Freitag, 7. Januar 2011

All I EVER wanted

"All I need is you", "You're all I ever wanted"... die Lieder, speziell der eher poppig-souligen (um nicht zu sehr zu werten schnulzigen) Musikrichtung überschlagen sich gerade zu vor Sehnsuchtsausrufen. Oft dicht geknüpft an die Aussage: "Wenn ich doch nur dich hätte, dann ginge es mir gut. Mehr brauche ich nicht." Hört sich das im ersten Moment vielleicht romantisch an, ist es meiner Ansicht nach eine sehr emotionale aber nicht unbedingt fundierte und gefestigte Aussage, mehr im Affekt und akuter Sehnsucht ausgedrückt. Einerseits löst es in vielen von uns Erinnerungen aus, an ihn/sie, den/die man sich auch schon einmal so sehr herbei gewünscht hat. Klar hat diese Emotion, wenn auch nicht für immer, dafür in diesem Moment umso dringender, ihre Berechtigung. Und natürlich ist es absolut legitim, das ganze dann in einem Gedicht, Lied oder was auch immer niederzuschreiben und gegebenenfalls zu publizieren.

Doch was die Aussage betrifft, so halte ich sie für falsch. Es ist wie damals, als man noch ein kleines Kind war und das dringende Gefühl hatte: "Wenn ich dieses Barbie-Traumhaus/ Playmobil-Ritterburg/ Lego-Weltraumstation bekomme, dann, ja dann, bin ich glücklich und brauch nie wieder was." Es handelt sich hierbei um Sehnsüchte, die das rationale Denken überschatten und einen aufgrund simpelster Bedürfnisse glauben machen, dass das Erreichen dieses einen Ziels für allzeitige Glückseligkeit sorgen wird. Denn wie könnte es einem schon schlecht gehen, wenn man DAS hat? Unmöglich.

Doch möglich. Sicher, sobald man die Eltern schließlich solange genervt hatte und das gewünschte Teil in seinen Händen hält, war da erstmal pure Freude. Euphorie bishin zur Ekstase darüber, dass der große Traum nun wirklich wahr wurde. Doch, what comes up, must come down: Nach der Euphorie kehrt man wieder in den Alltag zurück.

Um von Spielzeug wieder auf Menschen zu kommen: Hat einen der/die Angebetene erst einmal erhört, schwilgt man erstmal in Glückseligkeit. Das ist jedoch mit Sicherheit kein Dauerzustand. Denn ziemlich bald kommt es wieder auf das an, worauf es nun einmal wirklich ankommt: Jeder muss für sich fähig sein, eine Beziehung zu führen. Die Kompetenzen und Eigenschaften, die eine Beziehung zu einer funktionierenden "Symbiose" und zwei Menschen in ein dauerhaft glückliches Paar verwandeln können, sind sicher zu komplex, um sie hier alle aufzuschreiben. Wichtig ist vor allem, dass die beiden schlichtweg zusammen passen (was nicht unbedingt heißen müssen dass sie beide leidenschaftlich gern häkeln oder (in seltsamen Fällen vielleicht sogar und) Motorrad fahren. Auch das Zusammenpassen kann sehr individuell sein und ich glaube jeglicher Maßstab hierfür ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

Um zum Punkt zu kommen: Wenn Sie sich das nächste Mal so fühlen, so "All I ever wanted...", "ach wenn sie/er doch nur mein/e Freund/in wäre...", dann überlegen Sie sich noch einmal gut: Ja was wäre denn dann? Es ist nicht so leicht, in diesem Fall rational zu denken und ist meines Erachtens auch nur dann notwendig, wenn sich das ganze als Problem herausstellt. Ansonsten darf man ja ruhig schwelgen.

Sollte man jedoch vor Sehnsucht vergehen und darüber nachdenken, sich bei einem Nicht-Zustandekommen der Beziehung am besten gleich von der nächsten Brücke zu stürzen, so sollte man sich noch einmal gut vor Augen führen:

Allein die Tatsache, dass man erhört wird, führt nicht zu einer funktionierenden Beziehung.
Punkt.

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