Spätestens nach dem Schulabschluss steht jeder vor der selben Situation: Das Zeugnis in der Tasche, möglicherweise ein paar Urkunden und trotz der vielen Erfahrungen, die man während der Schulzeit so gesammelt hat, alll der Wahlkurse, Hobbies und Sportvereine, ist man verwirrt: Aufeinmal steht alles offen. Bisher war zwar der Rahmen immer frei wählbar, ob man nun im nächsten Jahr Latein oder Französisch belegt, ob man lieber mit Yoga oder Pilates anfangen möchte oder gleich Badminton und wie es mit der Mitgliedschaft bei Theatergruppe und Schülerzeitung aussieht. Auch Praktika hat man absolviert und im besten Falle hat man so schon eine Vorstellung, was man denn mal werden möchte. Das eigentliche Ziel war jedoch immer fix: Der Schulabschluss, komme, was wolle. Man wusste, man würde bis zum Zeugnis an diesem Ort und dieser Schule bleiben (zumindest in den meisten Fällen). Das war bis dato der bombensichere Plan, man konnte sich also bequem zurücklehnen und sich ausführlichst mit Badminton- und Theatergruppenrahmen auseinandersetzen.
Doch nichts bereitet einen auf das vor, was einen erwartet, sobald man die Schwelle des Schultores das letzte mal betreten und verlassen hat: Freiheit.
"Komm, fahr ins Ausland, erlebe eine tolle Zeit!", schreit es von diversen Plakat- und Internetwerbungen oder von Freunden und Bekannten zu uns herab. Oder doch gleich arbeiten? Studieren? Und wie war das nochmal mit dem dualen Studiengang?
Doch egal, ob gerade die Schule beendet oder bereits 20 Jahre berufstätig, die Fragen begleiten uns immer: Wer bin ich? Was will ich? Was macht mich glücklich? Während viele scheinbar ihren Weg gefunden zu haben, ein Jura-/ Schauspiel- / Physikstudium mit anschließender Karriere vorzuweisen haben, steht man da, kratzt sich ratlos am Kopf und denkt sich: "Ja und ich?" Es flüstert eine leise Stimme im Kopf nahezu unerhörtes, unendlich verlockendes: "Was wäre, wenn du jetzt einfach mal genau das tust, was du möchtest? Du kannst auch einfach frei sein!" Klare Struktur in der Laufbahn versus Abenteuer, Freiheit, aber auch Unsicherheit. Für viele eine schwere Entscheidung.
Doch das Wichtigste ist: Es handelt sich nicht um eine Entscheidung. Der Weg zu sich selber und zum Glück ist einer, den wir unser ganzes Leben lang gehen. Es gibt soviele Abzweigungen, dass jeder verloren ist, der das ehrgeizige Ziel hat, stets "das Richtige" zu machen. Viel mehr sollte man auf sein Gefühl hören, bei was auch immer man gerade tut. Statt zu weit in die Zukunft zu blicken und sich krampfhaft zu überlegen: "Was ist denn nun mein Weg?", ist es wichtig, immer einen Schritt vor den anderen zu setzen. Letztlich ist es das Leben, das die Schritte anbietet. Jeder Tag ist ein neuer, um sich selbst auszuprobieren. Wir können nicht von vorneherein wissen, was letztlich richtig und gut ist und ob es "richtig" überhaupt gibt. Wir müssen keine vollständige Karte zeichnen, wie unser Lebens auszusehen hat. Das macht das Leben selbst. Darin zu vertrauen, nimmt viel Last von der Schultern.
Alle begeben sich in ein hochgradiges Studium mit beeindruckendem Titel? Das ist noch lange kein Grund, das ebenso zu tun. Manchmal ist das hilfreichste, neue Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen kennen zu lernen. Vielleicht auch neue Länder, neue Kulturen. Man rumprobieren, ob nun Hobbys wie Fechten, Yoga oder Serviettentechnik, oder aber Praktika bei verschiedenen Unternehmen. Oder einfach mal hier im Moment zu verweilen, Tee trinken und keinen einzigen Schritt zu tun. Und irgendwann sieht man dann weiter.
Es scheint als gäbe es ohnehin immer mehr Platz für Individualisten, unsere Gesellschaft wandelt sich. In ist heute, wer anders ist, wer sich die Freiheit nimmt, einen alternativen Weg zu gehen (und damit am Ende eventuell sogar Erfolg hat). Statt also vermeintlich "sinnlose Jahre" rucksackreisend im Ausland zu fürchten, sollte man sich bewusst sein: Praktisch nichts von dem, was wir so tun ist sinnlos. Und solange es uns weiterbringt, sich richtig anfühlt und wir unseren Kopf einigermaßen oben behalten, ist es einfach nur unser Leben, das wir leben. Niemand kann einem sagen, was einen glücklich macht. Im einen Moment scheinen wir es zu wissen, im nächsten Moment zu überdenken und im übernächsten für falsch zu erklären. Werden wir ankommen? Vielleicht.
Gerade in der heutigen Zeit voller neuer Berufe, neuer Perspektiven durch Internet, Globalisierung und co und durch einen Gesinnungswandel in der Gesellschaft wird wohl das einzige Kontinuum bleiben: Menschen. Familie und lange, tiefe Freundschaften. Diese sind jedoch kein Grund um stehen zu bleiben, sondern sie begleiten uns:
Auf dem Weg unseres Lebens.
Freitag, 29. Juli 2011
Donnerstag, 28. Juli 2011
Gespräche: am besten spontan serviert!
"Du, grad gehts schlecht, aber lass uns später reden, ja?" Wer hat diesen Satz nicht schon gesagt und gehört gleichermaßen? Übersetzt heißt er entweder: "Ich würde gerne mit dir reden aber ich habe grad überhaupt keine Zeit." oder aber "Ich mag nicht mit dir reden, weder jetzt noch später, aber wenn ich es auf später verschiebe, erscheint mir das angenehmer."
Bei ersterem verbirgt sich hinter dem Ganzen also der Wunsch, sich mal "so richtig Zeit" für die andere Person zu nehmen. Man hat da so Vorstellungen: sich selbst, lachend auf dem Bett liegend, den Hörer in der Hand und ansonsten in diesem Moment total abgehoben und in dem Gespräch mit der Person versunken. Lustige Annekdoten austauschen, interessante Gespräche führen oder auch einfach mal nur stupide rumblödeln und ablästern: Ganz egal. Einfach eine tolle Zeit in einem Gespräch mit der Person zu verbringen. Die "extended version" ist dann sozusagen, wenn man zusätzlich beschließt, sich auf nen Kaffe zu treffen um sich noch mehr an das Hier und Jetzt und die Person zu binden.
So wundervoll so ein bis mehrere Stunden sein mögen, die man nur dem Zusammensein mit einer Person widmet, umso schwieriger und anstrengender ist es manchmal zu arrangieren. Selbst bei einer noch so guten Freundin, kann es aufs Gemüt schlagen, nach einem geschäftigen Tag voller Aufgaben und Erledigungen, wie auch anderweitigen Terminen und Freizeitbeschäftigungen gleich den nächsten "Termin" im Visier zu haben. Sobald "18 Uhr Kaffee Steffi" im Kalender steht, nimmt bei vielen die Vorfreude schon rapide ab. Aber woran liegt das?
Ich glaube, die Spontaneität geht dabei einfach flöten. Das belastet. Wenn schon vieles geplantermaßen stattfindet/ stattfinden muss (8-17 Uhr arbeiten, 18:30 Uhr Badminton) ist es ein weiterer "Klotz am Bein", wenn gleich anschließend um 20 Uhr "DVD-Abend mit Kathi" ansteht.
Es fehlt die Zeit, es fehlt die Energie und folglich auch die Lust. Ganz unabhängig davon, wie wundervoll, nett und liebenswürdig die Person auch sein mag, mit der wir uns treffen wollten. Der Weg zum "Du ich bin grad total müde und außerdem muss ich noch was erledigen, meinst du wir könnten es verschieben?" ist dann nicht mehr weit.
Seit neuestem telefoniere ich immer mal wieder kurz mit Freunden, ohne vorheriger Planung und manchmal sogar mit spontan drangehängtem Treffen und ich muss sagen: Das gibt einem viel! Statt sich zwanghaft auf ein Treffen einzustellen und alles herausrücken zu müssen, was so Neues passiert ist (das kann sehr anstrengend sein), lässt sich so lockerlustig und frisch von der Leber weg alles erzählen, was eine´m genau in diesem Moment so durch den Kopf geht. Andersrum heißt es das genauso. Es entsteht eine lockere Atmosphäre, ohne jede Verbindlichkeit und Verpflichtung und mit jeder Menge Freiraum. Keine unnötigen Gedanken, nur das Hier und Jetzt, zwei Menschen und ein gutes Gespräch.
Geht sich dann noch ein spontanes Treffen aus, wunderbar. Wenn nicht, hatte man dennoch endlich mal wieder ein richtig natürliches und offenes Update von Steffi, Kathi und co.
Freundschaften sind keine Bücher, in die man immer wieder lange Tagebuchartikel hineinschreibt. Es handelt sich um Menschen, Beziehungen und je spontaner und einfacher die Kommunikation in ihnen verläuft, umso wohler fühlen sich, meines Erachtens, beide Seiten.
Das Phänomen Facebook bietet auch hierfür tolle Möglichkeiten, wie ich finde: Mehr denn je tauscht man sich mit Freunden und Bekannten über Themen aus, bekommt Feedback und Meinungen zu speziellen und möglicherweise selbstgewählten Themen. Wie sie zum Umweltschutz stehen oder aber zum neuen Film von Steven Spielberg, spielt dabei keine Rolle. Ebenso wenig, ob man sich die Haare schneiden lassen sollte.
Es lässt sich munter diskutieren, sehr spontan entstehen bei einem eigentlich nicht auf Plaudereien ausgelegtem Kommentar muntere Diskussionen. Es finden Schlagabtausche statt, überraschende Posts und die Möglichkeit von jedermann, sich innerhalb unerwarteter Konversation zu entwickeln und darzustellen, präsentieren. Selbst die noch so schüchternen sind mit eingebunden. Die Menschen lernen sich immer besser kennen, durch das Zauberwort:
Spontaneität.
Bei ersterem verbirgt sich hinter dem Ganzen also der Wunsch, sich mal "so richtig Zeit" für die andere Person zu nehmen. Man hat da so Vorstellungen: sich selbst, lachend auf dem Bett liegend, den Hörer in der Hand und ansonsten in diesem Moment total abgehoben und in dem Gespräch mit der Person versunken. Lustige Annekdoten austauschen, interessante Gespräche führen oder auch einfach mal nur stupide rumblödeln und ablästern: Ganz egal. Einfach eine tolle Zeit in einem Gespräch mit der Person zu verbringen. Die "extended version" ist dann sozusagen, wenn man zusätzlich beschließt, sich auf nen Kaffe zu treffen um sich noch mehr an das Hier und Jetzt und die Person zu binden.
So wundervoll so ein bis mehrere Stunden sein mögen, die man nur dem Zusammensein mit einer Person widmet, umso schwieriger und anstrengender ist es manchmal zu arrangieren. Selbst bei einer noch so guten Freundin, kann es aufs Gemüt schlagen, nach einem geschäftigen Tag voller Aufgaben und Erledigungen, wie auch anderweitigen Terminen und Freizeitbeschäftigungen gleich den nächsten "Termin" im Visier zu haben. Sobald "18 Uhr Kaffee Steffi" im Kalender steht, nimmt bei vielen die Vorfreude schon rapide ab. Aber woran liegt das?
Ich glaube, die Spontaneität geht dabei einfach flöten. Das belastet. Wenn schon vieles geplantermaßen stattfindet/ stattfinden muss (8-17 Uhr arbeiten, 18:30 Uhr Badminton) ist es ein weiterer "Klotz am Bein", wenn gleich anschließend um 20 Uhr "DVD-Abend mit Kathi" ansteht.
Es fehlt die Zeit, es fehlt die Energie und folglich auch die Lust. Ganz unabhängig davon, wie wundervoll, nett und liebenswürdig die Person auch sein mag, mit der wir uns treffen wollten. Der Weg zum "Du ich bin grad total müde und außerdem muss ich noch was erledigen, meinst du wir könnten es verschieben?" ist dann nicht mehr weit.
Seit neuestem telefoniere ich immer mal wieder kurz mit Freunden, ohne vorheriger Planung und manchmal sogar mit spontan drangehängtem Treffen und ich muss sagen: Das gibt einem viel! Statt sich zwanghaft auf ein Treffen einzustellen und alles herausrücken zu müssen, was so Neues passiert ist (das kann sehr anstrengend sein), lässt sich so lockerlustig und frisch von der Leber weg alles erzählen, was eine´m genau in diesem Moment so durch den Kopf geht. Andersrum heißt es das genauso. Es entsteht eine lockere Atmosphäre, ohne jede Verbindlichkeit und Verpflichtung und mit jeder Menge Freiraum. Keine unnötigen Gedanken, nur das Hier und Jetzt, zwei Menschen und ein gutes Gespräch.
Geht sich dann noch ein spontanes Treffen aus, wunderbar. Wenn nicht, hatte man dennoch endlich mal wieder ein richtig natürliches und offenes Update von Steffi, Kathi und co.
Freundschaften sind keine Bücher, in die man immer wieder lange Tagebuchartikel hineinschreibt. Es handelt sich um Menschen, Beziehungen und je spontaner und einfacher die Kommunikation in ihnen verläuft, umso wohler fühlen sich, meines Erachtens, beide Seiten.
Das Phänomen Facebook bietet auch hierfür tolle Möglichkeiten, wie ich finde: Mehr denn je tauscht man sich mit Freunden und Bekannten über Themen aus, bekommt Feedback und Meinungen zu speziellen und möglicherweise selbstgewählten Themen. Wie sie zum Umweltschutz stehen oder aber zum neuen Film von Steven Spielberg, spielt dabei keine Rolle. Ebenso wenig, ob man sich die Haare schneiden lassen sollte.
Es lässt sich munter diskutieren, sehr spontan entstehen bei einem eigentlich nicht auf Plaudereien ausgelegtem Kommentar muntere Diskussionen. Es finden Schlagabtausche statt, überraschende Posts und die Möglichkeit von jedermann, sich innerhalb unerwarteter Konversation zu entwickeln und darzustellen, präsentieren. Selbst die noch so schüchternen sind mit eingebunden. Die Menschen lernen sich immer besser kennen, durch das Zauberwort:
Spontaneität.
Dienstag, 26. Juli 2011
Brauche ich das wirklich?
Klamotten, Papierkram, Bücher, Taschen, alte Geräte.. wir haben ziemlich viel Zeug bei uns herumliegen. Nach der Prüfungszeit habe ich mich gleich als nächste "Lebensaufgabe" auf mein Zimmer und die Wohnung generell gestürzt und es gestöbert. Sprich: Alles weg, was ich nicht brauche. Bei dem was ich brauche, nochmal genau überlegt, wann und wozu, letztlich OB ich das wirklich brauche (das Resultat war nicht selten "hm ne irgendwo doch nicht"). Das Ergebnis war unglaublich befreiend. Das hat mich zum Nachdenken gebracht.
Ganz so weit möchte ich aber wirklich nicht gehen, denn auch mir bereitet der Gedanke eher Magenschmerzen, dass es nicht zumindest ein paar Dinge gibt, die MIR gehören, mir ganz allein.
Es geht eher um die Menge der Sachen, die man so in seinem Zimmer aufbewahrt (und teilweise vor sich hinstauben lässt). Nur mal so eine Gedankenspielerei: Wie wäre ein Leben mit nur den wirklich notwendigen Sachen, so wie bei Urvölkern?
Für uns wäre das wie, wenn jemand in seiner Wohnung folgendes hätte: ein Shampoo für Haare und Körper, einen Laptop für die Arbeit, eine Küche mit dem nötigsten zur Lebensmittelaufbereitung, ene Bad mit Dusche und Klo und ein Bett. Sonst nichts. Vielleicht noch ein paar Möbel zur Bequemlichkeit und maximal ein kleiner Schrank, um das wenige Hab und Gut in Form von Büchern und ähnlichem, das sich bequem in eine kleine Kiste packen ließe, aufzubewahren. Für Frauen gäbe es vielleicht noch EIN parfum, oder genau die Flasche Nagellack, die sie gerade benutzt. Es geht nicht um mangelnde Hygiene oder Unterlassen von Körperpflege, auch nicht um die Eingrenzung tatsächlich ausgeführter Hobbys. Viel mehr der Grundsatz: Was nicht binnen zwei Wochen mindestens einmal in die Hand genommen (und gebraucht wurde, um Tricktätern vorzubeugen), kommt weg.
Mir geht es eher um die Menge der Sachen.
Denn auch wenn so ein Privatbesitz schön ist: Er kann ungemein belasten. Fast scheint es, als ob die Fülle und das Chaos in Zimmer, Kleiderschrank und auf Schreibtisch eine Art Metapher oder auch Indikator für das selbe Chaos im Hirn und im Leben steht. Sehr viel Zeug, keine Ahnung wie viel, und keine Ahnung was eigentlich genau alles.
Das führt unter anderem zu dem Phänomen: "Was soll ich nur anziehen?" (das meines Erachtens keineswegs rein feminin geprägt ist.) Grund für diese Frage ist sogut wie nie, dass sich tatsächlich gähnende Leere im Kleiderschrank befindet. Nein, eher das Gegenteil: er platzt nahezu vor Teilen. Unglücklicherweise vor Teilen, die wir aber auch gar nicht mehr anziehen wollen. Weil wir uns dran satt gesehen haben. Weil das da links an der Seite so ein nicht-rausschneidbares Ettiket hat, das furchtbar kratzt. Weil es in einer spontanen "Jetzt-bin-ich-mal-richtig-abgefreakt"-Phase gekauft wurde, aufgrund seiner Buntheit und Andersartigkeit uns aber das eine Mal, als wir es getragen haben, soviel Unwohlsein beschert hat, dass wir richtig ins Schwitzen kamen. Als dann auch noch nicht ein, nicht zwei, sondern drei Menschen unser Outfit begutachtet haben, war unser Selbstwertgefühl am Boden und uns klar: "Das Teil ziehe ich nie wieder an".
Ja es gibt viele Gründe, wieso ein Kleidungsstück zwar theoretisch toll ist und wir genau wissen, wieso wir es damals gekauft haben, aber letztlich doch nie bei der tatsächlichen Wahl zum Zuge kommt.
Und warum haben wir diese Teile?
Weil wir uns (oft mit emotionaler Verbindung) an den Moment erinnern, als wir es kauften. Auch Gedanken wie "Ach irgendwann trag ich das bestimmt mal" oder "man weiß nie, wo ich das noch brauchen könnte!" liegen bei dem Ganzen oft nicht fern.
Dieses "Man weiß nie" bezieht sich letztlich auf alles, was man so zwar im Alltag nie braucht, aber auch nicht wegwerfen möchte. Alte Dokumente (mal abgesehen jetzt von Geburtsurkunde, Diplom und/oder Mietvertrag), Bücher und CDs, die noch vor der Jahrtausendwende erstanden wurde und vieles mehr. Lebensmittel machen es einem vergleichsweise einfach: Sie verfallen einfach. Dann kann man sie nicht mehr brauchen und nur ein Freak und/oder Sammler würde sie behalten.
Doch was ist mit der Bravo Hits 98? Genau erinnert man sich, wie man damals dazu lauthals bei Papa im Auto mitsang oder im Zimmer voll abgegrooved hat. Und die gesamte Reihe der Thienemann-Bücher, die man als junges Mädl verschlungen hat (bei Jungs vielleicht Dragon Ball Z Mangas. Oder so.)
