Sonntag, 25. Dezember 2011

Ist die Kirche noch zeitgemäß?

"Friede sei mit dir." Wer zu Weihnachten in der Kirche war (oder auch irgendwann anders) hat diesen Satz gesagt. Mehrmals. Und möglicherweise zu wildfremden Leuten. Ja,  man kennt den Satz (zumindest die christlichen Kirchgänger). Und er hat mich zum Nachdenken gebracht.

Tatsächlich kommt mir Kirche schon ziemlich altmodisch, verstaubt und bieder vor. Tut mir Leid, wenn ich hier so manch einem Kirchenfan vor den Kopf stoße: Ja, ich sehe, dass von der Kirche viele gute karitative, nächstenliebliche und zwischenmenschliche Ansätze, Impulse und Aktionen stammen. Dass sie einer Menge Menschen Halt gibt und gerade für diejenigen, die gerade dringend etwas Regelmäßiges, Beständiges, Zum-Festhaltendes brauchen, ist sie wirklich ideal. Daher würde ich niemals für eine Abschaffung oder ähnliches plädieren.
Ich denke nur, dass es gerade für die neuere Generation, die mit iPod, Internet und Netbook vertrauter ist, als mit den eigenen Nachbarn, so eine Kirche nicht unbedingt Besucherziel Nummer eins ist. Die Bänke sind unbequem, es ist kalt, das ganze wirkt sehr festgefahren. Ein Mensch der Modernes gewohnt ist, mag es vielleicht schön finden, einmal "was ganz anderes, ruhiges" zu erleben, aber mal ehrlich: Wie viele von den Menschen, die die meiste Zeit vorm Laptop verbringen, werden nach und vor Weihnachten wieder kirchlichen Grund und Boden betreten (um in eine Messe zu gehen)?  Genau, glaube ich auch: Nicht viele. Vielleicht noch zu Ostern. Ganz vielleicht.

Doch um auf den Anfang zurückzukommen: Während ich mich in der Messe gelangweilt und mich mit aller Macht davon abzuhalten versucht habe, auf mein Handy zu schaun, wer mir denn gerade vibrierenderweise eine SMS geschickt hat, kam aufeinmal der Teil in der Kirche, den ich immer schon am liebsten mochte. Das Shaking Hands.
Und da ist mir klar geworden: Man tut der Kirche und eigentlich (meines Wissens) jeder Religion unrecht, wenn man behauptet, sie, ganz an und für sich, wäre altmodisch. Denn das ist nicht wahr. Die wahren Werte werden uns Menschen auch jetzt schon durch eher leidenschaftslose Internetisierung und Automatisierung immer mehr bewusst. Das ist der Ökotrend, das ist der Heimatstrend ("Bauer sucht Frau" lässt grüßen), das ist auch der Couchsurfingtrend und nicht zuletzt natürlich der Foren/Internetcommunity-Trend. Beim Getippe vorm Laptop vermissen viele aufeinmal das Ursprüngliche. Hinaus ins Freie gehen, herumlaufen, frische Luft. Mit Freunden einen Kaffee trinken gehen. Jede Menge Spaß haben und das nicht in virtuellen Welten.

Die Religionen unserer Welt "propagieren" das seit ihrer Existenz. Das Miteinander, Füreinander und Aufeinander-schaun ist in jeder von ihnen sehr wichtig. Nächstenliebe heißt es so im Christentum. Beim Händeschütteln in der Kirche wird durch ein einfaches Ritual genau das wieder klar gemacht. Man gibt sich die Hand, wurscht ob man sich kennt. In einer Welt, in der sonst Misstrauen, schützende Distanz und Vorsicht geboten sind, lässt man einfach mal locker und denkt daran, dass wir eben doch alles die selben seltsamen Wesen sind, die sich Menschen nennen. Dass es eben doch noch was anderes gibt außer Arbeit am Laptop, moderne Internetverbindungen und mobile Kleinstcomputer.

Es wäre toll, wenn sich ein paar schlaue, neuzeitlich denkende Menschen daran setzen würden, aus der Kirche wieder einen Ort zu machen, an dem sich eben jene neuzeitlich denkenden Menschen wieder wohlfühlen und an den sie regelmäßig kommen möchten, ohne gleich a) als spießig oder b) als übertrieben spirituell und religiös zu gelten.

Denn dieser eine Satz birgt so viel Kraft in sich, dass wir alle unsere Probleme mit ihm lösen könnten. Wenn wir einfach nur regelmäßig diesen einen Satz zueinander sagen (und meinen!) und uns die Hand geben würden, wäre das ein soviel schönerer Planet.

In diesem Sinne:
Friede sei mit dir.

3 Kommentare:

  1. :) ein wirklich schöner aufruf zu dieser Zeit, hast du gut gemacht!

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  2. Ich schreibe im Moment an einem Referat über die Kirche und bin dabei auf diesen Eintrag gestoßen, der mir sofort gefallen hat! Ich werde ihn sicher in meinen Vortrag mit einbauen und ich denke du hast die gegenwärtige Situation der Kirche auf den Punkt gebracht! Toll:))
    LG Laura, 16

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