Freitag, 18. Juli 2014

Vom Segen eines Bauchweh-Vormittags

Aua. Ich liege in meinem Bett mit Bauchweh. Höchstwahrscheinlicher Grund: Nicht schlau genug gewesen, die neuen Haferflocken, die doch etwas großkörniger anmuten als die vorher genossene Sorte, einzuweichen sondern gierig wie sie sind in sich hineinzuschlingen. Mein Magen lässt mich das jetzt wellenartig spüren und bedankt sich damit recht herzlich für diese Heidenarbeit.

Aber wie fast immer im Leben kommt mit dem Übel auch etwas Gutes. Als mein heutiger Vormittagstermin abgeblasen wurde, war ich (obwohl es ein schöner Termin gewesen wäre) nicht traurig. Stattdessen tat ich etwas, das ich tagsüber selten und vormittags niemals nie tue. Ich legte die Beine hoch auf das mit einer Decke überzogene Couchbett in unserem Wohnzimmer und beschloss, nicht mehr allzu bald aufzustehen.

Nach ein paar Dreh- und Wendemanövern, in welcher Pose es Madame Magen denn am genehmsten sei, hatte ich eine gute Position gefunden, in der ich mich fühlte wie ein fauler, (in Anbetracht der Umstände) zufriedener Löwe. Schlafen konnte ich nicht, denn die sieben Stunden nachts reichen bisweilen noch aus. Stattdessen sinnierte ich. Aber nicht auf eine grüberlisch schmerzhaft unglückliche Weise, sondern sehr wohlig. Das Schnurren übernahm mein Kätzchen neben mir und synchronisierte meinen Zustand.

So da liegend, zwar immer wieder von krampfartigen Stößen gestört und gelegentlich von gereiztem Beschwerdeknurren der lieben Madame (Magen, nicht Katze) an meine Fehlernährung von heute Morgen erinnert, döste ich vor mich hin. Es ist ein heller Raum und die Sonne scheint genau so viel, dass man sich wohl fühlt aber dass es einen nicht heiß ist. Ich fühlte mich warm und glücklich.

Ich dachte über mein Leben nach. Über die Entwicklungen des letzten und diesen Jahres, die mein ganzes Leben gedreht und gewendet und an einen Glückspol manövriert haben, den ich nie für möglich gehalten hätte. Nie zuvor habe ich ein Heim gehabt, in dem ich mich wie ein fauler, zufriedener Löwe fühlen konnte. Ich hätte jetzt auch gerne geschnurrt.

Ich dachte natürlich auch an meinen Herzallerliebsten. Wie ich mich darauf freute, wenn er heute Nachmittag heimkommen würde. Wie wir am besten unser ganzes Leben miteinander verbringen und uns immer wieder neue Höhlen schaffen werden würden. Ich dachte an unsere neu adoptierte Katze Snowflake. Etwa drei Monate alt und schon ein kleiner Wirbelwind, den ich allzu oft geneigt bin, aufgrund von akuter Cuteness Overload vor lauter Liebe und Zärtlichkeit aufzufressen.

Dann dachte ich auch über meine berufliche Entwicklung und mein Studium nach. Obgleich vieles anders kam als gedacht, kann ich behaupten, mich als durchaus erfolgreich zu fühlen. Je nachdem, mit wem ich mich vergleiche. Denn ich bin weit davon entfernt, wahlweise reich, berühmt oder gar beides zu sein. Das einzige, was ich mir immer von meinem Beruf erwartet habe, ist und bleibt erfüllt: Ich stehe morgens gerne auf, für das, was ich tue. Und ich kann mich selbst verwirklichen.

Wenn das hier allzu beseelt und aalglatt selbstzufrieden klingt, so bitte ich, dies zu entschuldigen. Ich gehöre, zu meiner Verteidigung, ja eigentlich nicht zu den Menschen, die sich zu jedem gerade in Unbeschäftigtkeit Gewähnten dazuschleichen um ihm/ihr zu verkünden, wie toll man selbst und das eigene Leben sei (nein, echt nicht!). Ich bin gar nicht immer so selbstzufrieden, was mich wohl als Mensch auszeichnet.

Es war einfach nur ein wunderschöner Moment, der mich lehrte, welche Glückseligkeit eine vom Magendarmtrakt erzwungene Pause an einem sonnigen Vormittag irgendwo auf einem schönen Bett mit sich bringen kann. Da frage ich mich doch: Wäre es das nicht wert, zu wiederholen?

Vielleicht, Löwe. Vielleicht.

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