Man fürchtet sich vor dem finalen Gedanken "ach hätte ich es doch behalten". Vor Verlust und Vermissen.
Doch es gibt Dinge, die sich einen Platz in meinem Herzen erobert haben und die ich nicht freiwillig herausrücke, bei keiner noch so gründlichen Stöberaktion: Meine Hanni-und-Nanni-Bücher, meine (total zerfetzte und garantiert nicht mehr verwendbare) Australientasche, das wunderhübsche Kleid (das ich zwar quasi nie anziehen kann, weil es nahezu immer overdressed ist) und die 6 CDs meiner Kindheit. Und noch ein bisschen mehr.
Bis zur nächsten Stöberungsaktion dann, wo sich erneut die Frage stellen wird:
Brauche ich das wirklich?
Back to the Roots: "Nur das Nötigste"
Wie kommt es denn überhaupt, dass wir soviel Zeug haben? Denken wir mal an Urvölker zurück. Ich habe zwar weder Anthropologie oder Ethnologie studiert, dennoch glaube ich zu wissen: Sie hatten nicht besonders viel. Nicht (nur) aus Armutsgründen, sondern weil es keinen Grund dafür gab, viel zu haben. Was sie brauchten war Essen, (mehr oder weniger) Behausungen und Materialien aus der Natur, aus denen sie Schmuck, Werkzeuge, Instrumente und ähnliches fertigten. Im Film "Die Götter müssen verrückt sein" wird etwas freundlich auf die Schippe genommen, was ein denkbar schöner Ansatz ist: Keiner hat was "eigenes". Die Menschen teilen alles, was bringt schon Privatbesitz?Ganz so weit möchte ich aber wirklich nicht gehen, denn auch mir bereitet der Gedanke eher Magenschmerzen, dass es nicht zumindest ein paar Dinge gibt, die MIR gehören, mir ganz allein.
Es geht eher um die Menge der Sachen, die man so in seinem Zimmer aufbewahrt (und teilweise vor sich hinstauben lässt). Nur mal so eine Gedankenspielerei: Wie wäre ein Leben mit nur den wirklich notwendigen Sachen, so wie bei Urvölkern?
Für uns wäre das wie, wenn jemand in seiner Wohnung folgendes hätte: ein Shampoo für Haare und Körper, einen Laptop für die Arbeit, eine Küche mit dem nötigsten zur Lebensmittelaufbereitung, ene Bad mit Dusche und Klo und ein Bett. Sonst nichts. Vielleicht noch ein paar Möbel zur Bequemlichkeit und maximal ein kleiner Schrank, um das wenige Hab und Gut in Form von Büchern und ähnlichem, das sich bequem in eine kleine Kiste packen ließe, aufzubewahren. Für Frauen gäbe es vielleicht noch EIN parfum, oder genau die Flasche Nagellack, die sie gerade benutzt. Es geht nicht um mangelnde Hygiene oder Unterlassen von Körperpflege, auch nicht um die Eingrenzung tatsächlich ausgeführter Hobbys. Viel mehr der Grundsatz: Was nicht binnen zwei Wochen mindestens einmal in die Hand genommen (und gebraucht wurde, um Tricktätern vorzubeugen), kommt weg.
Besitz: Segen oder Fluch?
So schön die Vorstellung auch sein kann, ohne beschwerenden unnötigen Besetz einfach frei wie ein Vogel zu sein, so läuft das bei uns einfach nicht mehr ganz.Mir geht es eher um die Menge der Sachen.
Denn auch wenn so ein Privatbesitz schön ist: Er kann ungemein belasten. Fast scheint es, als ob die Fülle und das Chaos in Zimmer, Kleiderschrank und auf Schreibtisch eine Art Metapher oder auch Indikator für das selbe Chaos im Hirn und im Leben steht. Sehr viel Zeug, keine Ahnung wie viel, und keine Ahnung was eigentlich genau alles.
Das führt unter anderem zu dem Phänomen: "Was soll ich nur anziehen?" (das meines Erachtens keineswegs rein feminin geprägt ist.) Grund für diese Frage ist sogut wie nie, dass sich tatsächlich gähnende Leere im Kleiderschrank befindet. Nein, eher das Gegenteil: er platzt nahezu vor Teilen. Unglücklicherweise vor Teilen, die wir aber auch gar nicht mehr anziehen wollen. Weil wir uns dran satt gesehen haben. Weil das da links an der Seite so ein nicht-rausschneidbares Ettiket hat, das furchtbar kratzt. Weil es in einer spontanen "Jetzt-bin-ich-mal-richtig-abgefreakt"-Phase gekauft wurde, aufgrund seiner Buntheit und Andersartigkeit uns aber das eine Mal, als wir es getragen haben, soviel Unwohlsein beschert hat, dass wir richtig ins Schwitzen kamen. Als dann auch noch nicht ein, nicht zwei, sondern drei Menschen unser Outfit begutachtet haben, war unser Selbstwertgefühl am Boden und uns klar: "Das Teil ziehe ich nie wieder an".
Ja es gibt viele Gründe, wieso ein Kleidungsstück zwar theoretisch toll ist und wir genau wissen, wieso wir es damals gekauft haben, aber letztlich doch nie bei der tatsächlichen Wahl zum Zuge kommt.
Und warum haben wir diese Teile?
Weil wir uns (oft mit emotionaler Verbindung) an den Moment erinnern, als wir es kauften. Auch Gedanken wie "Ach irgendwann trag ich das bestimmt mal" oder "man weiß nie, wo ich das noch brauchen könnte!" liegen bei dem Ganzen oft nicht fern.
Dieses "Man weiß nie" bezieht sich letztlich auf alles, was man so zwar im Alltag nie braucht, aber auch nicht wegwerfen möchte. Alte Dokumente (mal abgesehen jetzt von Geburtsurkunde, Diplom und/oder Mietvertrag), Bücher und CDs, die noch vor der Jahrtausendwende erstanden wurde und vieles mehr. Lebensmittel machen es einem vergleichsweise einfach: Sie verfallen einfach. Dann kann man sie nicht mehr brauchen und nur ein Freak und/oder Sammler würde sie behalten.
Doch was ist mit der Bravo Hits 98? Genau erinnert man sich, wie man damals dazu lauthals bei Papa im Auto mitsang oder im Zimmer voll abgegrooved hat. Und die gesamte Reihe der Thienemann-Bücher, die man als junges Mädl verschlungen hat (bei Jungs vielleicht Dragon Ball Z Mangas. Oder so.)
Man fürchtet sich vor dem finalen Gedanken "ach hätte ich es doch behalten". Vor Verlust und Vermissen.
Mein Fazit
Ich habe mein Fazit folgendermaßen für mich gezogen: Alles, was zum ständigen Gebrauch gedacht ist, aber (wenn man ehrlich zu sich ist) nie verwendet wird, sprich pseudo-kuschelige Pullis, zu langweilige T-Shirts, zu abgefreakte Kleider (in einer seltsamen Anwandlung von Experimentierfreudigkeit ersteigert), der Gameboy Colour (man hat ja bereits den Advanced SP), der DVD-Player (Laptop-Laufwerke sind was feines) und zu große oder zu kleine Handtaschen: hinfort und weg damit. Nicht in die Tonne, sondern an jemanden, der sich darüber freut und es besser gebrauchen kann.Doch es gibt Dinge, die sich einen Platz in meinem Herzen erobert haben und die ich nicht freiwillig herausrücke, bei keiner noch so gründlichen Stöberaktion: Meine Hanni-und-Nanni-Bücher, meine (total zerfetzte und garantiert nicht mehr verwendbare) Australientasche, das wunderhübsche Kleid (das ich zwar quasi nie anziehen kann, weil es nahezu immer overdressed ist) und die 6 CDs meiner Kindheit. Und noch ein bisschen mehr.
Bis zur nächsten Stöberungsaktion dann, wo sich erneut die Frage stellen wird:
Brauche ich das wirklich?
Freitag, 22. Juli 2011
Wo das Karma anfängt: Sich selbst kennenlernen.
Karma. Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Wie man in den Wald hineinschreit, so schallt es heraus. Es gibt viele Metaphern und Sprichwörter, die etwas beschreiben, was so allgegenwärtig und wichtig, dennoch oft so unbeachtet ist in unserer heutigen Gesellschaft.
Wie wirken wir auf unsere Umwelt, wie behandeln wir unsere Mitmenschen und wie gehen wir selbst mit unserem Leben und den jeweiligen Situationen, die sich ergeben, um? Zuerst denkt man beim Thema „Karma“ daran, freundlich gegenüber anderen zu sein. Ich glaube aber, dass das nur ein Teilaspekt von "Karma" ist und mehr das Resultat von etwas anderem, das viel zentraler ist, viel allmächtiger und viel... seltener.
Innere Zufriedenheit. „Inner peace“ heißt es im Film Kung Fu Panda 2 (und ja, ich fand ihn gut!) und greift auf uralte asiatische (und wahrscheinlich auch durch andere Kulturen geprägte) Weisheiten zurück. Morgens aufwachen und ein frohes Gefühl im Bauch haben. Und lächeln, nicht weil es hübsch aussieht oder/und weil man freundlich wirken möchte, sondern weil man innen auch lächelt. Einfach nur das zeigen, was sich im Innersten tatsächlich befindet. Dazu gehört auch „nicht lächeln“, wenn es eben mal nicht so rosig aussieht. Authentisch sein, zu seinen Gefühlen stehen.
Ich möchte hier also nicht die alte Parole und das Klische „Smile at the world and the world will smile at you“ aufgreifen. Diese Floskel stimmt zwar - doch was bringt sie jemandem, dem eigentlich gar nicht zum Lächeln zu Mute ist? Allein dadurch, dass andere ihm ebenso freundlich zurück lächeln, wird es ihm höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft besser gehen.
