Freitag, 9. März 2012

Reisen verleiht Flügel

In mir ist eine Ruhe eingekehrt, die ich vorher so nicht kannte. Sie ist weder langweilig, noch fühlt sie sich nach Stagnation an. Es ist mehr ein beruhigendes Gefühl, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein und vor allem: Ich empfinde nicht mehr die vorher allgegenwärtige Angst, etwas Grundlegendes in meinem Leben falsch zu machen und dadurch etwas zu verpassen.

Wie kam es dazu? In einem Gespräch mit einem Freund bin ich wohl auf eine der wichtigsten Antworten gestoßen: Das Reisen.

Mal vorweg genommen: Ich rede hier nicht davon, einfach mal so ordentlich die Sau rauszulassen, dass man noch Monate danach davon in einem braveren Leben zehren kann. Ich meine auch nicht, sich so lange auf die faule Haut zu legen, bis denn der Antrieb zum Arbeiten und Schaffen wieder da ist. All das ist schön und gut, hat in sich eine Existenzberechtigung, doch ist nicht der Schwerpunkt meines Plädoyers für das Reisen.

Was bedeutet es für mich, das Rucksackpacken, fliegen, Zug fahren, in (meist eher billigen) Unterkünften einchecken, fremde Gegenden zu erkunden und neue Menschen kennen zu lernen? Ganz einfach: Es ist neuer "Input", wie man es heutzutage wohl formulieren würde. Das eigene Leben mag schön und gut sein (sollte es auch, denn Reisen ist kein Weglaufen, dazu später), doch seien wir ehrlich: Meistens wiederholt sich das Gleiche immer und immer wieder. Negativ spricht man vom Hamsterrad, doch so schlecht würde ich es nicht bewerten. Insofern das ganze Glück und Zufriedenheit mit sich bringt und der Mensch sich mit und in seinem Alltag wohlfühlt - warum nicht?

Doch wer es dennoch wagt, seine sieben Sachen packt und sich auf (mehr oder weniger) Abenteuertrip begibt, öffnet sich und sein Herz (auch wenn das pathetisch klingt) für neue Leute, Erlebnisse, Erkenntnisse, Bilder,  und ein Riesensammelsurium an bunten Eindrücken: Sprich, seinen Horizont zu erweitern.

Das ist ja alles schön und gut, mag man sich nun denken, denn mit dieser Erkenntnis bin ich sicher nicht die Erste. Es ist vielmehr ohnehin der Grund, aus dem sich die meissten  auf Reisen begeben.
Der springende Punkt ist: Ich weiß, dass es das gibt. Dieses Reisen. Es kann in allen Budgetvarianten, allen Transportmitteln und mit und ohne viel Gepäck, allein oder mit Freunden gemacht werden. Nicht jederzeit, aber wenn man wirklich möchte, findet sie sich, die Zeit und die Gelegenheit. (Ich weiß, ich rede mir als Studentin ohne große Verpflichtungen leicht, aber so eine Reise ist es in vielen Fällen wert, sich eine kurze Auszeit zu nehmen.)

Das wiederum heißt: Das Reisen ist für mein Leben eine Art Stützrad, die mich jederzeit auffangen würden, wenn es mit dem Radeln durchs Leben gerade nicht so hinhaut, wie ich das gerne hätte. Wenn das eigene Leben aufeinmal viel zu eng erscheint, die Möglichkeiten zu klein, der Rand zu nahe und irgendwie alles viel zu schwer. Wenn man das Gefühl hat, auszubrennen und nicht mehr das zu tun, was man möchte. Nicht mehr weiß, wofür man im Leben eigentlich steht.

Es ist das Wissen, dass man sich einfach mal eine Auszeit nehmen und alles auf den Kopf stellen kann, um es mal von oben und von neuen Perspektiven aus zu betrachten. Dabei lernen, verstehen und sich besinnen. Sich kennenlernen.
Es heißt nicht: Weglaufen. Denn ich plädiere hier keineswegs dafür, Job, Wohnung und Beziehung ohne weiteres für die eigene Abenteuerreise aufzugeben. Ich spreche hier von ruhig kürzeren Zeiträumen, in denen man dennoch eine Menge mitnehmen kann.

Ist man wieder daheim, ist man manchmal nicht mehr der selbe. Man hat  sich weiterentwickelt und kann nun mit frischem Geist und Atem sein Leben wieder angehen.

Das bedeutet Reisen für mich.

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