alles, was gerade ungemein wichtig erscheint. Nur für einen Moment. Vielleicht hilft tief Ein- und Ausatmen, doch das will ich hier aus klischebedingten Gründen nicht raten. Ich appeliere hier viel mehr an das Individuum, das das hier gerade liest und aus Erfahrung höchstwahrscheinlich selbst am besten weiß, welche Rituale, Bewegungen, Schnaufarten oder ähnliches ihn/sie beruhigen.
Im besten Fall ist es jetzt kurz einfach schwarz. Am Anfang ist es noch schwierig loszulassen, doch mit ein bisschen Übung, fällt es leichter, das tatsächlich auf Knopfdruck zu tun, das kann ich versprechen.

Öffnet man nun die Augen wieder, ist es (zumindest aus meiner Perspektive) interessant, das selbe Umfeld, in dem man gerade wirr und gestresst hektelnd herumgerannt ist, aus der sitzenden und wesentlich ruhigeren Perspektive zu sehen. Nein, es hat sich nicht in ein Schlarafenland verwandelt (bitte mir mitteilen falls jemand eine Taktik hierfür gefunden hat!) und ja, es steht immer noch genau so viel an. Dennoch kann man die Dinge nun im Kopf ruhiger angehen lassen.

Es geht primär darum, wieder Ruhe und einen klaren Kopf zu bekommen und sekundär darum, das Riesenknäuel aus Pflichten und Aufgaben in einzelne Fäden zu zerlegen, die man abhaken kann. Nichts ist unschaffbar und wenn doch, so kann man sich Hilfe holen oder auch einfach mal scheitern. (gibt kaum was menschlicheres).

Zum ersten Punkt ist folgendes nun ebenso wichtig: warum bin ich gerade gestresst? Liegt die Antwort der Frage auf den ersten Blick eindeutig auf der Hand ("weil ich halt viel zu tun hab!"), lohnt es sich jedoch oft, einen zweiten Blick zu riskieren und zu überlegen "warum aber stresst mich das gerade so?". Dabei kommt man in so einer Pause oft auf die wahren Gründe, beispielsweise Schuldgefühle, die mit der Aufgabe selber jedoch garnichts zu tun haben. Ist man sich darüber im Klaren, weiß man oft, womit man sich gedanklich beschäftigen möchte, NACHDEM die aufgaben erledigt sind. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Allein das Problem zu kennen, hilft oft ungemein, da man diesen doofen Knoten im Bauch endlich benennen kann und nicht mehr einfach nur "gestresst" ist.

Übrigens lohnt es sich auch bei einem eher unstressigen Tag, eine Pause zu machen, einfach nur, um mal in sich reinzuhören und den Status Quo des Tages und der Gefühlswelt zu erfassen. So kommen oft auch gute Ideen, die einem sonst eher kurz vorm Einschlafen (und damit oft dann wenn man sie nicht mehr macht/en kann) einfallen.

Nach dieser Pause kann es, mit einer wesentlich strukturierteren Vorgehensweise und Vorstellungen, wieder munter ans Werk gehen.
Doch eines sollte einem in der Pause klar geworden sein: Ich bin ich und ich habe meine Aufgaben. Ich bin jedoch keine Maschine, die alles schaffen kann und muss."
Und wer weiß, vielleicht kriegen sie den Tag genau aufgrund dieser beruhigenden Tatsache dann doch noch rum und können sich abends gemütlich auf die Couch kuscheln. Oder aber endlich mit der Freundin reden, wegen der sie EIGENTLICH den ganzen Tag gestresst waren und endlich die Differenzen bereinigen.

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