Ach, ich kann mich noch gut erinnern. Als Dreikäsehoch und auch als Teenager gab es wenig das so cool war wie der eigene Geburtstag. In jedem Alter gab es einfach etwas Besonderes an diesem Tag. Wenn man mit fünf schon mit Heißhunger den bei Mama bestellten Schokokuchen erwartete, der erst zum Geburtstag seinen herrlich schokoladig-geburtstagskuchigen Duft und Geschmack entfalten wollte. Ihn im Ofen roch und schon wusste: Ja, das wird ein toller Tag. Natürlich spielten auch Geschenke eine große Rolle. Und dann all die Gratulationen. Überhaupt, man war einfach der Held, an seinem Geburtstag. Mit fünf wollten dann alle neben einem sitzen beim feierlichen Wiener- und Brezenessen im Kindergarten, mit sieben gab's doch auch bei fast jeder Lehrerin irgendein ganz spezielles Geburtstags-Highlight.
Damals schon bedeutungsvoll, kam spätestens beim Erreichen eines zweistelligen Alters noch ein immens wichtiger Faktor hinzu: Die Party! Während man mit fünf noch alles die Mama hat herrichten lassen, angefangen von Kochtopf und Holzlöffel zum Topfschlagen bis zu den lustigen Luftballons, steigt nun der Ehrgeiz. Die eigene fette Party schmeißen, am besten ganz ohne (sonst eigentlich sehr geliebte aber in diesem Moment eben leider leider, sie mögen uns diese undankbaren Gedanken verzeihen) peinliche Eltern, das wär's doch. Besagte Erziehungsberechtigte wurden ins Kino geschickt, Wochen davor der Kopf zerbrochen über die richtige Musik und am Ende Unsummen für möglichst coole (ab einem hier nicht näher eingegrenztem Alter alkoholische) Getränke ausgegeben.
Egal ob noch unschuldige Kindergartenpupser, die brav nachmittags bei Kaba und Schokotorte saßen, oder später die 14-Jährigen, für die die eigentliche Party keinesfalls früher als 19 Uhr losgehen durfte: Da war immer dieses tolle Gefühl. Dieses sich wie ein heller Glücksschein über den ganzen Tag legende "Ich hab Geburtstag". Ein Gefühl, das sich nach einem weichen Kissen anfühlte, nach Kerzen und Schokolade roch und sich wie eine Mischung aus coolem Rock und schnulzig-glücklichem Pop anhörte.
Jetzt ist das irgendwie ein bisschen anders. Ich will mich deutlich abgrenzen von all jenen Geburtstagstragödianten, die weinerlich und nur unter Protest ein weiteres Lebensjahr für abgeschlossen akzeptieren. Die bei Nachfrage kurz aber sehr konzentriert nachdenken, ob sie nicht vielleicht doch lügen sollten, bevor sie seufzend ihr (wahres) Alter bekanntgeben.
Ich finde nicht, dass ich alt bin und ich finde (zumindest bis jetzt) auch die Tatsache an sich nicht schlimm, dass man als irdischen Wesen nunmal gewissen biologischen Notwendigkeiten wie der des Alterns unterworfen ist.
Aber der Geburtstag ist für mich schon irgendwie zu etwas anderem geworden: Der Tag, an dem ein Strich gezogen wird. Altes lasse ich Revue passieren, gesetzte Ziele des gerade abgeschlossenen Lebensjahres überdenke ich, bestimmte Schlussfolgerungen kommen zu Tage. Erkenntnisse, manche schmerzend, manche trügerisch, manche auch erst halbfertig. Es geschieht nicht immer freiwillig, aber es geht nicht anders. Ich weiß nicht mehr genau, was ich mir an Silvester 2011-2012 gedacht habe, aber sehr wohl, was mir an meinem 22. Geburtstag durch den Kopf gegangen ist. Man hat seine Träume und versucht ihnen, manchmal mit warmen Gefühl im Bauch und manchmal mit fast schmerzvoller Euphorie, näher zu kommen. Manchmal hat man Angst, die Träume zu vergessen, käme das gefühltermaßen doch einer Selbstverleumdung gleich.
Und natürlich ist es auch ein Abschied. Abschied von dem was passiert ist, von der Freude über erreichte Ziele und der Trauer über gescheiterte Versuche im letzten Jahr. Man hatte ein Bild im Kopf, wie das Jahr werden könnte und gleicht nun ab: Besser? Schlechter? Oftmals: Einfach ganz anders als erwartet.
Am allermeisten kocht dann aber doch Freude hoch. Ein neues Jahr heißt 365 Tage mit jede Menge Chancen, Menschen, glücklichen, spannenden, vielleicht auch traurigen Momenten, mit Liebe und mit Hoffnung. Ein Hin und Her vom Zielestecken und Glücklich-im-Hier-und-Jetzt.
Alles in allem:
Ein neues Jahr und ein Riesen Stück Leben wartet nur darauf, erlebt zu werden.
Na, das klingt doch schon besser.
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