Donnerstag, 16. Dezember 2010

Warum haben nur Filme Soundtracks?

... und am Ende küsste er sie und zarte Geigenmusik begann zu frohlocken (oder je nach Alter des Films wahlweise auch ein lockerflockiger Popsong). In Filmen ist es das Normalste der Welt: zu jeder Szene gibt es das passende Lied und die passende Hintergrundmelodie. Romantische Happy-Ends werden mit ebenso Happy Music unterlegt, während sich böse Unruhestifter mit einem sich steigerndem, bedrohlich klingendem Geigencrescendo ankündigen. Nachdenkliche, leicht melancholische Klaviermelodien plätschern im Hintergrund, wenn die Protagonistin in traurigen Gedanken versunken durch den Park spazieren geht und mit Tränen in den Augen Enten füttert. Egal was in einem Film gerade passiert: die passende Musik kommt bestimmt. Und wenn nicht, so handelt es sich um ein absichtlich gesetztes Stilmittel. Ein Appell an den Zuschauer, auf die Szene statt auf ablenkendes Gedudel im Hintergrund zu achten.

Ich habe einmal einen "anspruchsvollen" Film gesehen ("anspruchsvoll" daher, weil er eben ganz anders war als alle anderen Filme und somit natürlich unglaublich beeindruckend und qualitativ hochwertig sowie ergreifend philosophisch), der sich vor allen Dingen durch eines auszeichnete: Es spielte kein einziges Mal auch nur der Ansatz von Musik. Selten hat mich etwas so irritiert.

Doch wieso irritiert es mich so? Im wahren Leben gibt's doch schließlich auch keinen Soundtrack, keine laute Triumphmusik bei einem Lob vom anspruchsvollen Chef oder Note eins mit Sternchen. Kein herzerwärmernder und unheimlich einfühlsamer Soulsänger beim romantischen ersten Kuss im Park.Und es hat auch noch nie ein Klavier für mich angefangen zu spielen, als ich im Park spazieren ging.
Hier meine Frage: Warum eigentlich nicht? Wie wäre es wohl, in jeder Lebenssituation die eigens für das ganz eigene Leben zusammengestellte (bei anspruchsvolleren Gemütern vielleicht sogar eigens komponierten) Musik an seiner Seite zu haben? Fröhliche Momente würden mehr zelebriert werden und in traurigen würde uns traurig-wehmütige Panflötenmusik sanft einlullen und uns helfen, so richtig schön in unserem Mitleid zu baden, um schließlich traurig und doch von der eigenen Trauer angenehm eingebettet einzuschlafen.

Sicher, nachdem eine Situation, ein Moment im Leben (ob nun tragisch, komisch oder irgendwie beides) gewesen ist, lässt sich immer noch CD-Player, Laptop oder iPod anschmeißen. Doch hat man den Hörer nach einem schlimmen Telefongespräch aufgelegt, bei dem man sich mit der besten Freundin böse gezofft hat, ist da dann doch erstmal nur eins: Stille.

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