Es geht darum, auf sich selbst zu hören. Heutzutage funktionieren wir viel. Wir haben Aufgaben, Verpflichtungen, Termine und selbst unsere Freizeit ist oft davon geprägt, sie sinnvoll nutzen zu wollen. Das ist prinzipiell nicht schlecht, wenn man jedoch eins bei dem Ganzen nicht vergisst: Sich selbst.
Was denke ich? Was fühle ich? Wie geht es mir?
Das sind Fragen, die wir uns interessanterweise ständig gegenseitig stellen aber selten uns selbst. Und auch wenn andere sie uns fragen, haben wir oft bereits praktisch abgepackte und vereinfachte, teilweise sogar schlichtweg falsche Antworten. „Danke, gut.“ oder „Ja, passt“ sind typische Beispiele. Ich möchte hier keineswegs dafür plädieren, jedem gleich sein Herz auszuschütten. Viel mehr, zu uns SELBST mal ehrlich zu sein.
Denn wie soll sich innere Stärke bilden, aus der wahres Karma letztlich resultiert, wenn wir gar nicht wissen, wie es in uns überhaupt aussieht? Wenn wir, statt auf unsere innere Stimme lieber auf Meinungen von anderen hören und vergleichen statt zu reflektieren? "Die Anne macht doch auch jeden Tag eine Stunde Sport, dann muss ich das ja wohl hinkriegen.", "Ich habe Haus, Auto und Garten, also geht es mir gut", "Die machen alle Party, also macht mir das auch Spaß" sind nur sehr grobe Beispiele für etwas, das an Selbstverleumdung grenzt. Zu schnell vergisst man, dass man selbst ein schützenwertes Individuum ist, mit ganz eigenen Wünschen, Vorstellungen und Ansprüchen. Und anderen Formeln, um glücklich zu werden.
Der Prozess des Sich-selbst-kennenlernens und in-sich-selbst-Hineinhorchens ist nicht irgendwann abgeschlossen sondern eher eine Lebensaufgabe, ganz nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel". Herauszufinden gibt es vieles: Welche Menschen tun mir gut, wie verbringe ich meinen Tag am liebsten, was macht mich glücklich. Das Leben ist ein riesiges Gebiet, dessen Gebirge, Täler, offene Plätze und verwinkelte Geheimgässchen uns zur Erkundung offen stehen. Während wir also unseren alltäglichen Lebensweg bestreiten, zur Arbeit/Uni gehen, uns mit Freunden treffen, Sport, Party machen oder auch einfach nur rumhängen: Man sollte nicht vergessen, mit sich selbst zu kommunizieren und im Reinen zu sein. Es gibt auf unserem Weg kein richtig und kein falsch; keine Spuren, denen man folgen muss.
Einfach Rucksack gepackt und Karte in der Hand, dann kann es auch schon losgehen. Hinein ins Leben und gleichzeitig: Auf Entdeckungsreise unserer selbst.
Montag, 18. Juli 2011
I like: Die Macht des Feedbacks
Es ist ein Phänomen des zweiten Jahrtausends: Heutzutage tut man die Dinge nicht nur, sondern: man tut sie und postet sie dann auf Facebook. Ob man nun die Fenster geputzt, die Katze gefüttert oder eine Reise gebucht hat, ist dabei nicht wichtig. Jede noch so kleine Gegebenheit kann per Internet mitgeteilt werden. Immer mehr sind mit dem Netzwerk Facebook vertraut und fühlen sich dort so heimelig, dass es sich bei vielen schon zu einer neu entdeckten Leidenschaft entwickelt, die eigenen Tätigkeiten, Erlebnisse und Gedanken zu teilen. Einerseits können die Menschen hier ihren Mitteilungsdrang so gut wie bisher wahrscheinlich noch nie ausleben und andererseits gibt es eine wichtige Zusatzfunktion im System "Facebook". Es ist nur ein kleines, einsilbiges Wort, das unauffällig und bescheiden unter jedem sogenannten "Post" steht: die Rede ist vom "Like"-Button.
Statt "to be or not to be" könnte es heutzutage heißen: "To like or not to like". Auch früher und vor Facebookzeiten bekannte man sich öffentlich zu Dingen, die man mochte. Man sagte es, man schrieb es, man tat es in irgendeiner Weise kund. Durchaus sagte man auch mal jemandem, dass man gut findet, was er tut oder sagt. Feedback ist nicht die revolutionäre Erfindung von Facebook, sondern ein Urbedürfnis im Menschen. Er möchte Bestätigung, Antwort, Reaktion. Er möchte wissen, wie das ankommt, was er tut.
Aber noch nie war dieses Feedback so ausgeprägt wie zu den heutigen Facebookzeiten. War es früher noch eher aufwendig oder schwierig, den geeigneten Zeitpunkt zu finden, um jemandem Bestätigung durch ein Lob oder ein Kompliment zu verschaffen, geht das heute denkbar einfach: Mit einem Mausklick. Statt sich groß zu etwas äußern zu müssen (was durch einen Kommentar dennoch möglich wäre), bekennt man sich so ganz einfach zu einer Aussage oder einer Gegebenheit und gibt seinen Zuspruch. Vorbei scheinen die Zeiten der Unsicherheit und der ungesagten Gedanken und vorbei die Ahnungslosigkeit, wie man denn bei anderen ankommt. Man muss es ja nur auf Facebook posten, dann wird man schon sehen.
Doch was in Facebook gut funktioniert, könnte meiner Meinung nach doch auch einen tollen Anstoß auch für das "Real Life" geben. Warum fällt das, was wir auf Facebook mit "like" und "Daumen hoch" praktizieren, im Supermarkt und auf der Straße so schwer? Sehen wir ein Foto oder einen Kommentar, fällt ein Kompliment mit Maus und Tastatur ganz leicht. Handelt es sich jedoch um eine Person direkt vor unseren Augen, die ein geniales Outfit trägt oder sich so eben rührend um ein behindertes Kind gekümmert hat, dann scheint der Mund bei vielen wie versiegelt. Bloß nichts sagen, bloß nicht auffallen. Die Scheu, jemanden Fremden anzusprechen, die Wahrung der Distanz, all diese Sachen halten uns wie eine unsichtbare Mauer von unserem Gegenüber ab. Und davon, der Person zu sagen, wie toll wir finden, was sie machen, sagen, manchmal sogar, was sie SIND. Problem: Woher soll die Person dann je erfahren, dass das geschätzt wird, was sie tut?
Facebook macht den ersten Schritt hin zu etwas, das sich in unserer Gesellschaft ruhig noch mehr etablieren könnte: Lob, Feedback und offen auszusprechen, was gefällt.
Ein Lob und Feedback für gute Taten, Eigenschafte und Worte ist wie das Gießen von Pflanzen. Wertschätzung bewirkt, dass Menschen mit noch mehr Enthusiasmus das betreiben, was bereits für gut befunden wurde und so können Talente, Tugenden und schöne Eigenschaften, Worte und Dinge gedeihen. "Nicht nur denken, sondern sagen!", könnte hier das Motto lauten um Menschen Mut und Kraft zum weitermachen zu geben.
Und je fleißiger wir gießen, desto grüner und bunter, ja sogar besser, wird unsere Welt. Da bleibt nur zu sagen: Like!
Statt "to be or not to be" könnte es heutzutage heißen: "To like or not to like". Auch früher und vor Facebookzeiten bekannte man sich öffentlich zu Dingen, die man mochte. Man sagte es, man schrieb es, man tat es in irgendeiner Weise kund. Durchaus sagte man auch mal jemandem, dass man gut findet, was er tut oder sagt. Feedback ist nicht die revolutionäre Erfindung von Facebook, sondern ein Urbedürfnis im Menschen. Er möchte Bestätigung, Antwort, Reaktion. Er möchte wissen, wie das ankommt, was er tut.
Aber noch nie war dieses Feedback so ausgeprägt wie zu den heutigen Facebookzeiten. War es früher noch eher aufwendig oder schwierig, den geeigneten Zeitpunkt zu finden, um jemandem Bestätigung durch ein Lob oder ein Kompliment zu verschaffen, geht das heute denkbar einfach: Mit einem Mausklick. Statt sich groß zu etwas äußern zu müssen (was durch einen Kommentar dennoch möglich wäre), bekennt man sich so ganz einfach zu einer Aussage oder einer Gegebenheit und gibt seinen Zuspruch. Vorbei scheinen die Zeiten der Unsicherheit und der ungesagten Gedanken und vorbei die Ahnungslosigkeit, wie man denn bei anderen ankommt. Man muss es ja nur auf Facebook posten, dann wird man schon sehen.
Doch was in Facebook gut funktioniert, könnte meiner Meinung nach doch auch einen tollen Anstoß auch für das "Real Life" geben. Warum fällt das, was wir auf Facebook mit "like" und "Daumen hoch" praktizieren, im Supermarkt und auf der Straße so schwer? Sehen wir ein Foto oder einen Kommentar, fällt ein Kompliment mit Maus und Tastatur ganz leicht. Handelt es sich jedoch um eine Person direkt vor unseren Augen, die ein geniales Outfit trägt oder sich so eben rührend um ein behindertes Kind gekümmert hat, dann scheint der Mund bei vielen wie versiegelt. Bloß nichts sagen, bloß nicht auffallen. Die Scheu, jemanden Fremden anzusprechen, die Wahrung der Distanz, all diese Sachen halten uns wie eine unsichtbare Mauer von unserem Gegenüber ab. Und davon, der Person zu sagen, wie toll wir finden, was sie machen, sagen, manchmal sogar, was sie SIND. Problem: Woher soll die Person dann je erfahren, dass das geschätzt wird, was sie tut?
Facebook macht den ersten Schritt hin zu etwas, das sich in unserer Gesellschaft ruhig noch mehr etablieren könnte: Lob, Feedback und offen auszusprechen, was gefällt.
