Freitag, 8. März 2013

Vom Suchen und Fischen

Wie ist das eigentlich, wenn man morgens aufwacht und gar nicht genau deuten kann, woher diese Unsicherheiten kommen, die durch die Blutbahnen herumzischen, die tausend Fragen, aber keine Antworten haben? Was hat es damit auf sich? Mit der Zeit hat man sich doch sein Leben sondiert, gefunden, geordnet, gepuzzlet, immer wieder neu durchdacht und letztlich eine tägliche Kollektion an Beschäftigungen für sich zusammengestellt. Und nun kommt da auf einmal ein großes leeres Achselzucken daher, das einem gleich noch eins auf den Deckel gibt. Wie jetzt, so? Nicht anders? Warum nicht anders?

Wäre das Leben ein Computerspiel wäre es wohl das schwierigste und komplizierteste der Welt, bei dem selbst Fachredakteure von einschlägigen Gamer-Zeitschriften sich die Zähne ausbeißen würden. Soviele Möglichkeiten wird es auch in hundert Jahren in einem Simulator nicht geben. Soviele Arten und Weisen, das Hier und Jetzt aufzunehmen, zu gestalten, zu verändern.

Verwirrt verwundert ging ich raus und da strahlte mich die Sonne an. Sie lachte. Die lacht eigentlich immer, die alte und immer kommt dann die selbe Frage: "Ja was? Was ist denn?" Die versteht es nicht, die scheint einfach.
Hm, vielleicht eine gute Idee? Sollte ich das als Inspiration werten?

Ganz so einfach ist es nicht, denn ich kann eine Weile in der Sonne gehen und mit ihr im Taumel frühlingshafter Glücksgefühle ein wenig "scheinen". Aber nicht den ganzen Tag und vor allem nicht (zumindest nicht ohne den Konsum diverser bewusstseinsverändernder Mittelchen) mit dem Gefühl, den heutigen Tag sinnvoll und toll genutzt zu haben. So einfach ist es halt nicht. Da gibt es ungefähr eine millionen innere Dränge, Sehnsuchte und äußere Notwendigkeiten, die nach Aufmerksamkeit buhlen. Aber welchen soll man nun folgen?

Wie wenn das Leben ein Computerspiel wäre? Es kommen so viele Faktoren hinzu, die es schwer machen, das alltägliche Leben objektiv zu sehen. Auf dem Weg kreuzen einen Gerüche, Begegnungen, Gefühle, Menschen, manchmal auch Wunder. So packend und absolut alles bisher Erlebte aufwühlend wie es eben nur im echten Leben geht. Aber es gibt Anhaltspunkte, das Leben zumindest einigermaßen in den Griff zu bekommen.

Was will ich?
Was tut mir gut?
Scheint im ersten Moment ein feiner Leitgedanke zu sein.

Doch die heutige Zeit macht es nicht leicht, die Frage erwächst sich nur immer wieder: Kann es nicht sein, dass das eigentlich was anderes wartet, das ich nicht machen kann, weil ich grad mit dem Falschen beschäftigt bin? Gibt es, wenn man so denken würde, dann im Prinzip nur falsches? Oder andersrum, nur richtiges?
Meine Gedankengänge kann an dieser Stelle wohl nur mehr jemand verstehen, dem sie selber einmal durch den Kopf gegangen sind. Wer angesichts solcher Verwirrtheit die Flinte des Nachvollziehens ins Korn wirft, für den hab ich größtes Verständnis. Das mach ich ja selbst fast jeden Tag (zumindest zu manchen Phasen).

Jetzt hab ich heut Morgen was über einen Fischer gelesen. An einer Küste auf einer französischen Insel, der kaum je am Festland war und wenn dann auch nur am direkt gegenüberliegenden. Er verbrachte sein Leben damit, Netze zu flicken und auszuwerfen, Fische zu fangen, vielleicht Holz zu hacken und mit seinen Liebsten zusammen zu leben. Er sah aus wie ein zufriedener alter Mann auf dem Foto. Wie man so liest, was er erzählt, kommt einem vieles in den Sinn, aber eins nicht: "Also der hat ja was verpasst". Vielmehr ist das einer, der weiß, aus welchem Holz er geschnitzt ist und wo sein Gewächs heimisch ist. Wo er heimisch ist, wo er hingehört.

Sollen wir jetzt alle Fischer werden? Hm, wohl eher nicht.
Aber vielleicht mal ein bisschen mehr im Hier und Jetzt, so wie der Fischer auf seinem Boot.
Geht nicht, mit all den Alternativen direkt vor der Nase?
Tja, da wären wir wohl bei der Herausforderung unseres Zeitalters. Sein Fischerboot finden, wo einem sämtliche megacoole Alternativen dezent den Buckel runter rutschen dürfen. Bleibt das Gedankenkarussell nach ein paar auslaufenden Runden schließlich stehen, ist man endlich bereit, einen lieben Gast zu empfangen: Die wohlige Zufriedenheit.

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