Sonntag, 18. November 2012

Hilfe, ich liebe eine Maschine

Meine Kaffeemaschine kann sprechen. Früh am Morgen, wenn sie noch schläft, drücke ich sanft ihren Einschaltknopf. Sie blinzelt kurz verschlafen, wahrnehmbar durch ein rotes Blinken, bevor sie auch schon freudig losrattert. Es klingt nicht jedes mal gleich. An einem Tag röhrt sie fröhlich nach kurzer Blinkzeit los, ruft mir freudig ein erfrischendes "Guten Morgen!" entgegen. Am nächsten kommt sie kaum zu potte mit ihrer Blinkerei und auch dann knirrscht sie eher mürrisch vor sich hin, als wollte sie sagen: "Was... schon wiiieder Kaffee... man man man." Wenn ihr der Saft ausgeht, dann ist sie beleidigt. Kein Wasser? Keine Bohnen? Na, dann gibts auch keinen Kaffee.

All das sind Phänomene, die Ihnen nun wahlweise bekannt vorkommen könnten. Diejenigen unter Ihnen, die mich bis dato noch nicht für verrückt erklärt haben, ich hab noch mehr auf Lager. Ich höre schon bevor das Wasser alle ist, dass das Wasser gleich alle ist! Die Maschine klingt dann anders. Auch wenn das Gefäß mit dem Dreckwasser (es hat bestimmt einen richtigen Namen, verzeih, liebes Lesepublikum das sich mit Technik auskennt) lockerer sitzt. Ich höre das nicht nur am Klappern, nein, ich kann richtig durch das ratternde Plastik hindurchspüren, was meine kleine Kaffeebrauerei empfindet. Und überhaupt ist sie eine meiner besten Freundinnen, meine Kaffeemaschine. Wenn es mir schlecht geht, war sie noch immer für mich da.

Gut, ich gebe es zu, zum Schluss hin (aber auch nur da) mag ich ein wenig überzeichnet haben. Dennoch, kurz gefasst: Ich habe eine emotionale Beziehung zu meiner Kaffeemaschine. Und das wiederum bringt mich auf einen weiter gespannten Trichter: Wie war das nochmal mit den Robotern und den Gefühlen?
In zig Filmen wird es thematisiert, das Empfinden und Nichtempfinden für Leben-simulierende Maschinen in ferner und auch durchaus näheren Zukunft (der jüngste der Film "Eva". Sehenswert!).

Ein paar Fragen im Bekannten- und Freundeskreis zeigten, das ich mit meiner Liebe zur Kaffeemaschine nicht alleine da stehe. Auch Gegenstände wie Laptops, Handys, Uhren und sogar Mikrowellen erfreuen sich hoher emotionaler Verbundenheit seitens ihrer Besitzer. 

Sollten also mal lebensechte Roboter erschaffen werden, die zumindest ansatzweise aussehen wie Menschen, könnten emotionale Verbindungen tatsächlich entstehen? Wenn schon mit Laptop und iPod so positive Assoziationen bestehen, dass diese kaum aus dem Leben wegzudenken wären, wie wär das erst bei einem Typen, mit dem man sich tatsächlich verbunden fühlen kann?
Sind es die Funktionen oder ist es die gemütliche Gewohnheit, das "Kennen" dieser Geräte? Ist es falsch, Sympathien zu einer Maschine zu hegen?
Oder bin ich einfach nur zu lange wach gelegen?
Man weiß es nicht.

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