Ein Lob und Feedback für gute Taten, Eigenschafte und Worte ist wie das Gießen von Pflanzen. Wertschätzung bewirkt, dass Menschen mit noch mehr Enthusiasmus das betreiben, was bereits für gut befunden wurde und so können Talente, Tugenden und schöne Eigenschaften, Worte und Dinge gedeihen. "Nicht nur denken, sondern sagen!", könnte hier das Motto lauten um Menschen Mut und Kraft zum weitermachen zu geben.
Und je fleißiger wir gießen, desto grüner und bunter, ja sogar besser, wird unsere Welt. Da bleibt nur zu sagen: Like!
Montag, 11. Juli 2011
Warum Spaß keinen Sinn braucht
Neulich hat mich ein Film sehr inspiriert: "Kind of a funny story". Darin geht es um einen sehr ehrgeizigen Jugendlichen, der in seinen Bemühungen, die Erwartungen seiner Eltern und seinerselbst zu erfüllen, schon früh an einer Art Burnout leidet. Er möchte sich umbringen, weil er unglücklich ist und keinen Sinn mehr im Leben sieht, außer: gute Noten schreiben, an der Sommerakademie aufgenommen werden und seine Eltern stolz machen. Später mal einen Platz auf einer renomierten Uni bekommen, um sich die Karriereleiter perfekt hochhangeln zu können und am Ende Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. So oder so ähnlich. Auf jeden Fall innerhalb dieses Erwartungshorrizonts.
Nachdem sich besagter Jugendlicher selbst in eine Klinik für Erwachsene einweisen lässt und dort viel dazu lernt, sieht er die Welt, wieder aus der Klinik draußen, mit ganz anderen Augen. Eine neue Sichtweise, die mich inspiriert hat.
Heutzutage scheint eine Frage oft zu dominieren: "Was bringt dir das?" Dicht gefolgt von: "Macht das denn auch Sinn? Was hast du denn davon?" Stets wird nach dem Sinn und der Zweckhaftigkeit der Dinge gefragt, letztlich sozusagen als ihre Daseinsberechtigung.
Früher musste man sich´nicht zusätzliche - zwangsläufig immer sinnvolle - Beschäftigungen suchen. Sie haben sich eher förmlich aufgedrängt. Der Vater musste die Familie ernähren und hatte zu arbeiten, die Frau musste sich um die Horde an Kindern kümmern. Zugegeben, das ist ein Klische, aber ich glaube dennoch früher oft auch ein durchaus zutreffendes. In jedem Fall war es so, dass beide viel zu tun hatten und sicherlich nicht oft den Luxus von Freizeit genießen konnten. Es war eine andere Gesinnung damals.
Auch heutzutage erledigt sich Erziehung und Broterwerb nicht von allein, aber unsere Gesellschaft hat sich ziemlich gewandelt: Hin zu einer Freizeitgesellschaft. Nicht unbedingt ist es so, dass die Menschen viel mehr Zeit haben. Eher haben sie viel mehr Möglichkeiten. Für die zur Verfügung stehende Freizeit, und seien es nur 42 Minuten am Tag, steht eine Riesenpalette an potenziellen Hobbys und Tätigkeiten zur Verfüung, importiert aus fernen Kulturen und gespickt mit Millionen von Ratgeberbüchern, die sich bei Amazon dazu bestellen lassen könnten. Yoga, Pilates, Feng Shui, Yukari. Oder wie wärs mit Meditieren?
Oder man lässt ein altbewährtes Hobby wieder neu aufleben: Töpfern, Serviettentechnik, Gärtnern, Kochen. Heutzutage scheint beinahe alles eine recht gute Chance zu haben, ein Revival zu erleben und wieder in zu sein. Dazu steuert natürlich - wie heutzutage bei fast allem - das Internet und seine Foren einen Riesenbeitrag bei. Zum Meinungsaustausch, zur Inspiration, zum Gleichgesinnte-Finden. Und: um sich zu messen.
Jede noch so kleine Kleinigkeit wird zum Wettkampf. Es reicht nicht mehr, einfach draußen mal eben vierzig Minuten laufen zu gehen. Nein, da muss auf jeden Fall der Puls ständig mit passend-schicker Pulsarmbanduhr gemessen werden, ob man sich denn auch ja in der besten Fettverbrennungszone befindet. Nachher wird stolz auf Facebook gepostet, wieviele Kalorien man da so eben verbrannt hat. Es gibt etliche Beispiele für dieses Pseudo-Professionelle, bei allem was wir so anpacken. Es scheint, als ob Beschäftigungen nur dann sinnvoll sind, wenn sie, wenn auch nur minimal, irgendwas bringen. Ansonsten ist es Zeitverschwendung.
Facebook und generell das Internet verstärkt, durch den immer mehr wachsenden Drang der Leute nach Selbstdarstellung, dieses Sinn-in-allem-suchen maßgeblich, denke ich. Was auch immer man tut oder nicht tut, man kann es zur Schau stellen, damit angeben oder aber einfach nur seine Persönlichkeit damit in aller Öffentlichkeit formieren und beschreiben.
Ich bin selbst ein großes Opfer dieser andauernden Sinnsuche. (Fast) Alles wird nach Nutzen, Sinn und Zweckmäßigkeit hinterfragt und genauestens auf optimale Ausführung überprüft. Der Spaß scheint irgendwie zunächst nebensächlich.
Dabei kann es so schön sein: einfach mal da sitzen. Nichts tun. Nichts bestimmtes denken. Einfach nur sein. Vielleicht etwas malen. Aber nichts bestimmtes. Halt einfach nur so irgendwie. Vielleicht etwas singen. Oder eben: süßes Nichtstun.
Ich kann das am besten mit Freunden. Wenn ich mit wirklich guten Freunden zusammensitze und wir einfach nur lachen, reden, schweigen - in jedem Fall das Zusammensein genießen - da ist der Nutzen dann aufeinmal ganz egal. Er klopft wütend an die Tür und beschwert sich lauthals über die angebliche Nutzlosigkeit dieses Einfach-nur-Rumhängens. Wenn er dann aber aufgibt und sich mit hängenden Schultern und grummliger Miene vertschüsst, kommt ein fröhliches, lustiges Wesen hereingeschneit. Es singt und lacht und jubiliert. Es tut gut.
Es heißt Entspannung und: Spaß!
Nachdem sich besagter Jugendlicher selbst in eine Klinik für Erwachsene einweisen lässt und dort viel dazu lernt, sieht er die Welt, wieder aus der Klinik draußen, mit ganz anderen Augen. Eine neue Sichtweise, die mich inspiriert hat.
Heutzutage scheint eine Frage oft zu dominieren: "Was bringt dir das?" Dicht gefolgt von: "Macht das denn auch Sinn? Was hast du denn davon?" Stets wird nach dem Sinn und der Zweckhaftigkeit der Dinge gefragt, letztlich sozusagen als ihre Daseinsberechtigung.
Früher musste man sich´nicht zusätzliche - zwangsläufig immer sinnvolle - Beschäftigungen suchen. Sie haben sich eher förmlich aufgedrängt. Der Vater musste die Familie ernähren und hatte zu arbeiten, die Frau musste sich um die Horde an Kindern kümmern. Zugegeben, das ist ein Klische, aber ich glaube dennoch früher oft auch ein durchaus zutreffendes. In jedem Fall war es so, dass beide viel zu tun hatten und sicherlich nicht oft den Luxus von Freizeit genießen konnten. Es war eine andere Gesinnung damals.
Auch heutzutage erledigt sich Erziehung und Broterwerb nicht von allein, aber unsere Gesellschaft hat sich ziemlich gewandelt: Hin zu einer Freizeitgesellschaft. Nicht unbedingt ist es so, dass die Menschen viel mehr Zeit haben. Eher haben sie viel mehr Möglichkeiten. Für die zur Verfügung stehende Freizeit, und seien es nur 42 Minuten am Tag, steht eine Riesenpalette an potenziellen Hobbys und Tätigkeiten zur Verfüung, importiert aus fernen Kulturen und gespickt mit Millionen von Ratgeberbüchern, die sich bei Amazon dazu bestellen lassen könnten. Yoga, Pilates, Feng Shui, Yukari. Oder wie wärs mit Meditieren?
Oder man lässt ein altbewährtes Hobby wieder neu aufleben: Töpfern, Serviettentechnik, Gärtnern, Kochen. Heutzutage scheint beinahe alles eine recht gute Chance zu haben, ein Revival zu erleben und wieder in zu sein. Dazu steuert natürlich - wie heutzutage bei fast allem - das Internet und seine Foren einen Riesenbeitrag bei. Zum Meinungsaustausch, zur Inspiration, zum Gleichgesinnte-Finden. Und: um sich zu messen.
Jede noch so kleine Kleinigkeit wird zum Wettkampf. Es reicht nicht mehr, einfach draußen mal eben vierzig Minuten laufen zu gehen. Nein, da muss auf jeden Fall der Puls ständig mit passend-schicker Pulsarmbanduhr gemessen werden, ob man sich denn auch ja in der besten Fettverbrennungszone befindet. Nachher wird stolz auf Facebook gepostet, wieviele Kalorien man da so eben verbrannt hat. Es gibt etliche Beispiele für dieses Pseudo-Professionelle, bei allem was wir so anpacken. Es scheint, als ob Beschäftigungen nur dann sinnvoll sind, wenn sie, wenn auch nur minimal, irgendwas bringen. Ansonsten ist es Zeitverschwendung.
Facebook und generell das Internet verstärkt, durch den immer mehr wachsenden Drang der Leute nach Selbstdarstellung, dieses Sinn-in-allem-suchen maßgeblich, denke ich. Was auch immer man tut oder nicht tut, man kann es zur Schau stellen, damit angeben oder aber einfach nur seine Persönlichkeit damit in aller Öffentlichkeit formieren und beschreiben.
