Montag, 13. Dezember 2010

Friendized oder: Wie die Freunde uns verändern

Wenn ich an die Menschen denke, mit denen ich im Laufe meines 20-jährigen Lebens Freundschaft geschlossen habe, komme ich zu einem Fazit: Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Da war Sophia im Kindergarten, die ich immer irgendwie toller fand als mich. Da war Anna in der Grundschule, die sehr nett war, solange man alles und zwar genauso tat, wie das wollte. Oder Babsi im Gymnasium, deren einziger Fehler zu sein schien, dass sie sich ständig meine Stifte ausborgte und dann einsteckte (ob aus böser Absicht oder Schusseligkeit ist mir bis heute nicht bekannt). Sophia war ein unglaublicher Fan der Sesamstraße und hatte mich recht schnell von der bunten plüschigen Welt (Keksööö) überzeugt, so dass wir uns munter gemeinsam in unsere Leidenschaft stürzen  und laut die Titelmelodie mitsingen konnten. Die Zeiten änderte sich recht schnell, als dann Anna und mit ihr die Pferde in mein Leben traten. Auf einmal war ich besessen von dieser Tiergattung: Sammelte Bücher, Figuren, Plüschtiere, Sticker, einfach alles, wo Pferde drauf waren. Und selbstverständlich wollte ich auch ein eigenes Pferd (Mama, nicht nur ein Pflegepferd!!). Gott bin ich froh, dass meine Eltern nicht nachgegeben haben. Und was glaubt ihr wohl was passierte, als mir Babsi Sasha und Take That vorstellte? Exakt, ich dachte, ich müsste sterben, wenn ich diesen süßen Typen nicht auf der Stelle heiraten könnte (eigentlich egal welchen von denen).

So könnte man es vereinfacht darstellen, dennoch war das nicht alles. Ich veränderte mich ständig parallel zu diesen Freundschaften. Es war nicht so, dass ich Anna mit den Pferden erst kennen lernte und dann aufeinmal beschloss, Pferde super zu finden. Aufmerksam war ich auf sie geworden, weil sie so schöne Pferde malen konnte, somit hatten diese mein Interesse geweckt. Was ich nun weniger kryptisch als offene Frage darlegen möchte:
Werden wir von unseren Freunden “gemacht”, sprich verändert, in Richtungen geleitet und beeinflusst oder suchen wir sie uns selber aus und damit auch die künftigen Einflüsse auf unser Leben? Liegt das in unserer Hand?
Wie bei fast allem macht’s wohl auch hier die Mischung: nach und nach findet man raus, wer man denn eigentlich ist und wer zu einem passt. Lässt sich inspirieren auf seinem Weg, den man letztlich jedoch nicht einfach nur nachlaufen kann, sondern selbst finden muss. Wir sammeln unsere Erfahrungen mit den Freundschaften. Dies betrifft freilich nicht nur die Interessen, sondern auch unsere Charakterzüge und wie wir uns von anderen behandeln lassen. Wie wir behandelt werden möchten.

Ohne Sophia im Kindergarten hätte ich wohl nicht so früh verstanden, dass es selten gut ist, mit jemandem befreundet zu sein, der Minderwertigkeitskomplexe in einem hervorruft. Und ohne Anna nicht, dass ich nicht immer nach der Pfeife anderer tanzen möchte. Naja und was Babsi betrifft… auch heute noch verschwinden in der Redaktion ständig auf unerklärliche Weise meine Kullis. Tja, man kann wohl doch nicht aus allem lernen.

2 Kommentare:

  1. da haben sie recht, freunde (oder leider auch nur geglaubte freunde) beeinflussen einen sehr. ich habe allerdings die erfahrung gemacht dass dinge, die man sich nicht aussuchen kann wie eine autoritätsperson, eine zufällige begegnung mit einem fremden oder eine verflossene liebe die wahren weichen im leben setzen. ob das eine höhere macht veranlasst oder doch nur zufall ist muss dann jeder für sich entscheiden.

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  2. Dem stimme ich zu :-) Genau deswegen ist es ja eine Mischung, die das Verhältnis zwischen "von Freunden/Mitmenschen geprägt" und "Freunde selbst gewählt", meines Erachtens ausmacht :-)

    Bei "schicksalhaften" Begegnungen und jeglicher anderer zwischenmenschlicher Erfahrung trifft das "von Mitmenschen geprägt" zu.

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