Dienstag, 13. Dezember 2011

PC-Getippe: Ist das unsere Zukunft?

Die digitale Welt, in der wir leben. Egal ob es um den Aufbau einer Zeitung geht, Skizzen für Modedesigns oder um die bürokratische Verwaltung: Der liebe Herr Computer ist allgegenwärtig. Handwerkliche Berufe nehmen ab, Massenherstellung in Manufakturen nehmen zu und das was für den Menschen an Tätigkeit übrig bleibt ist: Die Computerarbeit. Bringt diese, besonders für eher Gemütlichkeits-orientierte Bewohner, durchaus Vorteile mit sich (wenig Anstrengung, kann sich den Arbeitsplatz schön und angenehm gestalten, am PC ist alles schön übersichtlich (zumindest übersichtlicher als Papierkrieg Locher gegen Schere.)).
Aber ist das wirklich unsere Zukunft?

Nicht nur der Computer ist ein allgegenwärtiger Begleiter des 21. Jahrhunderts, sondern auch: Die Depressionen. Burnout. Überforderung aufgrund von Unterforderung. Klingt eigenartig? Ist es nicht.
"Also der Beethoven hatte jedenfalls keinen Burnout", meinte neulich ein guter Freund von mir und hat damit die Rädchen in meinem Kopf zum heftigen Rotieren gebracht. Hatte er wirklich nicht, zumindest weiß man nichts davon. Es erscheint aber durchaus schlüssig.  Denn: Was hat Herr Beethoven gemacht? Saß er am PC und rackerte vor sich hin, an Dingen, die eigentlich zu abstrakt für sein Denken waren und immer mit den selben (mit wenig Bewegungen verbundenen), fast schon maschinellen Getippe und Gestarre auf den Bildschirm? Nein. Er klimperte auf dem Klavier. Er schrieb dann wahrscheinlich hektisch ein paar Noten auf. Machte vielleicht einen Spaziergang oder etwas anderes, bei dem er sich sammeln konnte, um sich inspirieren zu lassen und seine Gedanken und Ideen zu ordnen. Und setzte sich wieder an sein Werk. Die Leidenschaft begleitete ihn sicher auf all seinen musikalischen Wegen.

Aber gut, Beethoven war meines Erachtens ein Genie und kaum jemand kann sich mit ihm gleichsetzen. Dann nehmen wir mal die "einfacheren" Leute (ohne tatsächlich ihren tatsächlichen Intellekt, lediglich ihr tägliches Handwerk darzulegen): Schreiner, Schneider, Bäcker, Bauer. Einzige Gemeinsamkeit: Sie haben mit "echten" Dingen zu tun. Und folgen somit um einiges mehr dem, was uns evolutorisch in die Wiege gelegt wurde.
Wäre die Evolution schneller, würde das Herzen des Menschen aufgehen, sobald er ein pdf-File oder gar - oh Freude! - eine Excel-Tabelle vor sich hat. Er würde es lieben abstrakte Skizzen zu entwerfen, die sein Verstand zwar nicht wirklich fassen kann, die er aber gelernt hat, dennoch zu bearbeiten. Er bräuchte nichts zum Anfassen, denn sein Gehirn wäre instinktiv auf das fokussiert, was da vor ihm auf dem Bildschirm läuft.

Aber die Evolution ist langsam. Die fett-triefende Pizza schmeckt noch immer so gut, weil der Körper darauf gepolt ist, möglichst viele Kalorien zu sich zu nehmen, um im Zweifelsfalle genug Reserve zu haben. Ungeachtet der Tatsache, dass eben dieser Zweifels-Reservebedarf-Fall im Leben desjenigen vielleicht oder sogar wahrscheinlich nie eintreten wird. Die Menschen wollen noch immer Sex, selbst wenn sie eigentlich keine Kinder möchten.
Und sie sind meines Erachtens noch immer unbewusst überfordert davon, den ganzen Tag vorm Rechner zu sitzen. Dass aber genau so der Alltag einiger aussieht, führt eben meines Erachtens zu genau den typischen Symptomen unserer Zeit: Unzufriedenheit, depressive Verstimmungen. Man "verlernt" seinen eigenen Körper kennen, sitzt man den lieben langen Tag da. Ein paar präventive Yogaübungen und das individuelle Sportprogramm des Einzelnen können durchaus vorbeugen und helfen. Doch es ist ja nicht so, als würde man sich nicht anstrengen. Die Anstrengung am Computer und generell beim Denken, Entwerfen, Konstruieren und eben alles, was nicht von Hand geht geht zwar nicht auf die Muskeln aber: Aufs Gehirn. Es ist verdammt belastend, sich auf längere Zeit zu konzentrieren. Erfolgserlebnisse? Nur sehr abstrakt und dadurch, zumindest für unsere "ureigenen" Sinne, die auch entsprechende Glückshormone herbeirufen würden, nicht so verwertbar, wie Erfolgserlebnisse im "echten Leben". Der Mensch ist viel einfacher, als er es heutzutage gerne wäre: Wenn er etwas fertiges sieht, das er gemacht hat, freut er sich. Daten lassen sich nicht anfassen und ihre Natur entspricht nicht der unseren. Egal wie lange man an etwas geschrieben hat; stürzt der Computer ab, ist alles weg. Das soll ein Gehirn mal begreifen.
"Innere Erschöpfung" nennt man in der Fachsprache den Zustand, in den wir uns derzeit viel zu oft selbst führen, indem wir uns vom Handwerker zum Programmierer von Maschinen entwickelt haben.

Liegt hier unsere Zukunft?
Ich glaube nicht.
Man wird Lösungen finden. Wege, wie wir lernen werden, uns körperlich und geistig zu betätigen, ohne dabei auf intellektuellen Anspruch verzichten zu müssen. Ist die Wii ein erster Anfang, derzeit noch rein auf Spiel und Spaß ausgelegt? Vielleicht, das kann man nicht wissen.

Im Büro im Jahre 2100 hüpfen die Leute vielleicht in ihrem Büro herum, um über Bewegung ihre Ideen auf virutellen Riesenflächen zu skizzieren. Sie werden vielleicht mit 3D-Brillen durch Städte laufen, um dort die Skizzen für künftige architektonische Bauwerke zu entwerfen.

Was auch immer der Mensch sich noch so einfallen lässt, er wird letztlich seinen Wurzeln folgen.
Es bleibt spannend, soviel ist sicher.

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