Ich bin selbst ein großes Opfer dieser andauernden Sinnsuche. (Fast) Alles wird nach Nutzen, Sinn und Zweckmäßigkeit hinterfragt und genauestens auf optimale Ausführung überprüft. Der Spaß scheint irgendwie zunächst nebensächlich.
Dabei kann es so schön sein: einfach mal da sitzen. Nichts tun. Nichts bestimmtes denken. Einfach nur sein. Vielleicht etwas malen. Aber nichts bestimmtes. Halt einfach nur so irgendwie. Vielleicht etwas singen. Oder eben: süßes Nichtstun.
Ich kann das am besten mit Freunden. Wenn ich mit wirklich guten Freunden zusammensitze und wir einfach nur lachen, reden, schweigen - in jedem Fall das Zusammensein genießen - da ist der Nutzen dann aufeinmal ganz egal. Er klopft wütend an die Tür und beschwert sich lauthals über die angebliche Nutzlosigkeit dieses Einfach-nur-Rumhängens. Wenn er dann aber aufgibt und sich mit hängenden Schultern und grummliger Miene vertschüsst, kommt ein fröhliches, lustiges Wesen hereingeschneit. Es singt und lacht und jubiliert. Es tut gut.
Es heißt Entspannung und: Spaß!
Donnerstag, 7. Juli 2011
Smileys: Mimik 2.0
Dass wir auf eine immer digitalisiertere Welt zuschreiten, ist wohl jedermann bewusst. Darüber, ob das Internet eine wichtige Rolle einnimmt, wird schon gar nicht mehr diskutiert. Da gibt es inzwischen eher zu analysieren, welche Internetplattformen am meisten Einfluss haben und welche Auswirkungen diese "Internetisierung" der Welt und der Gesellschaft mit sich bringt.
Durch das Internet entstanden und entstehen neue Formen der Kommunikation. Statt sich mal eben im Café zu treffen um über nervige Kollegen zu lästern oder sich über die neueste H&M-Kollektion auszutauschen, geht das heutzutage viel einfacher. Mal eben den Schalter der Kiste auf "On" gedrückt und schon taucht man ein in die wunderbare Welt von Skype, Facebook, ICQ und co. Jede Menge Leute, jede Menge Kommunikation (sollte einem gerade kein eigenes gutes Thema einfallen, kann man ja mal den neuesten Stand bei Facebook abchecken, will heißen, nachschaun, was unsere Freunde (mehr oder weniger, das Thema hatten wir), für postenswert erachtet und veröffentlicht haben. ) Wozu noch jemanden anrufen, wenn die soziale Welt ohnehin direkt komfortabel vom heimischen Schreibtisch/Bett/Couch/anderem präferierten Möbelstück stattfinden kann?
Man chattet also mit den Leuten. Schreibt statt redet. Umrahmt Worte mit Sternchen um Tätigkeiten, Gefühlsausdrücke und ähnliches zu symbolisieren und vom gesagtem abzugrenzen. Und an die Stelle der Mimik treten: Smileys.
Es gibt viele Smileys. Seit dem Augenblick, an dem irgendein damaliger Computerfreak (wahrscheinlich Nerd) gemerkt hat, dass die Konstellation aus einem Doppelpunkt, einem Bindestrich und einer Klammer auf beziehungsweise Klammer zu einen netten Smiley ergibt, ist viel passiert. Es gibt den lächelnden, den lachenden, den traurigen, den weinenden, den verwunderten, den schockierten, den genervten... die Bandbreite ist schier endlos. Der Grund hierfür ist wohl, dass Menschen eben nicht nur lächeln oder traurig schaun. Je mehr das Chatten zum Usus wurde, desto größer wurde das Verlangen nach mehr Möglichkeiten, seine Gefühls- und Gesichtsausdrücke auch hier, dann eben in schriftlicher Form, zum Ausdruck zu bringen.
Man könnte meinen, inzwischen gibt es kaum eine Emotion, die nicht von irgendeiner Zeichenkonstellation, genannt Smiley, repräsentiert wird.
Doch genau das möchte ich heftig bestreiten. Selbst wenn sich Gesichtsausdrücke in, sagen wir, 50 Kategorien fassen lassen könnten ("traurig", "fröhlich", "nervös"....), meinetwegen auch 500, und es für jede dieser Kategorien einen theoretisch passenden Smiley gäbe, er wäre und bliebe eins: Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Schon als Kind lernen wir, dass Menschen sich ganz unterschiedlich äußern. Während ein Lachen von der Freundin nichts ungewöhnliches ist, kennen wir diese doch als ziemliche Kichererbse, verwundert es uns schon eher, wenn selbiges die Lehrerin tut. Während Freundin A bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbricht und wir bereits ein Packerl Taschentuch im Gepäck haben, wann immer wir sie besuchen, sind wir bei Freundin B völlig irritiert, sollte diese völlig überraschend dann doch mal einen Gefühlsausbruch erleben. Der eine hat eigentlich ständig ein Lächeln auf den Lippen, der andere zuckt mit seinen Mundwinkeln nur äußerst wohl dosiert.
Das ist uns nichts neues, doch im Chat vergesse ich manchmal: Hier ist das gleiche zu beachten. Der Schluss geht nämlich auch andersherum. Wenn jemand viel lacht, wundern wir uns, wieso er im Chat aufeinmal so ernst ist - das möglicherweise nur, weil dieser jemand nicht besonders vertraut mit oder angetan von der Benutzung von Smileys beim Chatten oder dem Chatten generell ist.
Das Interpretieren von Smileys je nach Persönlichkeit ist so komplex, dass es in unserer heutigen Gesellschaft, angenommen, das Chatten nimmt eine noch höhere Bedeutung an, bald zur Lebensaufgabe werden könnte. Die Wissenschaft darüber (Smileylogie? Smiley-istik?) könnte ganze Bücher füllen.
Doch noch aus einem anderen Grund ist es in meinen Augen ziemlich unmöglich, Gefühle adäquat per Smileys darzustellen: Man kann Gefühle eben NICHT kategorisieren. Theoretisch mag das mit "fröhlich", "traurig" etc. ja ganz nett klingen und funktionieren, doch in der Praxis machen wir bei weitem nicht immer die Gesichtsausdrücke, die wir gerade beabsichtigen. Nicht einmal meistens. Manchen sieht man an der Nasenspitze an, wie sie sich gerade fühlen, ob sie nachdenken oder ob sie etwas belastet. Bei manchen schaffen das auch nur die wirklich guten Freunde. Alle haben sie jedenfalls gemeinsam: Ihr Gesichtsausdruck ist alles, aber nicht einfach zu kategorisieren und pauschalisieren. Jeder Mensch ist anders, somit seine Gedanken und Gefühle und somit seine Mimik. Die kleinste Veränderung in eben dieser Mimik wird von einem aufmerksamen Beobachter registriert. Das ist ein verhaltensbiologisches Wunder, das die Welt der Smileys auf eher sehr minimalistische Weise versucht, zu adaptieren und damit zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist. Denn: Der Teufel liegt im Detail.
Genau deswegen spreche ich mit einem guten Freund lieber persönlich, statt mit ihm zu chatten. Denn ein Blick in seine Augen und sein Gesicht sagt mir mehr, als tausend Worte und Smileys. Und das ist auch gut so.
Durch das Internet entstanden und entstehen neue Formen der Kommunikation. Statt sich mal eben im Café zu treffen um über nervige Kollegen zu lästern oder sich über die neueste H&M-Kollektion auszutauschen, geht das heutzutage viel einfacher. Mal eben den Schalter der Kiste auf "On" gedrückt und schon taucht man ein in die wunderbare Welt von Skype, Facebook, ICQ und co. Jede Menge Leute, jede Menge Kommunikation (sollte einem gerade kein eigenes gutes Thema einfallen, kann man ja mal den neuesten Stand bei Facebook abchecken, will heißen, nachschaun, was unsere Freunde (mehr oder weniger, das Thema hatten wir), für postenswert erachtet und veröffentlicht haben. ) Wozu noch jemanden anrufen, wenn die soziale Welt ohnehin direkt komfortabel vom heimischen Schreibtisch/Bett/Couch/anderem präferierten Möbelstück stattfinden kann?
Man chattet also mit den Leuten. Schreibt statt redet. Umrahmt Worte mit Sternchen um Tätigkeiten, Gefühlsausdrücke und ähnliches zu symbolisieren und vom gesagtem abzugrenzen. Und an die Stelle der Mimik treten: Smileys.
Es gibt viele Smileys. Seit dem Augenblick, an dem irgendein damaliger Computerfreak (wahrscheinlich Nerd) gemerkt hat, dass die Konstellation aus einem Doppelpunkt, einem Bindestrich und einer Klammer auf beziehungsweise Klammer zu einen netten Smiley ergibt, ist viel passiert. Es gibt den lächelnden, den lachenden, den traurigen, den weinenden, den verwunderten, den schockierten, den genervten... die Bandbreite ist schier endlos. Der Grund hierfür ist wohl, dass Menschen eben nicht nur lächeln oder traurig schaun. Je mehr das Chatten zum Usus wurde, desto größer wurde das Verlangen nach mehr Möglichkeiten, seine Gefühls- und Gesichtsausdrücke auch hier, dann eben in schriftlicher Form, zum Ausdruck zu bringen.
Man könnte meinen, inzwischen gibt es kaum eine Emotion, die nicht von irgendeiner Zeichenkonstellation, genannt Smiley, repräsentiert wird.
Doch genau das möchte ich heftig bestreiten. Selbst wenn sich Gesichtsausdrücke in, sagen wir, 50 Kategorien fassen lassen könnten ("traurig", "fröhlich", "nervös"....), meinetwegen auch 500, und es für jede dieser Kategorien einen theoretisch passenden Smiley gäbe, er wäre und bliebe eins: Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Schon als Kind lernen wir, dass Menschen sich ganz unterschiedlich äußern. Während ein Lachen von der Freundin nichts ungewöhnliches ist, kennen wir diese doch als ziemliche Kichererbse, verwundert es uns schon eher, wenn selbiges die Lehrerin tut. Während Freundin A bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbricht und wir bereits ein Packerl Taschentuch im Gepäck haben, wann immer wir sie besuchen, sind wir bei Freundin B völlig irritiert, sollte diese völlig überraschend dann doch mal einen Gefühlsausbruch erleben. Der eine hat eigentlich ständig ein Lächeln auf den Lippen, der andere zuckt mit seinen Mundwinkeln nur äußerst wohl dosiert.
