Sims 3 und die Philosophie
Mitunter beinahe philosophische Anwandlungen verspüre ich des öfteren beim Spielen von "Die Sims 3". Man sieht die Welt aus den Augen eines Sim und hat einen genauen Überblick über seine Vorlieben, Bedürfnisse und, ganz besonders: Seine Lebenswünsche. Es ist eine überschaubare Zahl an Dingen, die er gerne haben möchte und die ihn glücklich machen, wenn ihm diese erfüllt werden. Ein Leitsatz, der auftaucht, wenn man gerade während einer Ladezeit warten muss, lautet: "Wenn du mal nicht weißt, was du jetzt tun sollst, dann sieh dir die Wünsche deiner Sims an. Sie verraten, was dein Sim als nächstes tun möchte."
Klingt banal? Ich finde es genial!
Wie oft war ich schon unzufrieden im Alltag. Trieb Stunden vor mich hin und konnte dieses blöde Gefühl der einerseits Langeweile und andererseits Ratlosigkeit in diesem Moment nicht durch etwas Besseres ersetzen. Grübelte, tat vielleicht auch etwas, wovon ich dachte, dass es jetzt sinnvoll wäre. Tat vielleicht etwas, das anderen Spaß macht und hoffte, es würde mir genauso gehen. Saß oft einfach nur da und schlug sie tot, die Zeit. Einfach nur weil grade nix Besseres des Weges kam.
Wenn ich ein Sim wäre, wäre das nicht passiert. Der Sim folgt genau dem, was er als nächstes gerne tun möchte. So vielfältig die Wünsche auch sind ("ein langes Bad nehmen", "einen Computer über 1000 Euro kaufen", "jemanden umarmen", "Logikfähigkeiten verbessern"), irgendeinem wird er schon nachkommen können. Mit der Folge, dass er glücklicher ist und sich auf die weiteren Lebenswünsche stürzen kann.
Wünsche erfüllen, glücklich sein
Es ist nicht einfacher gesagt als getan, denn mir persönlich hat dieses Prinzip nun schon oft tatsächlich geholfen. Mir war langweilig, ich fühlte mich zuweilen etwas rat- und/oder antriebslos. Da überlegte ich: Ja was willst du denn jetzt eigentlich? Schon sind die Stöpsel meines iPods in meine Ohren getroffen, Schuhe und Jacke angezogen und ich hinausmarschiert für einen Spaziergang am Fluss. Wind schlägt mir entgegen, ich schließe die Augen, nicke mit dem Kopf zu meinem Lieblingslied und lasse mich treiben. Bin glücklich. Wunsch erfüllt.
Eine andere Sache die ich genial an Sims finde: Es ist Leben in Kleinformat. Eine Miniversion, extrem vereinfacht, des echten Lebens, in dem man probieren kann ohne Konsequenzen. Im Spiel sieht alles sehr einfach aus. Zuweilen natürlich einfach trügerisch, denn es handelt sich, wie gesagt, um eine stark vereinfachte Version der Realität. Doch manchmal merkt man erst, wie einfach auch die echte Welt doch eigentlich sein kann. Sie haben Lebensziele, die sich realistischerweise nicht in diesem Universum erfüllen lassen? Na, dann ändern Sie doch einfach Ihr Lebensziel! Wie man den neuen Liebhaber einheiratet, merkt man, dass man dessen jugendlichen Bruder, der noch bei ihm lebt, nicht einfach im Haushalt alleine zurücklassen kann? Na, dann nimmt man ihn doch mit auf. Und merkt: Es ist gleich viel lustiger, zu mehrt in der Bude!
Leben wie ein Computerspiel?
Es lassen sich von heut auf morgen neue Karrieren aufgreifen, neue Talente entdecken und einfach mal, aus einem plötzlichen Impuls heraus, das Schachspiel erlernen, durch Teleskope schauen und mit dem Schreiben eines Science-Fiction-Romans beginnen. Geht nicht, gibt's nicht. Man muss es einfach nur tun.
Wir sind keine Sims und das ist kein Spiel, das Leben, durch das wir gehen. Unsere Wege sind komplizierter, unsere Bedürfnisse verwinkelter und unsere Persönlichkeiten und unsere Seele nicht ergründbar wie die Eigenschaften eines Sims.
Aber manchmal kann es helfen, das Leben ein bisschen mehr wie ein Computerspiel anzusehen. Probieren geht über Studieren, Übung macht den Meister und soweiter. Es ist wirklich was dran. So wie ein Sim plötzlich aus einem Impuls heraus mit dem Gärtnern anfängt, können wir das genauso. Es gibt oft viel weniger zu verlieren, als man glaubt.
Aber eine Menge zu gewinnen.
Vor allem eins: Freiheit und ein Leben voller Abenteuer.