Samstag, 12. Februar 2011

Kollektives Wissen oder Allgemeine Verblödung?

Als ich für die Prüfungen gelernt habe, bin ich über einige sehr schlau klingende Formulierungen gestolpert: Mit dem Internet käme auch es auch zu einer "Kollektivierung des Wissens" und einer "kollektiven Intelligenz". Diese schlauen Begriffe meinen einfach nur eins: Jeder kann im Internet etwas schreiben und somit sein Wissen weitergeben: Das Internet ist also eine Riesensammelstelle für alle wichtigen und nicht so wichtigen Dinge, die andere an die Öffentlichkeit (oder aber eigentlich nur an ein paar Leute) bringen wollten. Sei es nun auf einer Plattform wie einem Forum oder auf der eigenen Homepage.


Einerseits ist es eine absolute Bereicherung, diese Kollektivierung. Statt auf das Wissen angewiesen zu sein, das wir über Medien oder Menschen, die wir kennen, vermittelt kriegen, gibt es aufeinmal einen Ort, wo sich jeder mit jedem austauschen kann. Klar, reine Information kriegt man sowohl über Bücher und Broschüren als auch über das Internet ohne seine Netzwerkfunktion (also über offizielle Homepages, die nicht darauf ausgelegt sind, dass sich die Menschen auf ihr austauschen). Aber da ist noch dieses "Insiderwissen", das meistens das wesentlich Heiß-Begehrtere ist. Dinge, die nur wenige wissen. Dinge, die Menschen aufgrund ihrer ganz besonderen Erfahrungen, Eigenschaften oder was auch immer wissen. Kaum einer trifft, so wage ich zu behaupten, eine wichtige Entscheidung, bevor er sich nicht mit jemandem ausgetauscht hat. Ganz gleich, wieviel Informationen er sich aus objektiven Quellen geholt hat, es zählt viel, "eine zweite Meinung einzuholen".


Hier ist das "andererseits": Angenommen, man geht hin und wieder joggen und würde das aber eigentlich am liebsten  jeden Tag machen. Was einen noch abhält: Unsicherheit darüber, wieviel denn gesund für den Körper ist. Sicher, es gibt tausende an Büchern und Internetlinks voll mit Fachwissen über Lauftraining. Bevor man jedoch so ein Buch erstanden hat oder alle Internetseiten abgeklappert hat, bis man schlussendlich die eigene Frage beantwortet hat, ist es wesentlich einfacher, in einem entsprechenden Forum einfach mal nachzufragen. Es kommt einem auch gleich viel richtiger vor, wenn man eine Antwort perfekt zugeschnitten auf die eigene Frage bekommt. Kommt nun beispielsweise die Antwort von Sportelmax85: "Kannste ruhig jeden Tag trainieren, die Muskeln und die Gelenke die gewöhnen sich da ganz schnell dran.", hört man das natürlich gerne und befolgt den Ratschlag. Was man leider nicht weiß: Sportelmax85 begann als Achtjähriger mit dem Lauftraining und kennt seinen Körper ganz genau, weiß vielleicht besser als man selbst, worauf zu achten ist. Sehr verwundert findet man sich dann möglicherweise beim Orthopäden mit einem gebrochenen Sprunggelenk, gereizten Kniescheiben oder ähnlichen Spaßigkeiten wieder. Die hat der Sportelmax85 ja gar nicht erwähnt.


Gerade wenn es um medizinische Fragen geht, ist Hören-Sagen ohnehin problematisch. Im Internet nimmt das  noch schlimmere Dimensionen an: Klar, je mehr Leute, desto mehr Meinungen. Letztlich bietet sich hier die ideale Gesucht-Gefunden-Stelle für ein Riesensammelsuriom an Hypochondern. Aus Kopfschmerzen wird dann ganz schnell ein ausgewachsener Hirntumor im Endstadium und aus gereizten Bronchien eine Lungenentzündung. Die Fantasie kennt hier keine Grenzen.


Taucht also die nächste Frage am Horizont auf, greifen Sie doch lieber zum Telefonhörer (und rufen jemanden an, dem Sie in dieser Frage wirklich vertrauen können, weil sie ihn KENNEN) oder aber zu Fachliteratur. Ihre Kniescheiben werden es Ihnen danken.

2 Kommentare:

  1. Hey

    Super Thema ;)
    Man kann auch einfach bei Wiki nachlesen ;) -> das ist meistens aktuell, kollektiv, aus verschiedenen Sichtweisen betrachtet und vor allem schnell und übersichtlich, inkl. etlicher Querverbindungen. Klar stimmt nicht alles was dort steht, das Problem existiert aber auch für Fachliteratur.

    Also wenn ich zu einem kritischen Thema eine wissenschaftliche Meinung haben will, such ich im Internet eher bei Fachliteratur und Wikipedia. In Foren gehe ich eher für persönlichen Austausch.
    Das wirkliche Ass des Internets ist der enorme Zeitvorteil (Verfügbarkeit,Suchfunktionen, Querverbindungen).
    Große Revolutionen in der Wissensbeschaffung stehen auch noch bevor, vieles wir auch über Smartphones laufen. Beispiel: Termineintrag mit einer vorher unbekannten Person, das Smartphone wird in einem günstigen Moment davor oder während des Treffens passende Informationen über die Person vermitteln. Oder du gehst in eine Kirche und dein Smartphone gibt dir gefilterte Informationen dazu nach deinem Geschmack. Informationen werden individueller, transparenter und noch viel unmittelbarer vermittelt werden.

    lg Emanuel

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  2. habe nun deinen text fertig gelesen...

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