Sie mausert sich immer mehr zur absoluten Kultserie: Big Bang Theory. Es geht um vier ziemlich abgedrehte Nerds, jeder auf seine Weise, und ein blondes Mädl namens Penny, die nebenan einzieht. Klingt soweit ziemlich anders als Sex and the City, How I Met Your Mother und Grey's Anatomy. Statt aber wie andere stark von der Norm abweichende Serien irgendwo aus der Reihe zu tanzen, steppt die Sitcom mitten auf der Tanzfläche der Einschaltquoten.
Warum? Dazu habe ich meine eigenen Theorien.
In vielen Sendungen geht es vor allem um eins: zwischenmenschliche Beziehungen mit all ihren Feinheiten und Tücken. Hier werden Intrigen gespinnt, dort ein dunkles Geheimnis bewahrt und überhaupt: Ständig scheint irgendwas Dramatisches zu passieren. Dabei verhalten sich diese Serienhandlungen ein bisschen wie unser heutiges Leben: Denn auch wir wandeln immer mehr in Unsicherheiten. Früher gab es eine relativ klare Rollenverteilung für Männer und Frauen, heute weiß keiner mehr so genau, wann er sich benachteiligt fühlen sollte. Vaterschaftsurlaub und androgyne Kleidung lassen grüßen. Das ist natürlich nichts schlechtes, doch: Es wirft jede Menge Unsicherheiten auf.
Auch wenn es um das alltägliche Leben geht, gibt es genug Herausforderungen. Speziell was Oberflächlichkeiten angeht, hat man in der heutigen Freizeitgesellschaft jede Menge Spielraum, sich in die verschiedensten Themen hineinzusteigern. Da wäre das Thema Diäten, bei denen abwechselnd der Muskelaufbau und der Fettabbau begünstigt werden. Da wäre auch das Thema Schönheits-OPs, díe in vielen Ländern schon lange kein Tabu mehr sind. Kleidung, Verhalten, Körper, Gesicht: Wer sich einmal auf gesellschaftliche Zwänge einlässt, hat sich echt ziemlich was eingebrockt.
Da kommt aufeinmal eine Gruppe von Jungs und Mädls daher, die so ziemlich alles tun aber eines nicht: in die Gesellschaft passen. Ob es daran liegt, dass sie sich nicht anpassen wollen oder es schlichtweg nicht können, ist sicher von Fall zu Fall unterschiedlich, aber eins haben sie gemeinsam: Sie sind echte Individualisten.
Statt an Schönheitsideale und vorgefertigte Verhaltensmuster, glauben sie an die Wissenschaft. Und Computerspiele, Programmiertechniken, Insekten und was auch immer ihr spezielles "Nerd-Interessensgebiet" ist. Geerdet und gesichert sind sie in diesen Metiers, denn dort kennen sie sich aus. Es verändert sich nichts und wenn doch, wissen sie über entsprechende Fachzeitschriften sofort darüber Bescheid. Wenn die Gesellschaft einen erstmal "verstoßen" hat, will heißen, die Mehrheit der Leute einen für "seltsam" erklärt hat, fällt auch einiges an Last weg. Man muss sich erst gar nicht mehr bemühen, sich anzupassen und den anstrengenden Ansprüchen einer Gesellschaft zu entsprechen, die sich scheinbar sowieso nie entscheiden kann und heute das und morgen genau das Gegenteil bevorzugt.
Geerdetes Wissen, knallharte und beweisbare Fakten und die Freiheit, einfach man selbst zu sein. Das ist das, was "Big Bang Theory" und alle Nerds dieser Welt für mich verkörpern und ausstrahlen, von daher kann ich nur sagen: Nerds sind in Wahrheit die echten Vorbilder unserer Gesellschaft. Sie tun was sie gut können und lassen, was eben nicht in ihrem Fähigkeitsbereich liegt. Sie lassen sich nicht vorschreiben, was sie zu denken, wie sie sich zu kleiden und womit sie sich zu beschäftigen haben.
Nerds, ihr rockt!
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