Das ist uns nichts neues, doch im Chat vergesse ich manchmal: Hier ist das gleiche zu beachten. Der Schluss geht nämlich auch andersherum. Wenn jemand viel lacht, wundern wir uns, wieso er im Chat aufeinmal so ernst ist - das möglicherweise nur, weil dieser jemand nicht besonders vertraut mit oder angetan von der Benutzung von Smileys beim Chatten oder dem Chatten generell ist.
Das Interpretieren von Smileys je nach Persönlichkeit ist so komplex, dass es in unserer heutigen Gesellschaft, angenommen, das Chatten nimmt eine noch höhere Bedeutung an, bald zur Lebensaufgabe werden könnte. Die Wissenschaft darüber (Smileylogie? Smiley-istik?) könnte ganze Bücher füllen.
Doch noch aus einem anderen Grund ist es in meinen Augen ziemlich unmöglich, Gefühle adäquat per Smileys darzustellen: Man kann Gefühle eben NICHT kategorisieren. Theoretisch mag das mit "fröhlich", "traurig" etc. ja ganz nett klingen und funktionieren, doch in der Praxis machen wir bei weitem nicht immer die Gesichtsausdrücke, die wir gerade beabsichtigen. Nicht einmal meistens. Manchen sieht man an der Nasenspitze an, wie sie sich gerade fühlen, ob sie nachdenken oder ob sie etwas belastet. Bei manchen schaffen das auch nur die wirklich guten Freunde. Alle haben sie jedenfalls gemeinsam: Ihr Gesichtsausdruck ist alles, aber nicht einfach zu kategorisieren und pauschalisieren. Jeder Mensch ist anders, somit seine Gedanken und Gefühle und somit seine Mimik. Die kleinste Veränderung in eben dieser Mimik wird von einem aufmerksamen Beobachter registriert. Das ist ein verhaltensbiologisches Wunder, das die Welt der Smileys auf eher sehr minimalistische Weise versucht, zu adaptieren und damit zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist. Denn: Der Teufel liegt im Detail.
Genau deswegen spreche ich mit einem guten Freund lieber persönlich, statt mit ihm zu chatten. Denn ein Blick in seine Augen und sein Gesicht sagt mir mehr, als tausend Worte und Smileys. Und das ist auch gut so.
Montag, 4. Juli 2011
Der iPod und der Mensch: Eine Liebesgeschichte
oder aber: "Verstöpselt und Verkabelt."
Hätte man früher jemanden von hinten gerufen und er hätte dies nicht bemerkt, obwohl er doch der einzige auf der Straße ist, hätte man ihn wahrscheinlich für taub gehalten. Was früher verwunderlich war, ist es heute kaum mehr. Denn nicht gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass eben Angesprochener "Stöpsel" im Ohr hat.
Hätte man früher jemanden von hinten gerufen und er hätte dies nicht bemerkt, obwohl er doch der einzige auf der Straße ist, hätte man ihn wahrscheinlich für taub gehalten. Was früher verwunderlich war, ist es heute kaum mehr. Denn nicht gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass eben Angesprochener "Stöpsel" im Ohr hat.
Die lieben "Stöpsel" sind eigentlich keine Ohrenstöpsel im eigentlichen Sinne, um Außengeräusche auszublenden. Stattdessen schallen aus ihnen ganz eigene Geräusche: Musik. War man früher umrahmt von der "Musik der Umgebung" (ob Straßenmusiker, Vogelgezwitscher oder Presslufthammer sei jetzt mal dahingestellt), ist der Soundtrack heutzutag frei verfüg- und wählbar. Ein paar (mehr) Euro bei Saturn, iTunes-Store und weiteren Musikablegern investiert, oder aber einige illegale Downloads getätigt und voilà: man stellt sich die hauseigene Musikwunschliste zusammen. Der iPod (der Name ist ja mittlerweile ein geflügeltes Wort für jede Form von MP3-Spieler, mir scheint) wird mal eben randvoll getankt mit trauriger, fröhlicher, peppiger oder entspannender Musik. Für jede Stimmung etwas eben. Für eben diese Stimmungen lassen sich ganze Tracklisten erstellen. Auf meinem eigenen iPod gibt es zum Beispiel die "Megafette Relaxing Chiller-Liste" oder die "Running going crazy laughing Liste" (ach, was wäre der Alltag ohne liebevollst-kreative, ziemlich schräge Feinheiten).
Emotionen werden wach
Soweit so gut, heutzutage spaziert man nicht mehr einfach nur so durch die Gegend, nein: Man hört Musik. Man schwelgt in vielleicht länger nicht gehörten Melodien oder aber vollendet den Tag erst damit, dass man genau dieses eine Lied mindstens einmal am Tag gehört haben muss. Manchmal werden die Augen feucht bei einem ergreifenden Lied, in schmerzlicher Erinnerung an einen schönen Tag, damals mit dem Exfreund, den man so gerne zurückhätte. Oder man spürt zu Juanes fröhlich-beschwingt den lauen Nächten des Spanien-Urlaubs 2010 nach. Oder aber man würde am liebsten hier und jetzt beginnen, richtig abzutanzen, so wie auf dieser Hammerparty damals als genau dieser Song aus basslastigen Lautsprechern die Tanzfläche unter Flutlichtern zum Beben brachte. Die Bandbreite von Emotionen und Erinnerungen, die Lieder in uns (wieder) zum Leben erwecken, ist schier endlos.
Und die Umwelt...?
Bei diesem immensen Angebot, dieser geballten Ladung an Wahlmöglichkeiten, Emotion à la carte: "Na, wie möchte ich mich denn heute fühlen? Fröhlich? Jack Johnson, komm an mein Herz.."
Hat denn da Realität noch gute Karten? Wer wählt den Presslufthammer, wenn er (etwas lauter und am besten aus gut isolierenden Ohrstöpseln bzw. Kopfhörern) genauso gut ein tolles Lied hören kann? Selbst die zwitschernden Vögel sehen angesichts der Leidenschaft und dern Gefühlen, die Menschen mit manchen Musiktiteln verbinden, ziemlich alt aus. Ich spreche hier vor allem von der Generation, die mit den immer kleiner und handlich werdenden tragbaren Musikdatenspeichergeräten aufgewachsen sind und schon früh an das Geohrstöpseltsein gewöhnt wurden.
Immer mehr entscheiden sich für den eigenen Soundtrack statt dem, was die Um- und Außenwelt da so zu bieten hat. Und je öfter man das tut, desto langweiliger erscheinen tatsächlich diese doch oft recht monotonen und nicht besonders spannenden Umweltgeräusche. Es entsteht ein Anspruch darauf, unterhalten zu werden. Auch beim Weg zur Schule/Uni/Arbeit. Auch im Bus. Auch beim Spaziergang im Grünen. Ist man es erstmal gewohnt, musikalisches Vollprogramm auch bei zehn Minuten zu-Fuß-laufen geboten zu bekommen, mag man ungern darauf verzichten. Immer langweiliger und trostloser erscheint sie, diese Stille.
Fast schon nimmt man nun seine ganz eigene Welt wahr. Ich mime manchmal ein Lied, das ich sehr mag, mit den Lippen nach, ohne das groß zu merken . Auf einmal wundere ich mich, wieso mich andere teils verschmitzt, teils aber auch völlig entgeistert anschauen. Es muss irritierend wirken, wenn ich da so in meiner eigenen kleinen Welt bzw. meinem Lied schwelge, das ja sonst keiner hören kann.
Eigene kleine VS. große weite Welt
Das ist auch so ein Punkt. Man zieht sich zurück in eine eigene kleine Höhle mit einer Melodie, die nur in dieser Höhle spielt. Und das aber in aller Öffentlichkeit, wo man die eigene Höhle doch eigentlich verlassen haben wollte. Jeder ist dann irgendwie in seinem eigenen kleinen Universum und das einzige das uns vielleicht noch verbindet, ist die Tatsache: Wir haben alle Stöpsel im Ohr.
Doch wie still ist die Stille wirklich? In letzter Zeit gehe ich wieder öfters bewusst OHNE iPod spazieren. Man nimmt seine Umwelt anders wahr, besser, detailierter. Was anfangs nur Vogelgezwitscher war, sind bald die verschiedenen Vogelarten, von denen jede in ihrer ganz eigenen Stimme trällert. Das Rascheln der Bäume und Blätter im Wind, das kontinuierliche Plätschern eines Baches, das mitreißende Rauschen des Flusses. Aber auch weniger klischehaft und kitschig: die Geräusche der Stadt mit laufenden Motoren, Stimmengewusel und einem Wirrwarr aus Straßenmusik, vermengt mit Fetzen aus Melodien, die von irgendwo in der Ferne schallen, wo vielleicht gerade eine heiße Party stattfindet. Für all das lohnt es sich ja vielleicht doch, die Stöpsel auch mal rauszunehmen.
Und einzutauchen in das Leben.
Freitag, 1. Juli 2011
Die Schönheit der ungelebten Möglichkeiten
Als ich noch klein war hatte ich tausend Ideen, was ich einmal werden könnte. Zwar habe ich in meinen Überlegungen durchaus typische Berufe wie "Tierärztin" oder "Astronautin" in Erwägung gezogen, doch auch eher ungewöhnliche à la "Erdbebenforscherin" und "Neue-Namen-Finderin". Ich bin überzeugt, dass es nicht nur mir so ging. Jeder hatte seine ganz eigenen Träume und Vorstellungen und Wünsche, was er einmal mit seinem weiteren Leben und seiner Zukunft anstellen wollte. Das wichtigste Wort in diesem Satz war jedoch weder "Wünsche" noch "weiteres Leben", sondern: "einmal". Irgendwann in weiter Ferne.
