Freitag, 31. Dezember 2010

Der Ja-Sager

Vor einer Weile habe ich mit einem Freund den Film "Der Ja-Sager" angeschaut. Der Inhalt, grob zusammengefasst: Ein relativ junger Kerl lebt sein Leben auf recht kontinuierliche und strukturierte Art und Weise und lässt dabei spontane Aktionen wie auch Freizeitbeschäftigungen à la "Party" immer weniger zu. Man erfährt nicht genau, woran das liegt, es wird aber deutlich suggeriert, dass er sich einfach in einen gewissen Trott eingependelt hat. Natürlich könnte man nun sagen: "Nun ja, es gibt genug Faulpelze auf der Welt. Und Langweiler. Ist er halt einer davon."

Was mich aber überrascht hat: Bis zu einem gewissen Punkt konnte ich den Typen (dato Nein-Sager) verstehen. Er hat sein Leben, geht seinen Alltagsbeschäftigungen nach und landet abends pünktlich um zehn Uhr abends schließlich im Bett, zufrieden mit einem zwar nicht sehr ereignisreichen aber wiederum gut gemeisterten Tag. Keine großen Überraschungen bedeuten auch keine großen Enttäuschungen. Positive Wandel können genauso gut auch negative Wandel hervorrufen, die dieser Kerl durch sein Leben vermeidet.

Dennoch habe ich für mich entschieden, dass ich diese Lebensweise so nicht übernehmen könnte und wollte. Die interessante Wendung in dem Film ist ja (wie der Titel schon recht klar andeutet), dass es dazu kommt, dass besagter Protagonist zu allem "ja" sagt. Ob es nun um eine wilde Motorradfahrt geht oder eine heiße Affäre mit einer Oma (wobei er diese umgangen ist, indem er ohne ein Wort die Flucht ergriffen hat, soweit ich mich erinnere). Zwar weiß ich nicht, ob ich mich nun sofort auf ein Motorrad stürzen würde (dessen Fahrer ich nicht einmal kenne) und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich mich nicht einfach so, einfach nur um "ja" zu sagen, in eine Affäre stürzen würde (gleich mit wem).

Generell glaube ich, dass nicht nur ich, sondern viele unter uns zu selten "ja" sagen. Es gibt so viele spontane Dinge, die man erleben kann, die zuerst verrückt erscheinen und etwas zu abgehoben vom normalen Alltag, dennoch aber deutlich überraschen können. Spontane Ausflüge oder einfach nur ein spontanes Treffen, so wie mit Freunden endlich mal wieder gescheit fortzugehen, obwohl man sich auf einen gemütlichen Abend auf der Couch eingestellt hatte ("och, heute abend lieber nicht, aber sonst ja immer gerne!"). Ein Spaziergang früh Morgens, obwohl man eigentlich Langschläfer ist. Oder aber sich wirklich mit dem süßen Kerl/ Mädl treffen, bei dem man sonst zu schüchtern war, sie nach einem Date zu fragen.
Es geht also nicht nur ums "ja" sagen bei einer Frage ("Hast du Lust, ...?"), sondern generell die Optionen im Leben zu überdenken und diese und damit letztlich das Leben als solches zu bejahen. Das ist wie eine kleine Chance, jedes Mal, in der wir uns wagen, mal ein wenig die alten Fußspuren zu verlassen und mal ein wenig die Umgebung rund um den eigenen Weg zu erkunden. (was also heißt dass man den gewohnten Weg deswegen nicht tatsächlich verlässt, sondern sich nur die Chance gibt, auch mal die Pfade nebenan zu erspähen)
Im Volksmund gibt es viele Worte für das, was uns aufhält, das bekannteste ist wohl "der innere Schweinehund". Nimmt man sich jedoch den Druck, alles tun zu müssen, und sieht es eher als Möglichkeit, etwas neues kennen zu lernen (immer mit der Option, dies in einem Fall der  negativen Erfahrung nicht mehr zu wiederholen), so eröffnen sich viele Möglichkeiten.

Denn mal ehrlich: Der Mensch ist zwar ein Gewohnheitstier, aber Alltagstrott führt letztlich doch wirklich nur zu einem: Routine und Langweile.
Also dann, wir sehen uns Morgen früh im Park!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen