Freitag, 20. Februar 2015

It's Trödeltime

Es ist dieser Moment, wenn ich gerade schwimmen war, mich abgebraust habe und dabei bin, mich trocken zu rubbeln. Wenn ich meine Schuhe binde und gleichzeitig über das nachdenke, was ich vielleicht gleich sehen, tun, erleben werde. Wenn ich auf dem Couchbett liege (Wir besitzen mangels einer echten Couch ein Bett-Bett und ein Couch-Bett. Kanns nur empfehlen, ist herrlich) und weiß: Eigentlich müsst ich jetzt einmal aus den Federn um zu laufen oder zu arbeiten. Die Liste könnte man endlos weiterführen.

Trödeln ist einfach herrlich. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich gerade an besonders stressigen Tagen überhaupt gar nicht mehr das tue, was doch eben geboten wäre: Eile, Geschwindigkeit, gesteigert bis zur hochschlagenden Hetze. Was tue ich stattdessen? Ich öffne das Facebook-Fenster und sehe fleißig nach, was gerade so Neues passiert ist. Zum dritten Mal. Und ja, ich weiß, es gehört bei manchen zu ihrer Arbeit dazu. Bei mir nicht. Oder ich gehe aufs Klo und schaue meine Hautporen und Augenbrauen im Spiegel an. Das kann ich stundenlang machen.

Woran liegt das, dass ich mich so sehr ins Trödeln verliebt habe, dass ich manchmal alles um mich herum vergesse? Meine impulsive innere Stimme meint dazu: Dein Geist ist noch nicht so weit für die nächsten anstehenden Tagesagendapunkte. Du musst ein wenig Ruhe walten lassen. Das ist mir persönlich allerdings zu esoterisch. Ich rotze ihr entgegen: "Ge bitte, nerv nicht. Hier gibt es Arbeit zu erledigen, dalli dalli!" Die innere Stimme zuckt nur die Schultern und grinst in sich hinein – den Schalter zu dem was ich tue, hält nämlich sie.

Ich kann sagen, dass ich in meinem Leben noch nie aus der Arbeit heimgegangen bin, ohne das zu machen, was es zu machen galt. Letztendlich schafft man scheinbar also auch als Trödlerin seine Arbeit. Meine Mitmenschen nerve ich trotzdem damit – meinen Hauptmitmenschen, dem herzallerliebsten Mitbewohner-Imselbenbettschlafer (im Couch-Bett und im Bett-Bett) gleich vorangestellt. Immer wenn sie bereit stehen, um durch die Gegend zu ziehen, bin ich gerade in intensiver Gedankenverlorenheit dabei, meine Schuhbänder zu einem Schmetterling zu falten. Ups, da ist die Schlaufe schon wieder daneben gegangen, nein sowas... Mein Freund wirft mir Mutwilligkeit vor. Ich glaube, er hat Recht.

Am liebsten trödle ich beim Bummeln. Bummeln ist für mich, altabgetrottene Wege entlang zu latschen und dabei so in Gedanken verloren zu sein, dass ich dabei niemanden, und ich meine NIEMANDEN wahrnehme. Aber manchmal ist mir selbst der gemächlichste Spaziergang schon zu hektisch. Dann setze ich mich hin und schaue einfach nur und sehe vor meinen Augen aber alles das, was ich in Wahrheit nur denke.

Manchmal glaube ich, dass das Trödeln einer der letzten Reste Kindheit ist, die sich noch in meinem Kopf tummeln. Pauschalitäten in Bezugnahme auf die ach so furchtbar hektische Welt heutzutage – und das Internet und die Medien und ja! – erspare ich meinen werten Leserinnen und Lesern an dieser Stelle. Sie wären doch zu offensichtlich platziert und sind an anderer Stelle zur Genüge strapaziert wurden.

Auch wenn ich mich manchmal in den Hintern beißen könnte, wenn ich durchs Trödeln eine günstige Gelegenheit verpasse: Es ist in Wahrheit ein schönes Geschenk. Denn vertrödelte Zeit ist niemals verlorene Zeit. Jetzt muss ich mir erst einmal die Schuhe binden.

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