Dienstag, 1. April 2014

Menschen wie Wunder

Manchmal begegnet einem ganz unverhofft ein kleines Wunder. Man stolpert so durch den Tag, freut sich hier mal auf die eine Tätigkeit (Essen, die ersten Schritte an der frischen Luft), scheut oder fürchtet sich gar vor der anderen (Präsentation im Seminar). Oftmals "gfreits" einen, wie der Salzburger sagt, schlicht und ergreifend nicht, die nächstanliegende Aufgabe anzupacken. Und dann kommt da dieses Wunder.

Nein, ich spreche nicht von einer sich in zwei Hälften teilenden Salzach gleich der biblischen Durchquerung des Roten Meeres durch die Hand Moses und auch nicht von esoterischen Heilsteinen, Zaubertricks oder ähnlichem Firlefanz (Steinefans bzw. Zauberer mögen mir an dieser Stelle bitte verzeihen). Es geht um Menschen. Ganz besondere Menschen.

Wer jetzt zuerst an das "BAM!" einer Liebe auf den ersten Blick denkt, liegt zwar nicht komplett falsch, aber irgendwie doch. Denn hier und jetzt und in diesem Artikel beziehe ich mich auf ein heute getroffenes Beispiel, das für meine hetero gepolten Sinnesorgane aus sexueller Sicht uninteressant  ist. Denn es handelte sich um eine Frau.

Sie lachte und dabei zogen sich Lachfalten über ihre Augen, die sie nicht älter sondern jünger aussehen ließen. Sie hatte leichte Sommersprossen auf der Nase und wirklich kein im landläufigen Sinne schönes Gesicht. Dennoch kam sie mir in diesem Augenblick vor wie das schönste Wesen in diesem Universum. Ihre Figur ging dem aktuellen Schönheitsideal nicht gerecht werdend ziemlich in die Breite, ihre Kleidung glich ebenfalls nicht der eines Engels oder wenigstens Supermodels. Aber wie sie lachte, konnte ich mir gut vorstellen, warum ein Mann sie spontan heiraten würde.

Denn sie lachte nicht nur, sie strahlte auch eine tiefe Ruhe aus und schien den Lebensmut und gleichzeitig Beständigkeit von (mindestens) drei zu haben. Wäre sie quirliger gewesen, hätte es (mich) vermutlich genervt. Wäre sie ruhiger gewesen, hätte man möglicherweise erst mit viel Zeit und Geduld gemerkt, welch Lebensglück unter den tiefen Wassern sprudelte. So wie sie war, wollte ich trotz meiner Heterosexualität in ihrer Nähe bleiben. Eben nicht zum Knutschen, sondern einfach, weil ich mich verdammt gut fühlte. Ich komme wohl nicht darum, die bereits recht verbrauchte Metapher des "Felsen in der Brandung" zu bedienen. Denn so ruhig und stark, wie sie wirkte, war ich mir sicher: Mir kann in dieser Welt nichts mehr etwas anhaben.

Solche Menschen sind kostbar. Wie ungeschliffene Diamanten glänzen oder glitzern sie nicht, und in einem größeren Menschenauflauf würde man sie wohl kaum als das erkennen, was sie sind. Doch lernt man sie durch Zufall ein wenig kennen, machen sie das Leben auf einmal schöner. Sie geben einem, besonders wenn man grad mutlos und/oder "ungfreidig" ist plötzlich wieder Motivation, alles im Leben anzupacken, was man möchte.

Nicht zu kitschig möchte ich werden, wenn ich nun weiter erzähle, aber eine Sache muss an dieser Stelle gesagt werden. Ohne eine Ahnung, wie, habe einen dieser seltenen Steine gefunden und bewahre ihn seither so gut es geht an meiner Seite. Seit neuestem wohne ich mit ihm zusammen.

Vielleicht kann so mit ein bisschen Glück jeder Tag zum Wunder werden?

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