Man liest und hört es ständig. Ganze Zeitschriften und Websites sind danach benannt und generell ist es ein Wort des 21. Jahrhunderts: Lifestyle.
Lifestyle, zu deutsch Lebensstil. Was genau soll das sein? Früher beschrieb man mit dem Wort, die Prioritäten, nach denen ein Mensch lebte. Der Unterschied zwischen "Arbeiten um zu leben" und "Leben um zu arbeiten" zum Beispiel. Das selbe Spielchen geht auch mit "Essen". Es ging darum, ob es einem Menschen im Leben um seinen Erfolg, sein Familienglück, seine Freiheit und was es noch für Ideale anzustreben gibt, geht. Dementsprechend nahm er sich viel oder wenig Zeit für die Liebsten um sich herum, verbrachte Zeit in der Arbeit und teilte sich seine Freizeit für Sport, Hobbys ein, bzw. teilte sie eben einfach gar nicht ein. Sondern lebte einfach. Laisser-fair und so.
Und jetzt?
Hören wir das Wort Lifestyle, entsteht ein buntes Wirrwarr aus den verschiedensten Dingen. Eine Art Mosaik mit Steinen der unterschiedlichsten Farben und Formen. Da wäre schon mal (das gar nicht so im Unterschied zu früher): Die Musik. Doch nicht nur typische Rollen wie "Der Punker", "Der Hardrocker", "Die Pop-Prinzessin" etc. definieren heutzutage den Musikbereich eines Lifestyles. Lifestyle meint in diesem Kontext oft, einfach up to date zu sein. Die Musik zu kennen, die gerade frisch von den Theken der Plattenläden gehen oder am besten schon vorher. Auch immer das passende Gedudel im iPod zu haben, kann Lifestyle sein. Egal ob auf dem Radel durch die Provence oder in der Berliner U-Bahn.
Viele weitere Mosaiksteine gibt es da: Filme, Fernsehen, Internetverhalten (Facebook ist fast schon ein Lifestyle für sich), Yoga oder Fitness-Center (oder die ganz coolen: beides), Handtasche oder Rucksack.
Ein bisschen ist es so, als wäre unser Leben eine Riesenkommode. Es gibt verschiedene Schubladen und in diese packen wir das hinein, was uns gefällt. Manches in die genau in greifbarer Nähe, weil wir sie oft öffnen um uns des Inhalts zu bedienen. Manche können ruhig etwas höher oder niedriger gelagert sein. Dann müssen wir uns zwar strecken und hinknien, um dran zu kommen, aber für diese Schublade ist es uns das hin und wieder wert. Ständig misten wir aus und finden altes, heißgeliebtes ganz hinten im Eck wieder. Und manchmal pfeffern wir einfach mal den ganzen Inhalt raus, nur um nachher ein paar Dinge, die wir doch vermissen, reumutig wieder einzusammeln und genau dahin zurückzupacken, wo wir es vorher auch hatten. Was in welcher Schublade ist: Nun das kommt ganz darauf an, wie wir unser Leben unterteilen und wie wir denken. Das führt wohl jetzt zu weit.
Gleich geblieben sind in der Wortdefinition von "Lebensstil" m.E.: Abenteuerlustigkeit, Romantik und grundsätzliche Eigenschaften. Doch heutzutage ist mehr denn je die bewusste Wahl von konsumierten Medien, von Spiel, Spaß und Musik und von den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen gemeint.
Letztlich ist das wichtigste ebenso gleich geblieben: Der Lifestyle ist das, womit wir uns nach außen hin, aber auch für uns selbst, präsentieren und identifizieren. Die Tatsache, dass wir das Wort im Alltag so oft gebrauchen, zeugt nur davon: Wir beschäftigen uns wohl mehr als die Menschen damals mit unserer Selbstidentifikation. In Zeiten der Gleichberechtigung, des Internets und der Globalisierung steigen die Möglichkeiten und damit auch die Freiheiten, sein Leben aktiv zu gestalten.
Das Wort Lifestyle versucht m.E. genau das zu vereinfachen und bunt verpackt in schöne CD-Covers und hippe Möbelstücke zu vermarkten. Es ist die Suche seiner selbst in Dingen, die vielleicht zumindest einen Teil unseres Selbst repräsentieren können. Ob das nun das in selbstgebatiktem Top bekleidete, Rasta-gelcockte und Reggae-hörende "Öko"-Mädl ist oder die elegante junge Frau mit wunderschönem Sommerkleidchen, perfekt auf ungeschminkt geschminkten Gesicht und der todschicken Frisur aus der neuen Zeitschrift. Der Lifestyle ist nach außen hin klar erkennbar. Selbst Getränke, ja sogar verschiedene Wassermarken, Kaugummisorten und beinahe alles kann einen Teil des Mosaikbildes ausmachen. Den "Lifestyle"-Trend lassen sich Marketingabteilungen selbstredend nichts entgehen.
Doch fern des Kommerzgedankens: Je mehr Musik auf dem iPod wohl durchdacht dort drauf geladen wurde, weil wir uns darin wohl und zuhause fühlen. Je mehr Kleidungsstücke in unserem Kleiderschrank nicht aufgrund eines kurzlebigen Trends sondern weil sie uns genau so darstellen, wie wir sind und/oder sein wollen. Und je seltener wir andere in ihrem Verhalten, ihrem Geschmack und ähnlichem kopieren: Desto mehr haben wir ihn gefunden.
Unseren Lifestyle.
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