Wir leben in einer schlimmen Welt. Unheil und Grauen passiert jeden Tag: Krieg, Unwetter und so viele einzelne Schicksalstragödien. Ein Blick in die Nachrichten geworfen, wird es wieder schmerzlich bewusst: Auf der Welt ist es alles andere als friedlich und schön.
Viele Menschen fühlen sich davon angesprochen und ergreifen die Initiative. Eine ganze Menge Leute spenden Geld an Hilfsorganisationen, die sie für glaubwürdig halten. Und ein paar wenige werden zu wahren Helden des Alltages: Menschen, die einen Teil oder sogar ihre ganze Freizeit opfern, um mitanzupacken, wo es nötig ist. Ob nun aktive Greenpeace-Mitglieder, Verkäufer bei Aktion-Mensch-Lotterien oder Entwicklungshelfer in Afrika: Diese Menschen leisten großartiges und verdienen für ihre Courage und ihre Selbstlosigkeit Anerkennung im höchsten Maße.
Damit spreche ich wohl jedoch kein neues Themengebiet an. Mein Post soll sich eher den "anderen" widmen. Denen, die NICHT im Entwicklungsland helfen und aus welchen Gründen auch immer die Zeit nicht haben oder einfach nicht aufbringen, zu helfen. Die, die einfach nur ihr Leben leben, ihrer Arbeit nachgehen, ihre Kinder großziehen und es sich einfach auch mal gut gehen lassen. Klingt egoistisch? Sind aber: Die meisten unter uns.
Ob man es nun zugibt oder nicht, die meisten schaffen sich doch gerne eine Art Käseglocke um sich. Es geht dabei meistens nicht etwa darum, sich vor Hunger und Leid auf der Welt verschanzen, den Kopf in den Sand stecken und einen auf "Friede, Freude, Eierkuchen" machen. Man möchte ja aufgeklärt sein und sozialkritisch sein. Man möchte ein guter, helfender Mensch sein, der mit anpackt.
Es ist jedoch nicht so, dass das Leben nicht oft bereits genug Aufgabenbereiche bietet, denen es sich ebenso zu widmen gilt. Zugegebenermaßen brutal formuliertes Beispiel: Was hilft es den eigenen Kindern, die keine Zuwendung bekommen haben, dass man dringend in Afrika helfen musste?
Es ist jedoch nicht so, dass das Leben nicht oft bereits genug Aufgabenbereiche bietet, denen es sich ebenso zu widmen gilt. Zugegebenermaßen brutal formuliertes Beispiel: Was hilft es den eigenen Kindern, die keine Zuwendung bekommen haben, dass man dringend in Afrika helfen musste?
Selbsterhaltung ist ein starker Trieb im Menschen. Der, gemeinsam mit der Veranlagung zum "Nestbau", löst in uns die Sehsucht nach Harmonie und Zufriedenheit aus. Nach einer eigenen geregelten Welt, die wir uns nach unseren Wünschen erschaffen haben. Nach einem schönen Leben in einem friedlichen Umfeld mit angenehmen Menschen und fordernden, aber nicht überfordernden, Aufgaben.
Ich lebe in einer Stadt, der die Käseglocke oft vorgeworfen wird. Salzburg ist wunderschön und ja: Sie ist auch wundertouristisch. Es geht viel um Glanz, Gloria, prunkvolle Gebäude, hübsche Parks und eben alles, was nett anzusehen ist. Fans vom Berliner Kreuzberg rümpfen empört die Nase, sobald sie hübsch hergerichtete Blumenbeete, die leicht bis enorm kitschig dekorierten Geschäfte und die verschnörkelten Schilder in der Altstadt sehen.
Und hier stehe ich zu meiner Meinung:
Und hier stehe ich zu meiner Meinung:
Ich genieße die Atmosphäre Salzburgs: Mischung aus kuscheligem Dorf und ästhetischer Stadt der Historik. Was könnte falsch daran sein?
Zurück zum eigentlichen Thema, kann Salzburg durchaus als repräsentative Metapher für ein selbstbestimmtes Leben, das von schönen Dingen umgeben ist, gelten.
Doch wie weit ist es in Ordnung, es sich selbst kuschelig und nett zu machen, während draußen der Sturm tobt? Wie sehr darf man sich verschanzen, schützen und auch einfach mal abschalten?
Wo müssen wir eingreifen?
Ich glaube, es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem was man MUSS und dem was man KANN.
Was man kann: In Länder reisen, um dort zu helfen. Den Großteil der Ersparnisse für Organisationen spenden oder in regionalen Hilfsorganisationen aktiv werden. Jede ehrenamtliche Tätigkeit ist eine bewundernswerte und tolle Sache: Aber nur wenn sie von Herzen kommt. Jedes andere Motiv würde langfristig wohl eher zur schnellen Wiederaufgabe der "gefaketen" Selbstlosigkeit führen.
Was man muss: Hinsehen, statt wegsehen. Mit anpacken, wenn man es genau hier, an Ort und Stelle, machen kann. Nicht einfach nur zuschaun, wenn jemand verprügelt wird. Die Polizei rufen, wenn man draußen laute Hilfeschreie hört. Den Notarzt rufen, wenn jemand mit Schmerzen am Wegrand sitzt. Sich neben ihn setzen und warten, bis der Notarzt kommt. Seine Hand nehmen und mit ihm sprechen.
Die Käseglocke ist soweit ok, denn sie gibt uns Ruhe und Gelassenheit, die wir für unsere eigenen Herausforderungen des Alltags brauchen.
Doch die Käseglocke eines Menschens, der es sich gemütlich zurecht gemacht, dennoch aber ein Auge und Ohr für andere hat: Der erkennt, dass die Glocke nicht isoliert, in ihrer Form mehr einem Schirm ähnelt. Ein Schirm, der vor Regen schützen kann. Denn so ein Schirm hat gegenüber der Käseglocke den entscheidenden Unterschied:
Wir können Menschen mit unter ihn lassen.
Spannt man den Schirm nicht nur für sich, so fängt man bereits an, Gutes zu tun. Diese Welt zu verändern. Es ist ein gutes Recht, sich selbst wohlfühlen zu wollen.
Denn das Schönste ist doch, wenn man merkt, dass man nicht alleine unter dem Schirm ist.
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