Doch hier und jetzt muss ich meine Einstellung zu dem lockeren Geplaudere auf Partys, an der Supermarktkassa oder im Zug noch einmal gründlich überdenken. Zunächst einmal zu den Gründen, aus denen es zu der Abneigung (die ich, wie ich weiß, mit vielen teile) überhaupt kam: Die Erfahrung, dass man in zwei Gesprächsarten aufteilen kann: Gespräch und Smalltalk. Ist das Gespräch in meinen Augen unendlich wertvoll und wichtig, kam mir Smalltalk wie der blöde Stiefbruder vor. In einem Gespräch sprechen beispielsweise zwei Freunde miteinander. Sie tauschen die neuesten Ereignisse und Gegebenheiten ihres Lebens aus, quatschen über dies und das und empfinden dabei: Freundschaft. Verbundenheit. Nähe. Es tut gut, mit einem Freund zu reden, egal über was. Das was man im Gespräch miteinander teilt ist ein weiterer wertvoller Baustein im Fundament der Freundschaft. Ein Fundament, auf das die beiden sich auch am nächsten Tag, in der nächsten Woche, dem nächsten Monat und solange die Freundschaft hält, stützen können werden. Smalltalk ist hier meines Erachtens kaum möglich, je besser die Freundschaft, desto weniger. Denn selbst ein dahingeworfenes "Ja, gut" auf die Frage "Wie geht's dir?" wird bereits vom Freund interpretiert (jaaa auch von den Kerlen unter euch!) und ganz anders bewertet, als würde man nichts über den Freund wissen. Subkontext, zwischen den Zeilen lesen und Empathie unter Freunden nennt sich das. Oder schlichtweg: Man kennt sich halt. Dieses Gespräch ist also wertvoll und oft zehren wir von guten Gesprächen mit unseren Lieben eine ganze Weile.
Übrigens entstehen gute Gespräche natürlich auch mit Nicht-Freunden. Auch diese sind mit Smalltalk nicht vergleichbar, denn gerade Fremden vertrauen wir manchmal unserer allertiefsten Geheimnisse an: Und zwar, wenn wir sie voraussichtlich nicht mehr wiedersehen. Auch diese zähle ich nicht zu Smalltalk.
Soviel zur ersten Gesprächssorte. Die zweite ist nun der genannte Smalltalk. Und der kam mir, unterschieden vom Gespräch, das in freundschaftlicher Verbundenheit stattfindet, geheuchelt, beinahe "falsch" vor. Als ich in Australien war, ist mir aufgefallen, dass dieser dort mehr vertreten ist, als bei uns. Bei uns passiert selbst beim Provinzbäcker in kleinen Dörfchen im Nirgendwo weniger Smalltalk, als in einem großen Supermarkt in Brisbane in Australien.
Was ich nun sagen muss: Ja, er ist oberflächlich. Nein, ich glaube nicht, dass sich die Leute wirklich WIRKLICH darum kümmern, wie es einen geht. (wobei es tatsächlich enorm hilfsbereite und liebe Australier gibt)
Aber ich war noch öfter auf Reisen und habe mit der Zeit den Smalltalk immer mehr zu schätzen gelernt. Auch in meiner Heimatsstadt und eigentlich egal wo, ob im Zug, Flieger oder im Vorlesesaal an der Uni (sehr zu Unfreuden des Dozenten): Er wärmt inzwischen mein Herz. Davon auszuschließen ist übrigens Businesskauderwelsch und Floskeln die zum Schleimen oder zum Aufwerten der eigenen Position gedacht sind. Ich rede von den Leuten, die wirklich einfach nur spontan miteinander plaudern.
Aber ich war noch öfter auf Reisen und habe mit der Zeit den Smalltalk immer mehr zu schätzen gelernt. Auch in meiner Heimatsstadt und eigentlich egal wo, ob im Zug, Flieger oder im Vorlesesaal an der Uni (sehr zu Unfreuden des Dozenten): Er wärmt inzwischen mein Herz. Davon auszuschließen ist übrigens Businesskauderwelsch und Floskeln die zum Schleimen oder zum Aufwerten der eigenen Position gedacht sind. Ich rede von den Leuten, die wirklich einfach nur spontan miteinander plaudern.
Wer gleich nach tiefgründstigem Anlass und Hintergrund sucht, aus dem heraus ein solcher Smalltalk à la "Und wie gehts?", "Ma, das Wetter heut, so schee!"ensteht, der wird vermutlich verächtlich schnaubend scheitern. Aber es gibt einen Anlass. Einen Grund. Und zwar: Wir wollen miteinander reden. Miteinander kommunizieren.
Merkt man, dass, obwohl die Person einen nicht kennt, in diesem Moment tatsächlich gerne mit einem plaudert oder andersherum sieht man, dass sich die ältere Dame wahnsinnig freut, wenn man sie in ein Gespräch verwickelt: Dann tut das gut. Es lässt uns spüren, dass wir letztlich doch alle die selben seltsamen Wesen sind, die diesen Planeten bevölkern. Die einerseits furchtbar vernünftig, rational und analythisch sind. Aber im innersten Kern doch immer noch vor allem nach einem suchen: Menschlicher Nähe und Wärme.
Smalltalk ist die kleinste Ebene, in der, meint man ihn ehrlich, man diese vermitteln kann.
Und übrigens: Gute Gespräche entstehen oft aus ursprünglich intendierten Smalltalk.
Und übrigens: Gute Gespräche entstehen oft aus ursprünglich intendierten Smalltalk.
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