Samstag, 9. Februar 2013

Auf gute Freunde!

Wer heute etwas werden will, der erweitert seinen Horizont. Wer von einem spannenden Leben erzählen und mit der Zeit gehen möchte, der reist, fliegt, wechselt. Wechselt den Wohnort, Partner, Job, Hobbys und Gewohnheiten häufiger, als seine Schuhe. Wer still steht, verliert. Wer zufrieden ist, hat wohl noch nicht ausreichend hohe Ansprüche.

Ich wollte das nie direkt, aber diese Wandels- und Wandergelüste trieben mich immer weiter. Weit fort von Zuhause, bis ans andere Ende der Welt, durch Himmel und Hölle, mit einem Abstecher zuhause und weiter zu einem noch nicht erreichten ungewissem Ziel. Langsam komme ich nicht drumrum, mich zu fragen - Warum noch mal, das alles? Auf diese Frage brachten mich jedoch keine theoretisch-philosophischen Anwandlungen einer grüblerischen Nacht, noch nicht einmal selbstzerstörerisch-unfaire Vergleiche mit anderen, sondern ein ganz besonders schöner Abend mit ganz besonders schönen Momenten. Ein Abend mit zwei meiner engsten Freunde.

An dieser Stelle muss ich akuten Emotions- und Euphorieallergikern vom Weiterlesen tunlichst abraten, denn auf sehr kraftvolle, zuweilen schnulzig anmutende Formulierungen kann ich hier unmöglich verzichten. Ich stehe am Bahnhof und fühle mich unsicher und warte. Was grade noch wie ein guter Plan gewirkt hat, wird mal wieder von allen Seiten gedreht, beleuchtet, in Frage gestellt. So geht es mir oft, wenn ich mich auf eigenem Fuße bewege und auf zweite Absicherung verzichte. Je mehr Eigenverantwortung desto mehr eigene Fehler, je mehr Individualität und das Begehen seines "ganz eigenen Weges" desto weniger Fußstapfen, an denen man sich notfalls doch noch orientieren könnte. Jetzt stand ich hier am Bahnhof.

Und dann sind sie da. Zwei junge Männer inzwischen, in meinen Augen jedoch für immer die 15-jährigen Kumpels von damals. Ich werfe mich ihnen in die Arme und jeder Stress, jede Angst, in dieser Welt am falschen Fleck zu stehen, fällt urplötzlich von mir ab. Stattdessen ist da Wärme. Wenn ich sie mir so ansehe, die beiden Jungs, erzählen sie durch ihre bloße Anwesenheit all die tausend Geschichten, von denen ich nie genug bekommen kann.

Wir gehen ein Stück, wir reden, wir lachen. Vor allem sind wir einfach da und es spielt auf einmal keine Rolle mehr, welcher Tag und wieviel Uhr es ist, noch nicht mal das Kalenderjahr zählt jetzt noch. In diesem Moment gehört die Zeit einfach uns und steht still. Es ist auch ganz egal, was ich jetzt sage, denn, um es auf Gut-Bayerisch zu formulieren: Mir san mir.

Ja, und an dieser Stelle taucht dann wieder diese Frage auf: Warum kann das nicht reichen? Warum hat es mir damals nicht gereicht? Was soll das eigentlich alles, dieser Individualismus und Zeug, wenn man da am Glücklichsten ist, wo man sich in- und auswendig (aus-)kennt?

Mir ist klar, dass es darauf keine einzig wahre und doch viele möglicherweise richtige Antworten gibt. Dass einfach jede Medaille zwei Seiten hat und das Gras auf der gegenüberliegenden Seite 
selbst Zufriedene und Optimisten mit seinem Grün blenden kann.

Aber ich bin einfach glücklich, und das auch nach diesem Abend, inzwischen wieder da, wo mich mein Gefühl hingeleitet hat. Ich denke einfach zurück. Es gibt da einen Platz, an dem ich ausnahmsweise weder Sinn noch Bedeutung hinterfragen muss, an dem ich nicht zweifle und mögliche Alternativen abwäge. Und das beste: Ich kann jederzeit dorthin zurückkehren.


An die Seite meiner Freunde.

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