Samstag, 20. Oktober 2012

Blick in die Zukunft

Manchmal habe ich kurze Ausblicke in etwas, das ich glaube als Zukunft zu erkennen. Natürlich handelt es sich eher um einen kräftigen Schuss Übermut der Fantasie, aber dennoch wirkt es ganz klar und wie auf der Hand, dass das Bild vor meinem inneren Auge einmal so sein wird.

"Früher", erzähle ich da, als alte Dame, wie ich mit meiner Enkelin durch den Supermarkt schlendere und wir Gurken, Pudding und Waschmittel in den Einkaufskorb fallen lassen, "ja früher, da mussten die das an der Kassa alles einzeln scannen!" "Wie?", fragt die Kleine und ihre Nase läuft schon wieder, "Aber das muss doch dann ganz lang gedauert haben?" "Ja, schon. Aber wir haben halt gewartet, bis wir dran waren." Ganze Gesetze wurden damals aufgestellt, erinnere ich mich. Murphys Laws genannt. Sie besagten, dass immer die Schlange schneller voranging, an der man gerade nicht anstand.
Wir dagegen, meine Enkelin und ich, wir werfen die Produkte in einen Korb, der automatisch zählt, was hinein fällt. Derzeit ist der Entwicklungsstand mit dem Beamen schon fortgeschritten, aber nur die wirklich abgefahren spacigen (dass ich das als alte Omi noch sage!) Supermärkte in Japan beamen die Sachen schon direkt nach Hause. Da geht aber auch noch einiges schief, was man so hört, und es wird gemunkelt, dass dadurch krebserregende Stoffe entstünden. Was auch sonst.

Später gehen meine Enkelin und ich noch in ein Restaurant. Es ist eines der wenigen, in dem noch Menschen servieren. Tatsächlich war das Service-Personal zwar nicht das erste, aber eines der ersten, das durch Roboter ersetzt wurde. Die Aufgabenbereiche waren verhältnismäßig einfach, auch wenn sich hin und wieder Problematiken aufstellten, die man nicht hatte kommen sehen. Wie schnell Suppe und Wasser aus Teller und Schüssel schwappten, beispielsweise. Oder dass Geschirr unterschiedlich fest angepackt werden durfte, damit es nicht zerbrach. Mein Sohn und seine Frau, die Eltern meiner Enkelin, finden, dass ich da etwas nostalgisch bin. "Es ist doch auch nicht besser, wenn Menschen schuften müssen", argumentieren sie, nicht unstichhaltig, muss ich gestehen.

Dennoch finde ich es einfach heimeliger, so von Mensch zu Mensch. Am Anfang waren noch alle fasziniert gewesen von Horrorvorstellungen, von Robotern, die plötzlich wie schon in futuristischen Filmen, die Weltherrschaft an sich reißen und die Menschheit vernichten wollen. Oder an die man sein Herz verlieren konnte und möglicherweise ja umgekehrt. Tatsächlich waren das aber, wenn man so sagen kann, wildromantische Fantasien um die potenziellen Persönlichkeiten eines Roboters. Wenn man die Teile jetzt hier so sieht, wird man schnell desillusioniert. Da ist so ein freundliches menschliches Lächeln und persönlicher Bezug schon herzerwärmend. Und ich bin eh nicht die einzige, wir sind da richtig aktiv. "Viva la vida!" heißt die Initiative, in der ich mich hin und wieder beteilige.

Ja und sonst.. es hat sich viel geändert aber nicht so viel, wie man manchmal früher geglaubt hat. Der Mensch hatte irgendwie bald das Interesse an zu viel Futuristischem verloren. Er wollte einfach nicht, dass alles Grün weg ging, er wollte diese vollautomatischen grau-weiß-schwarzen und sterilen Riesenstädte nicht. Es blieb vieles wie es war, teilweise wird jetzt sogar extra auf "gute alte Zeiten" getrimmt, das ist seit langem ein großer Hype. Statt des schick-schnittigen Penthouses greifen die vermögenden Leute lieber wieder tief in die Taschen für ein uriges Landhaus im Stil des letzten Jahrhunderts. Ein eigener Bauernhof ist grad auch wieder am Kommen. Allerdings von Robotern betrieben, aber naja, wir müssen unseren Weg halt auch erst finden.

Dann war die Fantasie vorbei und ich saß wieder da. Als 22-Jährige, an einem sonnigen Herbsttag an der Salzach. Es würde hier noch viel Wasser entlang fließen. Gott sei Dank. Denn erleben will ich das alles schon selber.

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