Samstag, 20. August 2011

Das optimale Leben


"Du suchst das optimale Leben", säuselt Annett Louisan ins Mikro und beweist damit wieder mal: Den Intellekt dieser Frau unterschätzt man wegen ihrer Klein-Mädchen-Lolita-Stimme gründlich. Denn was sie anspricht, ist ein Thema, das uns alle betrifft: Die Suche nach dem Glück. Immer nach dem bestmöglichen Leben streben. "Doch jetzt wo du alles hast, willst du mehr" singt sie weiter und macht deutlich: Das kann ins Endlos führen.


Mal ganz von vorne: Was genau ist eigentlich der Grundgedanke hinter dem "Optimalen Leben"? Das sind oft Idealvorstellungen. Woher die rühren, ist so unterschiedlich, wie die Persönlichkeiten selbst. Ob das nun die Eltern sind, die in unseren Augen genau das erreicht haben, was wir auch haben wollen (Guter Job, gutes Leben, Glück und Zufriedenheit) oder Stars, die in schicken Villen wohnen. Auch genau das Gegenteil, nämlich Weltenbummler ohne festes Domizil und mit nicht mehr Besitz, als das, was sie auf dem Rücken tragen können, kann das Vorbild und die Traumvision sein. Das, was erstrebenswert erscheint, ist ein buntes Gemisch aus Erlebnissen, Erfahrungen, Prägung, Träumen und wahrscheinlich auch eine gute Portion Veranlagung.


Soweit so optimal. Hat man sich einmal unbewusst oder bewusst (meistens eine Mischung aus beidem) ein bestimmtes Ziel und Optimum gesetzt, einen Lebensstil den man erreichen will, setzt man ihn in die Tat um. Ob langsam und allmählich über langwieriges Studium und Bausparkasse oder Hauruck-Verfahren mit der Buchung einer Weltreise hängt ganz von Ziel und Charakter, sowie wahrscheinlich auch Vernunft der Person ab. Es beginnt eine Reise ins Unbekannte, auf der man genau das versucht zu erreichen, wovon man immer schon geträumt hat. Egal was man tut und wie man es angeht: Sie wird etappenweise laufen.


Doch was viele vergessen: Diese Reise hat kein Ziel. "Der Weg ist das Ziel" meint genau das. Statt uns festzulegen, irgendwann "angekommen" sein zu wollen, sollten wir uns nochmal darauf zurückbesinnen, was wir eigentlich wollen. Ist das wirklich Stillstand? Das kann keiner ernsthaft wollen. Der Mensch ist nicht so. "Gestern war es noch das Größte. Heute wirkt es ordinär", singt Annett Louisan und hat damit vollkommen recht. Zwar ist der Mensch ein Gewohnheitstier und kann durchaus sogar ein Leben lang Gefallen an gewissen Details des Lebens finden. Hobbys, Partner, Freunde, was auch immer. Wäre ja schlimm wenn nicht. Doch egal wie toll ein Leben ist, und wie sehr wir darin unsere Träume verwirklichen konnten und können: Ohne Wandel, Veränderung und Abwechslung wird es uns früher oder später nicht mehr das geben, was es uns einmal gegeben hat und uns in einem Frust zurücklassen, wieso wir eigentlich "nie zufrieden" sind.


Statt also immer nach dem "Optimum" zu suchen, immer den Zustand erreichen zu wollen, bei dem man dann "nichts mehr ändern muss, weil alles genau so passt", sollte man sich seine Ziele anders setzen. Man sollte m.E. etwas kürzer treten und nicht zu viel verlangen. Von sich und vom Leben. Das heißt nicht, sich mit Zuständen abzufinden. Für seine Ziele zu kämpfen, ist ganz klar das Beste, was man tun kann. Jeder ist seines Glückes Schmied.
Nur: Glück ist das, was man JETZT und HEUTE empfindet. Es ist nichts, das man in ferner Zukunft erreicht. Das Ziel sollte also sein, ein Leben zu führen, in dem man akzeptiert hat, dass es weder Optimum noch Perfektion gibt. Denn selbst wenn objektive Perfektion besteht (Haus im Grünen, guter Job, tolle Familie), geht das nicht zwangsläufig Hand in Hand mit subjektivem Glück und dem Empfinden, dass wirklich alles passt.


Jeden Tag meistern und dem eigenen Herzen folgen. Das Leben als Abenteuer sehen und als tollen Weg, der nur dadurch toll und spannend bleibt, das er weiter geht. Sich freuen, auf das was kommt und nicht ständig nach etwas zu hecheln, das vielleicht kommen könnte. So erspart man sich die Enttäuschung, wenn das Erwünschte doch nicht so toll ist, wie man es sich vorgestellt hat. Und das wichtigste:


Man ist tatsächlich glücklich. Jeden Tag auf der großen Abenteuerreise, die sich Leben nennt.



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