Doch subjektiv und emotional ist es (sorry, das kann wohl keiner mehr hören, aber dennoch) ein tiefer Schnaufer für die Seele. Eine Art Ventil über das überflüssige Wut, Trauer, Angst, Euphorie und was auch immer hinaus gelassen und in Form von spürbarer Kraft "abgerannt" werden können. Auch Klischees wie das Zu-sich-kommen, Gedanken-freimachen etcetera etcetera muss ich an dieser Stelle leider Gottes (oder auch zum Glück) ebenso bestätigen.
Ein Phänomen, das ich beim Laufen jedoch für mich entdeckt habe, kannte ich als einschlägiges "Hab-ich-auch-schon-gehört" so noch nicht: Es wirkt wie ein Fotoapparat bei einem spektakulären Anblick oder anderem tollen Motiv vor der Linse, wie die Stopptaste auf der Fernbedienung. Es konserviert. Denn obwohl man läuft, sich schnell bewegt, bleibt die Zeit stehen. Während mein Körper arbeitet, ganz von selber weiß, was er tut, hat mein Kopf Zeit. Zeit, sich voll und ganz in den vom Körper ausgeschütteten Glückshormonen und der sprudelnden Kraft und Wärme mit all den Ereignissen der letzten Tage auseinanderzusetzen. Beine und Arme strampeln und wippen, doch das Denkkasterl kommt zu klarer Ruhe. Der Moment steht still, wie all die Erlebnisse an einem vorbeiziehen und noch einmal durchlebt werden können. Das Gespräch mit meinem besten Freund, spontane Inspirationen, Gefühle, Gedanken, dieser Geruch, der mich im Moment x am Tag y an einen uralten Ort erinnert hat. Menschen, Situationen, seltsame Begebenheiten, Essen, Bilder, Farben, Stimmungen. Vor meiner Nase ist das fließende Wasser der Salzach, doch vor Augen habe ich scheinbar freie Auswahl im Strudel meiner Erinnerungen.
Nennt man das "Verarbeiten"? Ich weiß nur: Es tut verdammt gut. Egal ob man das wie ich beim Laufen (und Spazieren) tut oder lieber auf einer Decke im Park: Es lohnt sich, alles nochmal durch den Kopf rauschen zu lassen. Für mich bedeutet es ein Geschenk. Der Reichtum, bewusst zu leben.
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