Hurra, die Weihnachtszeit ist wieder da. Mit ihr ziehen leuchtende Sterne, Rentiere und Nikoläuse in jeden einzelnen Winkel Salzburgs. Selbst Industriegebiete erwärmen sich neuerdings für Lichterketten hier und da – klar, auch Ingenieure und Bauarbeiter haben schließlich ihre Bedürfnisse. Der Christkindlmarkt hat wie jedes Jahr vorsorglich schon gefühlt Anfang Oktober, tatsächlich Mitte November Einzug gehalten, damit schon viele Wochen vor dem eigentlichen Fest ordentlich Glühwein gebechert und entsprechend Geld auf den Kopf gehauen werden kann. Hachja, alle Jahre wieder.
Mit der herrlichen Weihnachtszeit kommen auch die vielen lieben Touristen in unsere schöne Stadt. Höchstwahrscheinlich sind es zu dieser Zeit mehr als zur berühmten Festspielzeit – denn während Mozart und Jedermann ein eher erlauchtes Publikum ansprechen, erfreut sich Weihnachten in unseren Breitengraden doch einer recht allgemeinen Beliebtheit. Kinder, die noch zu klein zum Selber-Entscheiden sind und eher unwillige Gatten werden da bei Widerworten ganz einfach mitgeschleift.
Da sind sie nun, die Heerscharen an Touristen. Die, die schon mal mit dem Auto da waren, begehen den Fehler selten ein zweites Mal. Stattdessen reisen sie mit der Bahn an. Doch seltsam: Man fällt tatsächlich nicht vom Bahnhof direkt in den Christkindlmarkt hinein – man muss sich entweder im verqueren Busnetz zurechtfinden oder den Weg zu Fuß finden. Beides eine komplizierte Angelegenheit, wie es scheint. Nicht selten picke ich arme Gestrandete irgendwo in Schallmoos oder Itzling auf – meilenweit weg vom Ziel.
Wenn sie sich dann auf dem richtigen Weg befinden, müssen sie sich oft furchtbar ärgern über die Salzburger Einheimischen. Dass das mitnichten freundliche Menschen sind, sondern vor sich hin grummelnde und nicht gerne Auskunft gebende Grantler, das mussten schon viele arme Touristen feststellen. Besonders jene, die sich auf einem Fahrrad fortbewegen, gelten als mit Vorsicht zu genießen. Sie bleiben nie stehen, sie steigen erst recht nicht ab und wenn es sein muss, fahren sie einen schon mal über den Haufen. Natürlich nicht ohne mit wutverzerrtem Gesicht düstere unverständliche Schwüre von sich zu geben.
Ok, ich geb's zu: Ich bin der Radlfahrer. Über den Haufen gefahren habe ich aber noch niemanden. Nur werde ich an Weihnachten, wenn die Brücken, Straßen, Gassen und eigentlich alles was sich im vagen Umkreis der Innenstadt befindet mit Touristen vollgestopft sind (erkennbar an den Fotokameras, asiatischen Gesichtern oder hochdeutschen Sprache), ganz besonders oft ermahnt und in meine Schranken gewiesen. Beispielsweise wenn ich mich erdreiste, auf dem Fahrradweg zu fahren und zu klingeln, wenn jedes einzelne Familienmitglied bei seinem Marsch geschätzte drei Quadratmeter für sich beansprucht und damit den eigentlich sehr breitangelegten Weg komplett versperrt.
Es gibt aber auch sehr nette Touristen. Sehr gerne zeige ich anderen Besuchern, kennengelernt über die Plattform "Couchsurfing.org" meine Wahlheimat und führe sie zu den Plätzchen, die mir persönlich am besten gefallen. Aber manchmal wäre andersrum ein bisschen Rücksicht auf und Nachsicht für die Einheimischen wirklich schön. Zum Beispiel wenn man es im Gegensatz zur bummelnden Besucherschaft gerade sehr eilig hat. Dankeschön.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen