So, nun stand ich auf besagtem Gehsteig und hatte meine Mutter in der Leitung. Wie erwartet, war die Freude groß. Und dann kam da dieser Satz. Feiern. Hm. Mir schossen verschiedene Bilder in den Kopf. Ich mit 17, sternhagelvoll (in Wahrheit vermutlich nur wenig über dem Angetrunkenenstatus, denn alles was darüber hinausging fand sowieso schnell seinen Ausgang nach oben draußen. Sie verstehen. Manche Menschen sind für wahre Rausche wohl einfach nicht geschaffen). Zur Musik (dem Pegel entsprechend in mehr oder tendenziell eher weniger eleganter Weise) tanzend, hüpfend, passagenweise mitröhrend und damit beschäftigt, die Blicke irgendeines begehrten Objektes auf mich zu ziehen. Jaja. Jugend wie man sie halt kennt. Nicht gerade zeitgemäß. Soll zwar Menschen geben, die auch mit 50 ein ähnliches Programm auf der Tanzfläche hinlegen. Ich zähle nicht dazu, auch wenn ich es mit einem Alter von recht jungen 24 Jahren wohl sogar noch "dürfte".
Nächstes Bild: Stilvoll im Cocktailkleidchen stoße ich mit meinen Jahrgangskolleginnen an auf ein überstandenes und halbwegs erfolgreich abgelegtes Abitur. Das natürlich nur am Nachmittag - am Abend folgte auf der Abiparty und zuvor auf der Abifahrt der vorherig genannte Ablauf. Doch an diesem Nachmittag, mit zwar alkoholisch nüchterner aber von Euphorie getränkter Stimmung (Niiie wieder Schule!), fühlten wir uns vermutlich alle unglaublich reif. Wie wir so dastanden in unserer schicken Garderobe, so eben persönlich unseren Hochschulzugang entgegen genommen hatten unter dem lauten Applaus des elter- und geschwisterlichen Publikums, schien die Oskarverleihung nicht mehr fern. Würdevoll ließen wir die Sektgläser aneinander schnellen und feierten unsere Freiheit.
Dann wäre da natürlich noch der gute alte Besuch in einem feinen Restaurant, bei dem man bei fangfrischem Fisch, Steak vom Grill und hausgemachten Spätzle/frisch gewickelten Wang Tangs/dampfendem Curry die neueste Errungenschaft mit etwas wahrlich Erfreulichem feiert: Gutem Essen. Dieses zu verspeisen und im besten Falle sogar noch dazu eingeladen zu werden, kann schon ein eigenes Fest für die Sinne sein und dient daher sicher nicht zuletzt als Feiermöglichkeit des persönlichen Festanlasses.
Ich spielte nun diese drei Möglichkeiten, die ich im Laufe des Lebens kennenlernte und unter dem Begriff "Feiern" verbuchte, gedanklich durch und kam nicht umhin, zu denken: Na. Ja.
Betrunken bin ich seit sechs Jahren nicht mehr gewesen und möchte es dabei belassen. Tanzen würde ich dennoch gerne wild und ausgelassen, nur scheint es auf der ganzen Welt keine Location zu geben, die es mit den eigentlich eher ziemlich dürftig gehaltenen Festzelten meiner Jugend irgendwo in Fuchs-sagt-Hase-gute-Nacht-Örtchen wie "Stoanering" und dergleichen, aufnehen können. Die Mischung aus in meinen Ohren genialster Musik (Seeed, 80er, 90er, alles, nur nicht cool bitte, nichts was im Radio läuft), tollsten Leuten (alle relevanten Jahrgänge der Schule) und damals geliebten Alkoholmischungen (Wodka Bull, Malibu Kirsch). Darauf kommt heut anscheinend keiner mehr. Jedes mal wenn ich in den letzten Jahren irgendwo tanzte, war es nur der eher traurige Versuch, die alten Erinnerungen angemessen wieder aufleben zu lassen. Ziemlich erfolglos. Elektro und House mögen ihre Vorzüge haben. Sind in meinen Ohren aber (verzeiht, liebe Fans dieser Musikrichtungen) ein lächerlicher Kompromiss gegenüber ordentlich bebendem Dancehall.
Also Alkohol und Tanzen: Erinner ich mich gern dran, ist aber heute niemals mehr das, was es gestern war. Das Essen: Super, fein, werden wir sicher machen, wenn meine Eltern mich mal wieder mit einem Besuch beehren. Darauf freue ich mich ehrlich. Doch im Prinzip und eigentlich geht es dann weniger darum, einen Sieg zu feiern, als viel mehr, köstliches Futter in sich hineinzustopfen und die Anwesenheit geliebtester Menschen zu genießen.
"Und, feiert ihr?" Hm. Nach all diesen Gedankengängen schwang ich mich auf mein Radl. Strampelte los. Vorbei an Häusern und Straßen, entlang eines Baches und schließlich meiner über alles gelobpreisten Salzach. Und mit jedem Tritt spürte ich, wie sich das freudige Kribbeln in mir noch mehr entfachte. Ich schien zu fliegen, die ganze Welt schien um mich zu tanzen, ich fühlte mich unendlich frei und glücklich. Ich hatte den Job! Ich hatte den Job! Yeah! Und da wurde es mir klar: Das war meine Art, zu feiern. Mir fielen diese unendlich oft zelebrierten Momente ein, in denen ich beschwingt am Morgen loslief und je mehr meine Muskeln sich abrackerten, je weiter ich flog, desto breiter wurde auch das Grinsen auf meinem Gesicht. Geschmeidig wie ein Schweizer Uhrwerk schwangen meine Gliedmaßen im Takt zur (Dancehall, juhu!)-Musik aus meinem iPod, wie ein großer Tanz des Lebens zog ich meine Runden an der Salzach, über den Mönchsberg, um den wunderschönen Leopoldskroner Weiher.
Wann immer es etwas zum Feiern gab, zog es mich raus. Denn nirgendwo kann man etwas so feiern, wie im eigenen Herzen. Und wenn ich dann das Kribbeln im ganzen Körper spüre und mit jedem Hüpfer besagtes Herz gleiches tut, da spüre ich es wirklich: Ich bin verdammt glücklich. Etwas Neues kann beginnen. Mit dem ersten Satz nach draußen geht die Party los. Und so schwinge ich beseelt von dannen. Das ist es dann wohl: Meine Art zu feiern. Yeah!