Samstag, 25. Dezember 2010

Vorsätze: gut oder schlecht?

Es ist Weihnachten (frohe Weihnachten übrigens an euch alle, in diesem Sinne!). Das bedeutet einerseits, dass der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer steht, schön festlich geschmückt, das Kripperl daneben auf einer Ablage die sonst Zeitschriften und Fernbedienungen dient (wobei ich hier jetzt ganz frech von unserem Wohnzimmer auf andere schließe) und die Geschenke sowie Geschenkpapier sind munter auf dem Boden verteilt. Der Adventskalender ist geschlachtet, der Stress weitest gehend vorbei (zumindest betreffend Geschenke, Dekoration und ähnlichem, denn entweder man hat alles erledigt oder nun ist es eh zu spät).

Es bedeutet aber andererseits auch, dass es auf einen weiteren Tag zugeht, der denkwürdig ist und groß zelebriert wird: Silvester. Ein neues Jahr wird eingeläutet. Ob nun Verfechter der "Wir bleiben gemütlich zuhause"-Variante oder aber großer Feierer, der sich schon das ganze Jahr auf den fetten Absturz freut, der zu diesem Tage traditionell geplant ist und auch egal ob es sich nun um angehende Bleigieß-figur-philosophieprofessoren oder Pyromanen handelt, die nach einem Jahr endlich wieder ihrer großen Leidenschaft des Zündelns nachgehen können: Sie alle haben eins gemeinsam:
Angesichts des neuen bevorstehnden Jahres lässt sich jeder, ob nun gewollt oder ungewollt, bewusst oder unbewusst, das vorherige Jahr, vielleicht auch die Jahre davor durch den Kopf gehen, Revue passieren lassen. "Was habe ich getan? Was habe ich erreicht? Bin ich glücklich?" sind Fragen die dann auftauchen können. Und ich wage die Behauptung, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich sage, dass die meisten gedanklich ihren Schwerpunkt eher auf das setzen werden, was eben gerade NICHT gefallen hat. Was nicht gepasst hat, wo man sich oder andere (und damit letztlich in den meisten Fällen auch wieder sich) enttäuscht hat. Wo man Fehler gemacht hat und wann man sich falsch verhalten hat.

Das mag einerseits gut sein. Kritik an sich selbst auszuüben kann sehr förderlich sein, denn es hilft, die eigenen potenziellen Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Fähigkeiten, die man ausbauen kann oder gar solche, die es gilt, völlig neu zu erlernen (wobei ich hier jetzt weniger von Feng-Shui spreche als primär von beispielsweise Fähigkeiten und Tätigkeiten im Umgang mit anderen, simple Dinge wie "mal zuhören").
Es handelt sich hierbei um ein weites Themengebiet, denn die Möglichkeiten, an sich zu arbeiten sind schier endlos. Man kann sich auf sozialer Ebene gegenüber Freunden und Familie steigern, die eigene Berufsleistung verbessern oder aber fleißiger fürs Studium werden. Das ist so individuell wie die Menschen, ihre Probleme und ihre Ansprüche an sich selbst.

Wie vorher schon angesprochen neigen m.E. jedoch viele Menschen dazu, sich insbesondere an die Fehler (ob nun tatsächliche oder als solche empfunden sei mal dahingestellt) des vergangenen Jahres zu erinnern und diese zu bereuhen. Das sind entweder Fehler, die man gemacht hat, oder Dinge, die man eben nicht gemacht hat, obwohl man sie doch vorhatte. (Bei Frauen ganz beliebt: "Schon wieder nicht mit dem Joggen/ Yoga/ Fitness Center angefangen.")

Daher der Vorschlag: Bevor Sie sich in Selbstvorwürfe und krampfhafte Vorsätze ("Diesmal MUSS es einfach klappen!!!") stürzen, denken Sie einmal nach: Was habe ich eigentlich Gutes gemacht? Was ist mir gelungen? Womit bin ich zufrieden? Es handelt sich hierbei weder um Eigenlob noch gar um Selbstverliebt- oder gerechtheit. Es ist nur eins: Fair. Denn wertet man schon all die Schwachstellen, gehört es doch folgerichtig auch dazu, auf die "Pro&Contra"-Liste auch dem "Pro" mal eine Chance zu geben und es zu Worte kommen zu lassen. Obgleich in unserer Gesellschaft leider teilweise verpöhnt und verschrien mit Sprüchen wie "Eigenlob stinkt" ist es meiner Meinung nach für die innere Zufriedenheit und auch für das Erreichen von künftigen Zielen unerlässlich, sich selbst einzugestehen: Ja, ich bin auch stolz auf mich. Ja, ich habe etwas geleistet. Und nein, das ist NICHT selbstverständlich.
Ein weiteres Jahr im Job, ein weiteres Semester im Studium, Freundschaften die schon jahrelang andauern oder aber erst seit einem Jahr und ungleich vertraut und stark geworden sind. Momente, in denen man für jemanden da war, Momente, in denen man geholfen hat. Die bestandenen Prüfungen, die vollendete schriftliche Arbeit (nicht notwendigerweise die aktuelle). Die Liste, wie man sieht, ist schier unendlich. Ich wage zu behaupten, dass es jedem möglich sein sollte, etwas zu finden, worauf er/sie wirklich stolz sein kann.
Sollten Sie jedoch selbst nach gründlichem Nachdenken, Reflektieren und Zurück-Besinnen auf den Schluss kommen: "Nein, ich bin tatsächlich auf gar nichts stolz", so sollten Sie das auf keinen Fall für sich hinnehmen sondern in diesem Fall rate ich: Einfach mal im Freundes- und Familienkreis nachfragen. (Sollten Sie über jene nicht verfügen, nun, so wäre das doch ein guter Vorsatz 2011 ;-) )

Die Mischung aus "Dinge die ich tun und verbessern möchte" (nicht: "Dinge, die ich verkackt und/oder schon wieder nicht erledigt habe") und "Dinge, die bereits gut sind und auf die ich stolz bin" ist meiner Meinung nach die erstrebenswerte Denkensweise, um sich mit Vorsätzen und Zufriedenheit auf das neue Jahr einzustimmen.
Ausgestattet mit einerseits der Wertschätzung und andererseits Kritik seiner selbst lässt sich dann nicht (nur) aus munterer Trunkenheit heraus sondern auch aus tatsächlicher voller Überzeugung ausrufen: "Happy New Year!"

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