„Ich trinke auf alte Freunde...“, so oder so ähnlich beginnt
der Refrain eines bekannten Böhse-Onkelz-Lieds. Die nun durchaus in die Jahre
gekommenen Onkel kann man finden, wie man möchte – diese Worte sind denkbar
wahr. Ich habe das jüngst am eigenen Leib erfahren. Es war Weihnachten.
Das Seltsame ist: Wenn ich ehrlich bin, denke ich zwar hin
und wieder an früher und die damit verbundenen Menschen. Wirklich vermissen tue
ich aber nicht. Nicht, weil ich sie nicht ehrlich lieb habe und schätze,
sondern weil das Leben nun mal anders spielt. Da gibt es einen Haufen Arbeit zu
erledigen, da will ich noch joggen und schwimmen gehen und bevor der Tag rum
ist, bleibt noch ein bisschen Zeit für den Hausputz, die Spülmaschine und den
Herzallerliebsten. Und wo ist da die Zeit zum Vermissen? Eben.
Wir trafen uns in einem italienischen Lokal, es war
verglichen mit vorhergehenden Jahren eine deutlich dezimierte Zahl. Auch das
scheint ein deutliches Zeichens des Alterns zu sein – klar, nicht nur ich habe
mit zunehmend fortschreitendem Lebensstatus meine eigenen Pläne, auch die
anderen haben sie. Ein paar haben doch den Weg am 23. Nnach Ebersberg gefunden.
Und da hat es mich ein bisschen überschwemmt, dieses Gefühl der
Wiedersehensfreude.
Es begann damit, dass mich meine allererste beste Freundin
von der Haustür abholte – schon das ein altgewohntes Ritual. So hatten wir es
Jahrelang gemacht, um gemeinsam zu Grundschule, Gymnasium oder zum Fortgehen zu
stiefeln. Wir waren beide nicht die Helden der Pünktlichkeit, und immer wenn
die eine unpünktlich war, war es der anderen grad furchtbar eilig – so
implizierte dieses Verfahren einen ganzen Haufen Konfliktpotenzial. Wir haben
uns auch durchaus oft gerauft, wie Mädchen das eben tun. Ohne Haue, dafür mit
Sticheleien und ab und zu wutentbrannten Schreien. Um Pferdedeckchen eines
Plastiktieres, darum, wer Nala beim Rollenspiel sein darf und manchmal halt
auch einfach so.
Vielleicht ist das das, was eine echte Freundschaft
ausmacht. Oder zumindest: Wenn sie es aushält, dann ist sie echt gut. Denn ich
habe mich mit der überwiegenden Mehrheit meiner richtig guten alten Freunde
eigentlich nicht gezofft – oder kann mich nicht erinnern. Wie ich sie alle in
den Arm nahm, wie sie da im Italiener schon auf uns warteten, freute ich mich
viel mehr, als ich mir das vorgestellt hatte. Auf einmal schien mir wieder
alles möglich. Wir würden zusammen den Mond erobern können, oder zumindest die
Welt – so wie einst mit dem Radel quer durch die Umgebung unserer bildschönen Heimat. Und früher war gar nicht mehr so weit weg. Vielleicht sollten wir bald
mal wieder fortgehen, mit schief gezogenem Eye-Liner, zu viel Wimperntusche und
Push-Up-BH?
Nein, Scherz, solche Aufreißer respektive Tussis waren wir
eigentlich gar nicht. Wir waren mehr auf Wein- und Bauernfesten unterwegs denn
in noblen Münchner Clubs. Die Pampa rund um uns herum hatte es so an sich, hier
und da mal ein großes Bierzelt aufzustellen und dort nebst traditioneller
Heimatmusik auch mal die Musik, die in den letzten zehn Jahren hip war, zu
spielen. Wir genossens und tranken Malibu Kirsch und Wodka-O dazu.
Bevor ich jetzt noch von durch besagte wenig kultivierte
Gegenden getragenen Bierkästen anfange, komme ich wieder zur Sache. Auch wenn
wir heute eine Maracuja-Saftschorle den dürftig gemixten hoch alkoholischen
Getränken von damals vorziehen: Die Freunde von daheim sind doch die allerbesten.
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