Denn im Gegensatz zu den Zielen, die man nun sich nun als erwachsener Mensch so setzt (sei das ein eigenes Auto, ein eigenes Haus, oder auch einfach nur die nächste Miete zahlen zu können), waren die Wunschträume vor allem eins: Träume. Und als solches hatten sie auch die absolute Daseinsberechtigung, einfach nur zum Träumen da zu sein. Doch wie ist das jetzt, um einige Jahre und etliche Erfahrungen reicher?
Jeder von uns hat so Träume im Kopf. Die Bandbreite geht von "Endlich mit Spanisch anfangen", über "einen Ballettkurs belegen", bis hin zur großen weiten Welt in einer Reise. Während die eine von ihrer eigenen Schmuckkollektion träumt, wünscht sich ein anderer von ganzem Herzen, doch eines schönes Tages mal in einem Rennwagen zu sitzen.
So weit so gut, das hat sich also nicht geändert, lediglich die Dimensionen. Als wir klein waren hätte uns schon ein Barbietraumhaus überglücklich gemacht, in fortgeschrittenerem Alter könnte uns solches nur in Lebensgröße begeistern (um dann in ihm zu wohnen oder aber es zu verkaufen, um sich eine coole Deisgnerbude oder einen schicken Schlitten zuzulegen).
Doch ein Unterschied ist maßgeblich: Als wir klein waren, durften die Träume Träume sein. Man hat sich etwas oft nur gewünscht, weil es schön ist, davon zu träumen. Dieses Schwelgen in Fantasien und Wunschvorstellungen,, das reine Vorstellen, eines Tages tatsächlich mal den Weltraum zu erforschen oder den ganzen Tag lang süße Kätzchen zu verarzten. Ja, das war eine schöne Vorstellung. Als Kind war klar, dass man sowieso erstmal erwachsen werden musste, um eines Tages die Träume in die Realität umzusetzen.
So, nun ist man erwachsen. Und- haben Sie alles erreicht, was sie sich damals gewünscht haben, im Laufe ihres Lebens, oder auch nur jetzt?
Bei den meisten wird die Antwort wohl eher auf ein "nein" hinauslaufen. Es ist auch nicht wirklich möglich.
Denn kaum hat man mal einen Wunsch (teilweise auch einfach nur Anspruch an sich selbst, aber das ist ein anderes Kapitel) erfüllt, schon trifft man einen Altbekannten, der gerade aus Neuseeland zurückkehrt und stolz seine Urlaubsfotos von sich und den Maoris präsentiert und denkt sich: "Oh Mensch, da wollte ich ja auch noch unbedingt hin!"
Wir Menschen neigen dazu, uns mit anderen zu vergleichen. So geht das Futter für neue Wunschvorstellungen und Träume nie aus.
Ist das etwas schlechtes? Auf keinen Fall!
Doch etwas wichtiges darf man nicht verlernen: Die Träume auch mal Träume sein lassen. Die Augen schließen und lächelnd einer wunderschönen Wunschvorstellungen nachhängen, vielleicht mit einem leicht wehmütigem, aber keinem traurigen Gefühl, dass das schöne Erlebnis nur in unserem Kopf stattfindet. Zu erkennen, wie schön es ist, dass wir nicht nur im Hier und Jetzt sind, sondern auch in eine Gedankenwelt reisen können, in der absolut alles möglich ist. In der wir fliegen können, wenn wir nur unsere Flügel ausbreiten und in der Geld und Lebensumstände keine Rolle spielen. Hier sind wir völlig frei.
Egal, was wir bereits erreicht haben und wo wir uns befinden: Es gibt immer noch Spielraum für das, was wir für uns realisieren und erleben können. Ob es nun um eine fortgeführte Ausbildung oder aber ein neuzugelegtes Hobby geht.
Das soll aber natürlich kein Appell daran sein, nichts mehr in die Tat umzusetzen und sich nur noch auf die Veranda zu setzen, im Schaukelstuhl zu wippen und seinen Gedanken nachzuhängen (obwohl ich mir vorstellen könnte, dass manche wenige auch damit glücklich werden könnten). Es gibt Träume, die sind nicht nur Träume, sondern konkrete Ziele. Sie wollten schon immer mal ein Studium an Ihre Ausbildung dranhängen? Sie haben gerade Ihren Beruf gekündigt und finden keinen neuen? Dann auf gehts! Für viele Ziele und Träume gilt es nur, die richtige Gelegenheit abzupassen, um sich dann mit Krawall und Gebrüll auf sie zu stürzen und sie endlich wahr zu machen.
Was ist dann aber mit dem Traum, einmal auf einem Rappel den Strand einer griechischen Insel entlang zu reiten oder die hohe Kunst des Ballettanzes zu lernen? Einfach Augen zu, Musik an, und der Traum geht los. Vielleicht sogar in Echt, eines schönen Tages. Wer weiß das schon...
Denn im Gegensatz zu den Zielen, die man nun sich nun als erwachsener Mensch so setzt (sei das ein eigenes Auto, ein eigenes Haus, oder auch einfach nur die nächste Miete zahlen zu können), waren die Wunschträume vor allem eins: Träume. Und als solches hatten sie auch die absolute Daseinsberechtigung, einfach nur zum Träumen da zu sein. Doch wie ist das jetzt, um einige Jahre und etliche Erfahrungen reicher?
Jeder von uns hat so Träume im Kopf. Die Bandbreite geht von "Endlich mit Spanisch anfangen", über "einen Ballettkurs belegen", bis hin zur großen weiten Welt in einer Reise. Während die eine von ihrer eigenen Schmuckkollektion träumt, wünscht sich ein anderer von ganzem Herzen, doch eines schönes Tages mal in einem Rennwagen zu sitzen.
So weit so gut, das hat sich also nicht geändert, lediglich die Dimensionen. Als wir klein waren hätte uns schon ein Barbietraumhaus überglücklich gemacht, in fortgeschrittenerem Alter könnte uns solches nur in Lebensgröße begeistern (um dann in ihm zu wohnen oder aber es zu verkaufen, um sich eine coole Deisgnerbude oder einen schicken Schlitten zuzulegen).
Doch ein Unterschied ist maßgeblich: Als wir klein waren, durften die Träume Träume sein. Man hat sich etwas oft nur gewünscht, weil es schön ist, davon zu träumen. Dieses Schwelgen in Fantasien und Wunschvorstellungen,, das reine Vorstellen, eines Tages tatsächlich mal den Weltraum zu erforschen oder den ganzen Tag lang süße Kätzchen zu verarzten. Ja, das war eine schöne Vorstellung. Als Kind war klar, dass man sowieso erstmal erwachsen werden musste, um eines Tages die Träume in die Realität umzusetzen.
So, nun ist man erwachsen. Und- haben Sie alles erreicht, was sie sich damals gewünscht haben, im Laufe ihres Lebens, oder auch nur jetzt?
Bei den meisten wird die Antwort wohl eher auf ein "nein" hinauslaufen. Es ist auch nicht wirklich möglich.
Denn kaum hat man mal einen Wunsch (teilweise auch einfach nur Anspruch an sich selbst, aber das ist ein anderes Kapitel) erfüllt, schon trifft man einen Altbekannten, der gerade aus Neuseeland zurückkehrt und stolz seine Urlaubsfotos von sich und den Maoris präsentiert und denkt sich: "Oh Mensch, da wollte ich ja auch noch unbedingt hin!"
Wir Menschen neigen dazu, uns mit anderen zu vergleichen. So geht das Futter für neue Wunschvorstellungen und Träume nie aus.
Ist das etwas schlechtes? Auf keinen Fall!
Doch etwas wichtiges darf man nicht verlernen: Die Träume auch mal Träume sein lassen. Die Augen schließen und lächelnd einer wunderschönen Wunschvorstellungen nachhängen, vielleicht mit einem leicht wehmütigem, aber keinem traurigen Gefühl, dass das schöne Erlebnis nur in unserem Kopf stattfindet. Zu erkennen, wie schön es ist, dass wir nicht nur im Hier und Jetzt sind, sondern auch in eine Gedankenwelt reisen können, in der absolut alles möglich ist. In der wir fliegen können, wenn wir nur unsere Flügel ausbreiten und in der Geld und Lebensumstände keine Rolle spielen. Hier sind wir völlig frei.
Egal, was wir bereits erreicht haben und wo wir uns befinden: Es gibt immer noch Spielraum für das, was wir für uns realisieren und erleben können. Ob es nun um eine fortgeführte Ausbildung oder aber ein neuzugelegtes Hobby geht.
Das soll aber natürlich kein Appell daran sein, nichts mehr in die Tat umzusetzen und sich nur noch auf die Veranda zu setzen, im Schaukelstuhl zu wippen und seinen Gedanken nachzuhängen (obwohl ich mir vorstellen könnte, dass manche wenige auch damit glücklich werden könnten). Es gibt Träume, die sind nicht nur Träume, sondern konkrete Ziele. Sie wollten schon immer mal ein Studium an Ihre Ausbildung dranhängen? Sie haben gerade Ihren Beruf gekündigt und finden keinen neuen? Dann auf gehts! Für viele Ziele und Träume gilt es nur, die richtige Gelegenheit abzupassen, um sich dann mit Krawall und Gebrüll auf sie zu stürzen und sie endlich wahr zu machen.
Was ist dann aber mit dem Traum, einmal auf einem Rappel den Strand einer griechischen Insel entlang zu reiten oder die hohe Kunst des Ballettanzes zu lernen? Einfach Augen zu, Musik an, und der Traum geht los. Vielleicht sogar in Echt, eines schönen Tages. Wer weiß das schon...
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