Mittwoch, 18. Januar 2012

Die Qual der Wahl

"Soll ich's wirklich machen, oder lass ich's lieber sein?"
"Diesen Pulli in grün, blau oder doch vielleicht lieber den schwarzen, der passt zu allem?"
"Welcher Beruf passt zu mir?"
"Will ich wirklich stricken oder finde ich es nur cool, wenn andere das machen?"

Es gibt verdammt viele Entscheidungen die das Leben mit sich bringt. Und zwar nicht nur das Leben an und für sich, nein: Jeder Tag ist voll von Möglichkeiten. Möglichkeiten, etwas zu ändern, es gleich bleiben zu lassen. Manchmal sind es auch reine Gedanken, die sich ändern und aufeinmal fällt es einem wie Schuppen von den Augen, was man bisher gar nicht in Erwägung gezogen hat. Die Entscheidungen,  wirken sich mehr oder minder auf unser künftiges Leben aus: Sie zu fällen kann aber in jeder "Prioritätsstufe" sehr schwer sein (vergleiche Beruf mit Pulli). Denn wir haben Angst davor, etwas falsch zu machen. Wer die Wahl hat, hat die Qual, heißt es ja. Stimmt. Denn wer wählt, riskiert eine Fehlwahl. Kaum hat man sich für den blauen Pulli entschieden, so ist einem schon am Folgetag klar, dass man doch eigentlich den grünen und sich endlich zu mehr Farbe trauen wollte. Blöd nur, dass der Pulli im Ausverkauf war und nun gar nicht mehr in der eigenen Größe zu haben ist. Ungleich wird der grüne Pulli zum verlockendsten Objekt seit der Erfindung des Handys und man selbst unendlich betrübt und sein eigenes Einschätzungsvermögen stark anzweifelnd. Ja, es ist hart, eine Fehlentscheidung zu treffen. Selbst wenn es nur um einen Pulli geht.

Weil uns nicht nur ein-, zwei-, sondern viele viele Male passiert ist, dass wir uns das Falsche herausgegriffen haben, sei es Pulli, sei es Freizeitaktivität oder gar Studium/Berufsausbildung, suchen Menschen Rat. Die einen, weil sie dem Ratgebenden nachher (im besten Falle noch unbewusst) alles in die Schuhe schieben können, wenn der Ratschlag ins Leere gemündet hat. Die meisten jedoch einfach, weil sie folgendes suchen: Legitimation. Eine Absicherung.

Nicht in allen, aber in vielen Fällen, weiß man eigentlich selbst eh ganz genau was man will. Schon während man sich fürs Jura-Studium immatrikulierte, hing man bereits Tagträumen nach: Davon, Bäcker zu werden. Man backt in Tagträumen Kuchen und freut sich am Duft von Brot mehr als über zwei Euro, die auf der Straße liegen. Hat schon den Halbtagsjob damals in der Bäckerei während der Schulzeit geliebt. Aber man fragte um Rat: Die Eltern, die Freunde, das gesamte Umfeld. Allen erschien ein Jura-Studium bei einem 1,2er-Notendurchschnitt doch sehr viel erstrebenswerter als eine Berufsausbildung zum Bäcker. "Ich mein wozu hast du denn das Abi gemacht?", hieß es. Bis er dann das Jurastudium und sich selbst in Schürze schmiss, um den Rest seiner Tage glücklich Brot und Semmeln zu backen.

Das ist ein Klischeebeispiel und natürlich übertrieben. Doch auch hier hat der einstige Jurastudent eigentlich gewusst, was er wollte. Seine innere Stimme hat es ihm immer wieder zugemurmelt, aber sie kam einfach nicht gegen die Meinung der anderen an.

Ist man auf der "Selber-wissen-was-man-will"-Skala schon vorangeschritten, ist es oft einfach die Bestätigung, die man bei anderen sucht. Man weiß, was man will, aber man stellt in Frage: Wie kann das sein? Alle fragen um Rat. Keiner macht einfach so das, was er sich eben denkt. Dann kann ich doch nicht...
Man zweifelt an der eigenen Einschätzung, an dem eigenen Gefühl und letztlich an der inneren Stimme.
Kennen Sie das, wenn Sie jemanden zwei Möglichkeiten auftischen und er ihnen wärmstens Möglichkeit 1 empfiehlt? Manchmal merkt man erst da, wie wenig man das eigentlich will. Oder aber, wie Recht der andere doch hat.

Der, der nur Bestätigung gesucht hat, wird wahrscheinlich letztlich doch SEINEN Weg gehen. Möglicherweise damit auf die Schnauze fliegen. Möglicherweise einen Fehler machen.
Aber das war dann SEIN Fehler.
Und je länger man so auf der Erde herumläuft, desto klarer wird man sich über die Dinge, die anderen und am allerwichtigsten: sich selbst.

Also: Keine Angst vor Entscheidungen. Andere Ratschläge sind gut, doch andere Meinungen sollten im eigenen Leben keine zu wichtige Rolle spielen.
Denn letztlich stimmt der ungern gehörte Satz: "Du musst selber wissen, was du tust!"

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