Ich gehe fast jeden Morgen laufen. Es ist jedes Mal eine ähnliche Strecke, immer der Salzach entlang und jeden Morgen höre ich dazu Musik und denke nach. Dennoch fühlt sich das “Joggen” (in neudeutsch) jedes Mal anders an. Das Duschen danach, wenn auch tagtäglich die selbe Routine, könnte auch unterschiedlicher nicht sein. Mal lasse ich mir das heiße Wasser genießerisch über den Körper laufen und mnachmal ist da nur der Wunsch, schnell wieder raus aus dem “Ih, nass!” zu kommen. Was für eine Neuigkeit, möchte man sich nun vielleicht denken und da muss ich zustimmen: das geht wohl jedem bei regelmäßigen Tätigkeiten so.
Doch hier setze ich an: Was war in dem Moment anders, als man sich an den Klängen und dem Rhythmus der Musik, die man gerade hört, unwahrscheinlich gefreut hat und man in Erinnerung schwelgte? Beim Laufen das Gefühl hatte, ganz eins und zufrieden mit sich und seinem Körper zu sein? Und was machte das Wasser so herrlich erfrischend, das da aus dem Duschkopf sprudelte?
Ich glaube: Da haben wir uns die Zeit genommen, den Moment zu genießen. “Genieße den Augenblick”, habe ich schon oft gehört, doch bin anfangs davon ausgegangen, das bedeute, man solle eben jene Augenblicke, die man ohnehin genossen hätte, noch mehr honorieren und für sich ausleben um sie sich besser einzuprägen. Das mag stimmen, doch was eerstaunlich ist: Tatsächlich kann man praktisch alles genießen. Morgens aufwachen, frühstücken, duschen, trinken (und ich meine damit einfach nur ein Glas Wasser wenn man durstig ist). Einkäufe erledigen, arbeiten. Einfach die Augen schließen (außer sie genießen gerade das Autofahren, da wäre es wohl weniger ratsam), tief durchschnaufen und in sich reinhören. Das ist das ganze Geheimnis dahinter, meiner Ansicht nach. Keine Yogaverrenkungen, Urgeschrei und kein ekliges Kräuterteegemisch ist dafür notwendig, zu mehr Spiritualität zu gelangen.
Die Kunst, den Moment zu genießen, steckt tief in uns. Es ist die Entscheidung dafür, auch die kleinen Wunder des Alltags wahrzunehmen und teils mit empfindend-genießerisch-geschlossenen Augen, dennoch mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Dazu werde ich zu einem anderen Zeitpunkt mehr schreiben.
Wichtig an dieser Stelle zu erwähnen, ist dass wir wohl in unser schnell-lebigen Zeit oft vergessen, überhaupt im Moment zu leben. Wir denken ständig darüber nach, was heute noch zu erledigen ist und wo wir noch hinmüssen. Man kann den Tag aber auch Stück für Stück genießen und dabei jedes einzelne Puzzleteilchen bewusst setzen, bis das Bild des Tages vollendet ist. In jedem Puzzleteilchen steckt ein eigenes Bild, das es sich lohnt zu erkunden und zu genießen, sowie es sich genau anzusehen. Möglicherweise hilft das auch dabei, es richtig in das entstehende Puzzlebild vor einem einzusetzen. Der Tag wird ohnehin folgen doch wenn wir dem Moment die Chance geben, uns zu verzaubern, so mag dies ein großer Schritt in Richtung Zufriedenheit und Glück im Leben sein.
Und wenn Sie das nächste Mal jemanden sehen, der lächelnd spazieren geht und es nicht eilig zu haben scheint, dann sehen Sie: diese Person macht vor, wie einfach es ist.
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