Montag, 9. Januar 2012

Business: Welt der Masken

Was sind wir nicht alle professionell. Die Businesswelt greift um sich und mit ihr der angeforderte und angestrebte akademische Grad. Wir gehen zur Uni, zur Arbeit, zu Meetings und immer wieder ist es das selbe Spiel: Mentale Sonnenbrille aufgesetzt, möglichst cool wirken und - ganz wichtig! - bloß nicht emotional werden. Die richtigen Profis haben ohnehin bereits mindestens eine Maske, wenn nicht gleich ein ganzes Repertoire. Wer wollen Sie heute sein? Professionell und authentisch bis auf die Knochen? Oder diesmal lieber die lockere, freundliche Art? Wie wäre es mit der unkonventionellen, daher sehr kreativ wirkenden Maske?

Während das vielleicht ein wenig übertrieben klingen mag, ist eines auf jeden Fall absolut wahr und eindeutig: Es gehört immer mehr zum Alltag, Gefühle und den Ausdruck dieser zu verschleiern. Je größer Unternehmen werden und je komplexer und größer Mitarbeiterstrukturen angelegt sind, je globalisierter und vereinheitlichter, je technisierter und je modernisierter alles wird desto mehr geht eins verloren: Der Mensch selber. Man muss sich anpassen, man muss etwas repräsentieren, darstellen.
Es geht nicht nur um die Arbeit, es geht auch um den schönen Schein. Um das professionelle Perlweiß-Lächeln.
Authentisch wirken ohne authentisch zu sein: Denn authentisch hieße ja, die eigenen Schwächen, Gefühle und Gedanken nach außen hin zu präsentieren. Wie UNprofessionel!

Aber mal im Ernst: Wer profitiert wirklich davon, wenn die Menschen sich gegenseitig das Gefühl geben, in einem Haus voller Roboter gefangen zu sein? Je professonieller alle wirken wollen und sich an sich gegenseitig versuchen zu beweisen, dass eben diese Business-Manier völlig normal ist, desto mehr geht das flöten, was dahinter ist: Geist, Gedanken, Gefühle.
Ich plädiere keineswegs dafür, sein Herz ständig auf der Zunge zu tragen und jedem seine tiefsten Wünsche und Geheimnisse mitzuteilen. Auch ist es sicher zum Besten aller, wenn auf Konstruktivität der Kritik und freundlichem Umgang miteinander wertgelegt wird. Und nein, in Tränen auszubrechen, wenn man besagte Kritik zu hören bekommt, ist sicher auch nicht der beste Weg, um mit dieser umzugehen.

Emotionen jedoch komplett vom Arbeitsplatz zu verbannen und so zu tun, als könnten wir uns vorübergehend von Wünschen, Instinkten und Bedürfnissen trennen, kann auch nicht der richtige Weg sein. Was, wenn die kritische Meinung eben doch eher einem Schlag in den Magen gleicht und Tränen hochschießen?
Was, wenn man sich hintergangen fühlt oder aber andersherum jemandem einfach mal sagen möchte, dass man ihn wirklich toll findet, ihn und die Arbeit, die er leistet?
Ich glaube, dass schon so manch ein Burnout teilweise oder sogar zum Großteil genau deswegen entstanden ist. Man frisst sich den Kummer hinein, man traut sich nicht, man schauspielert. Irgendwo muss all das hin, die Gefühle, die nicht gezeigt werden dürfen. Wer also nicht den perfekten Ausgleich in Aikido oder Yoga gefunden hat, bleibt auf Dauer mit all den Emotionen und Impulsen, die zum Opfer der Business-Professionalität und der sogenannten "Authorität" gefallen sind, auf der Strecke.

Es gibt da ein Lied vom (ansonsten von mir nicht unbedingt präferierten) Sänger Herbert Grönemeyer, in dem er singt: "Der Menn heißt Mensch, weil er wärmt, weil er erzählt und weil er hofft und liebt, weil er MITFÜHLT und vergibt, und weil er lacht und weil er lebt."
Sich gegenseitig wahre Freundlichkeit, Mitgefühl, Empathie und damit auch Freude zu  spenden, sollte auch im Businesswesen mehr zum Usus werden. Zu verlieren gibt es dabei nur Floskeln, unterdrückte Ängste, Aggressionen und Enttäuschung.
Zu gewinnen dagegen: Ein offener, ehrlicher und glücklicher Umgang miteinander.
Und zu lernen, man selbst und dennoch erfolgreich zu sein. Damit kann man nur anfangen, wenn man die Maske endlich ablegt.

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